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Die Meute

Die Meute

Titel: Die Meute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Fisher
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auf den Boden. »Wann, glaubst du, wird Kenny hier sein?«
    Er schlüpfte aus der nassen Hose, dann aus der nicht weniger feuchten Unterhose und warf beides zum Hemd. »Ich bin nicht sicher, ob er überhaupt kommt, Diane«, sagte er schließlich, ohne sie anzusehen. »Kenny hat kein Verantwortungsgefühl, man kann sich auf ihn nicht verlassen.«
    »Und was tun wir?«
    »Wir warten. Wir warten auf die Polizei oder auf die Küstenwache oder auf Superman oder sonst irgendwer« Auch jetzt, da er trockene, warme Kleidung angezogen hatte, zitterte er noch.
    Diane schien es nicht zu bemerken. »Larry«, begann sie, »dieser Hund hat deinen Sohn gebissen, und ich weiß – ich weiß nicht... «  Die Stimme drohte ihr zu versagen. »Larry, tu etwas«, flehte sie. »Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Verstehst du denn nicht?« Ihre Stimme war schrill geworden. »Sein Arm wird ganz grün und blau. Ich – ich habe Angst, Larry. »
    Er trat zu ihr und nahm sie in die Arme. Endlich. Sie brauchte ihn. In unzusammenhängenden Worten brach es aus ihr heraus. Der Gedanke an eine Tollwutinfektion machte sie fast hysterisch. Wochen des Schmerzes für Josh. Spritzen mit langen Nadeln. Wenn es ihnen überhaupt gelang, ihn rechtzeitig ins Hospital zu bringen. Und was hieß rechtzeitig? Innerhalb eines Tages? In einer Woche? War es vielleicht  schon zu spät? »Wir kommen hier nicht mehr raus«, sagte sie. »Ganz ausgeschlossen. Tu etwas, Larry. Tu etwas, bitte. Bitte -bitte! »
    Die Hunde hatten gewonnen. Er schämte sich nicht länger, das zuzugeben. Allein wurde er mit ihnen nicht fertig. Aber die Hunde hatten viel Glück gehabt. Der Sturm auf dem Festland. Die Abreise der Nachbarn. Der verdammte griechische Frachter, der im falschen Augenblick auf Grund lief. Schicksal. Dennoch war er noch nicht bereit aufzugeben. Ausdauer. Das war die Grundlage seines Erfolges gewesen. Alles war nur eine Frage der Zeit. Sie mußten warten, nur warten.
    Diane klammerte sich an ihn. »Angst, so Angst, hilf...«, stammelte sie.
    Gott, wie sollte er aus dem Haus? Das war einfach nicht möglich. Und doch – als er sie so in den Armen hielt, wußte er, daß ihm nichts anderes übrigblieb.
    Er küßte sie. »Schon gut«, flüsterte er. »Ich hole jetzt das Auto. Verstehst du?«
    Diane sah ihn einen Augenblick lang fragend an und nickte dann.
    »Alle sollen sich warm anziehen und hier unten warten. Die Küchentür bleibt verschlossen, bis das Auto davorsteht. Ich fahre so nahe heran, daß die Hunde nicht zwischen Wagen und Haus können. Verstehst du mich?«
    Wieder nickte sie.
    »Gut. Nimm die Papiertüte aus dem Kühlschrank mit. Wir brauchen das für die Ärzte. Verstehst du?«
    »Ja«, sagte sie schwach.
    Es würde gelingen, da war er sicher, doch eigentlich gab es gar keinen Grund für ihn, so etwas Gefährliches überhaupt zu wagen. Er würde Hilfe kommen. Morgen, am Tag danach, irgendwann. Aber sie würde kommen. Warum also?
    Für Diane, sagte er sich. Und für mich selbst, gestand er sich gleich darauf ein.
    Im roten Mantel seiner Mutter fand er die Schlüssel des Chevys. Er holte sich den Schürhaken, ein scharfes Messer, zwei Stücke Seil, einen zusätzlichen Gürtel und einen anderen Hammer. »Ich bin soweit«, verkündete er.
    Diane inspizierte seine Ausrüstung. Das Messer stak rechts im Gürtel, der Hammer links. Der zweite Gürtel hing ihm lose um den Bauch. Die beiden Seilstücke hatte er über der Schulter, den Schürhaken in der rechten Hand.
    »Nicht gerade die Standardausrüstung eines Bergsteigers«, sagte er.
    Diane lächelte – seit Tagen zum erstenmal. »Larry«, begann sie, aber er ließ sie nicht weiterreden.
    »Macht euch keine Sorgen«, versuchte er sie zu beruhigen. »Haltet euch bereit. Und vergeßt die Papiertüte nicht.«
    Zum letztenmal kletterte er auf den Dachboden hinauf. Er würde jetzt dieses Haus verlassen. Seine Familie in Sicherheit bringen. Ganz allein.
    Über das Fensterbrett kletterte er auf das Dach hinaus. Diesmal war es einfacher. Die Schindeln waren bereits gelockert. Er erreichte das Kabel, stieß das Messer in eine der Dachschindeln, um sich daran festhalten zu können, legte den zweiten Gürtel über das Kabel, öffnete seinen eigenen Gürtel und machte ihn daran fest.
    Dann band er sich das eine Ende eines der beiden Seilstücke um, zog es über das Kabel und band seine Füße in Knöchelhöhe daran fest. Ähnlich verfuhr er mit dem anderen Stück Seil, das er sich unter den Achseln um den

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