Die Meute
Hardman unter den Hunden begraben ... Das Bild blitzte vor Larrys geistigem Auge auf . Jetzt war er über dem Zaun. Gleich hatte er es geschafft. War frei und in Sicherheit.
Er konnte den Schäferhund nicht länger ignorieren.
Mit triumphierendem Lächeln nahm er den Schürhaken und schlug, als der Hund wieder sprang, nach seinem Kopf.
Um Zentimeter sauste das Eisen am Kopf des Tieres vorbei. Den Schwanz zwischen die Hinterbeine geklemmt, lag der Hund am Boden. Besiegt. Wieder zog Larry sich weiter. Der Hund sammelte seine Kräfte zum letzten Sprung. Larry packte den Schürhaken fester.
Der Hund schnellte sich zu ihm hoch.
Larry schlug zu, als der Hund absprang. Sausend fuhr der Schürhaken durch die Luft. Wieder schnappte der Schäferhund zu, und diesmal erwischte er Larrys Handgelenk. Der Schürhaken fiel zu Boden, als das Tier seine Zähne in Larrys Arm grub. Es ließ nicht mehr los.
12.
Nervös beobachtete Kenny das aufgewühlte Wasser, war aber völlig unvorbereitet, als die Rita Baby kenterte. Das Boot prallte gegen irgend etwas, stieg hoch und tauchte dann mit dem Bug voraus in ein Wellental. Kenny, der eben noch mit weit gespreizten Beinen am Steuer gestanden hatte, stürzte kopfüber in das eisige Wasser.
Er ging unter, schluckte salziges Wasser und kämpfte sich wieder nach oben. Verzweifelt suchte er nach dem Boot. Aber eine Welle schlug ihm ins Gesicht und drückte ihn nach unten. Seine Stiefel füllten sich mit Wasser und zogen ihn in die Tiefe. Ohne in Panik zu fallen, riß er sie sich von den Füßen und ruderte wieder nach oben.
Das Boot. Zunächst konnte er es nicht sehen, und der Gedanke, daß es gesunken sein könnte, erschreckte ihn. Ohne das Boot war er verloren. Doch dann hob ihn eine Welle hoch, und er sah es in etwa dreißig Meter Entfernung kieloben treiben. Er begann um sein Leben zu schwimmen. Aber das Boot trieb weg von ihm. Aus dreißig Metern wurden vierzig. Wie von Sinnen peitschte er mit Armen und Beinen das Wasser. Die Wellen hielten ihn zurück, warfen ihn dann wieder vorwärts. Langsam verringerte sich der Abstand.
Schließlich gelang es ihm, sich an den überlappenden Planken festzukrallen und auf den Bootsrumpf zu klettern. Er hatte eine Menge scheußlich schmeckendes Wasser geschluckt. Aber er lebte.
Wie lange der Rumpf schwimmen würde, wußte er nicht. Höchstens ein paar Stunden, dachte er. Außer, der Sturm wurde schlimmer. Dann hatte er nur noch Minuten.
Irgend etwas schlug dumpf an das Heck des Bootes. Er wandte sich um, sah aber nichts. Wieder balancierte das Boot auf dem Kamm einer Woge, tauchte dann von neuem nach unten. Da sah Kenny die gelbe Bootsjacke. Er wollte nach hinten kriechen, aber das Heck sank gefährlich ein, und er kam nicht weiter. Er konnte nur fassungslos zusehen, wie die gelbe Jacke mit dem, was darunter verborgen war, am Boot vorbeischwamm. Dann war sie plötzlich verschwunden.
Len?
Len, der gemütliche Bierbauch? Len, der so dröhnend lachen konnte? Tot? Unmöglich. Wieviel Zeit war vergangen, seit das Boot umgekippt war? Fünf Minuten? Höchstens zehn. Er wußte es nicht. Er hatte Len vergessen. Sich selbst gerettet und Len vergessen. Vielleicht hätte er Len retten können. Vielleicht war das gar nicht Len.
»Len!« Das Rauschen und Klatschen der Wogen verschlang seine lautesten Schreie. »Lenny!« Was zum Teufel sollte er sonst tun?
Dann sah er wieder die gelbe Jacke. Diesmal konnte er Hände erkennen und einen dunkelhaarigen Kopf. Lenny! Aber das Boot trieb in der falschen Richtung.
Ein Arm schien sich aus dem Wasser zu strecken. Aber er war so weit weg. Kenny richtete sich ein wenig auf. Jetzt konnte er besser sehen. Der Körper schwamm mit dem Gesicht nach oben.
Die Hand bewegte sich wieder. Kein Zweifel – Lenny war noch am Leben.
Verzweifelt suchte er nach einer Möglichkeit, das Boot in die richtige Richtung zu lenken. Aber er konnte nichts tun. Len trieb immer weiter ab. Aber so konnte er ihn nicht verrecken lassen. Paß auf den Arsch deines Kameraden auf, hatten sie in Vietnam gesagt. Paß auf ihn auf. Er schlüpfte aus Hose und Hemd, holte Atem und sprang kopfüber in das wogende Wasser.
Dianes Herzschlag stockte. Atemlos vor Entsetzen beobachtete sie die schreckliche Szene. Der Schäferhund hatte Larrys Unterarm zwischen den Kiefern und hing baumelnd daran in der Luft. Das Kabel straffte sich. Larry hielt sich mit der linken Hand daran fest und versuchte verzweifelt, seinen rechten Arm loszureißen. Aber
Weitere Kostenlose Bücher