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Die Meute der Morrigan

Die Meute der Morrigan

Titel: Die Meute der Morrigan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pat O'Shea
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rief
Brigit.
    Aber er flog davon.
    Immer höher und höher stieg er,
und dann war er ganz zwischen Schäfchenwolken verschwunden.
    «Er ist weg. Na gut», sagte
Brigit betont munter, aber Pidge mußte ihr nur ins Gesicht sehen, um zu wissen,
was sie wirklich empfand. Sie sah aus, als nähme sie sich mit aller
Willenskraft oder Dickköpfigkeit, wie erwachsene Leute es manchmal nennen,
zusammen; und er wußte, daß nicht viel fehlte, und sie hätte geweint
    «Sei nicht traurig, Brigit.
Wenn wir heimkommen, mache ich genauso einen. Ich kann in einem Buch
nachschauen, wie es geht. Es ist sicher nicht allzu schwer.»
    «Er hat uns gehört! Er war in
dieser Nuß, und sie gehörte dir, oder nicht?»
    Sie soll nicht weinen, dachte
er. Wenn sie zu weinen anfängt, dann sagt sie vielleicht, daß sie nach Hause
will, und ich weiß nicht, was ich dann tun soll. Was soll ich nur sagen? Wenn
ich zu nett bin, fängt sie bloß zu heulen an.
    «Er hat nicht uns gehört Nur
der Flug war für uns. Denk dran, Brigit, nur wir auf der ganzen Welt haben so
eine Reise durch die Luft erlebt! Und du bist die einzige auf der Welt, die für
die Maines Flöte gespielt hat, stimmt’s?»
    «Ja», murmelte sie besänftigt.
    «Und ich verspreche dir, daß
ich dir einen basteln werde, wenn wir heimkommen.»
    «Und wann kommen wir heim?»
    Oje, da haben wir’s, dachte er.
    «Wenn unsere Suche vorbei ist.
Ich stelle mir vor, daß wir noch eine ganze Menge Abenteuer erleben werden.»
    «Gut», sagte sie, ohne betrübt
zu wirken.
    Pidge war sehr erleichtert
    «Wir sollten uns jetzt auf den
Weg machen», sagte er. «Obwohl ich nicht weiß, in welche Richtung wir gehen
sollen.»
    Ihrem Glück vertrauend, folgten
sie einer der Schafsspuren.
    «Und malst du auch ein Schiff
drauf, und hat er auch Bänder und alles?» fragte sie im Weitergehen.
    «Ja, natürlich.»
    «Und gehört er dann mir?»
    «Ja.»
    «Also, Pidge, wenn ich’s dann
kann, stricke ich dir — zwei Paar Socken.»
    «Nur zwei Paar? Tom Cusack hast
du zwanzig Paar für deine Brosche versprochen», antwortete er lachend.
    Sie seufzte tief.
    «Ach du liebe Zeit, erinnere
mich nicht daran. Ich werde mein Leben lang dazu brauchen.»
    Die Schafsspur führte sie auf
besseren Boden und später zu einem breiteren Weg, in den die Spuren von
Wagenrädern zwei flache Rinnen gegraben hatten. Wo der Grund felsig war,
wuchsen immer wieder Heidelbeeren, und überall gab es Brombeerbüsche. Sie
pflückten von Zeit zu Zeit eine Handvoll und aßen die glänzenden, reifen
Beeren.
    «Brigit», sagte Pidge, «bist du
sehr hungrig?»
    «Nein. Aber die ess’ ich gern.»
    «Seit dem letzten Stück
Schokolade haben wir überhaupt nichts gegessen.»
    «Nein. Warum?»
    «Wir müßten fürchterlichen
Hunger haben, aber wir haben keinen. Ich frage mich, wie spät es wohl ist Wir
wissen gar nicht, ob es Zeit fürs Frühstück oder fürs Mittagessen ist.
Normalerweise sagt uns unser Magen, wie spät es ist.»
    «Was?» schrie Brigit und bekam
einen so heftigen Lachanfall, daß sie sich ein paar Minuten hinsetzen mußte.
    «So was hab’ ich noch nie gehört»,
prustete sie, als sie wieder Luft bekam. «Mein Magen soll mir die Zeit sagen.
Es wundert mich nur, daß ich ihn nicht jeden Abend aufziehen muß.»
    Pidge war froh, daß sie lachte
und ihre Enttäuschung über den Drachen vergessen hatte.
    «Ich meine, erst ist man
hungrig, und dann ißt man und fühlt sich für eine Weile satt; und dann, nach
einer Weile, fühlt man sich nicht mehr ganz so satt; und noch ein bißchen
später weiß man, jetzt könnte man ein Butterbrot vertragen; und noch später
wird man wieder etwas hungrig. Und dann, kurz darauf, hat man wieder richtig
Hunger. Und das alles teilt den Tag irgendwie in Stücke ein.»
    Aber Brigit fand es immer noch
sehr lustig und sagte lange Zeit danach immer wieder zu Käfern und
Schmetterlingen und allen lebendigen Wesen, denen sie begegneten: «Wieviel Uhr
ist es nach deinem Magen?»
    Gelegentlich blieb Pidge stehen
und schaute sich nach allen Seiten um, ob er irgend etwas sähe, das sich
bewegte und einer der sie verfolgenden Hunde sein könnte — nicht, weil er
wirklich erwartete, einen zu entdecken, sondern weil er meinte, er müsse das
tun.
    Er war froh, jedesmal
festzustellen, daß sie allein waren, bis auf die Insekten und eine Schar
närrischer Hasen, die weit, weit entfernt miteinander balgten — in viel zu
großer Entfernung, als daß es sich gelohnt hätte, sie zu beobachten. Lerchen
sangen hoch

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