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Die Mission des Wanderchirurgen

Die Mission des Wanderchirurgen

Titel: Die Mission des Wanderchirurgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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Augenblicks. »Wenn du dich erkenntlich zeigen möchtest, oh, Herr, so hätte ich eine bescheidene Bitte.«
    »Nenne sie. Sie ist so gut wie erfüllt.«
    »Nun, die Reise war lang, Herr, und ich hatte Gelegenheit, die Dienerin Rabia näher kennen zu lernen. Sie ist eine außerordentlich sittsame und kluge junge Frau, die genau wie ich keine Eltern mehr hat. Ich erbitte dein Einverständnis, sie heiraten zu dürfen.«
    »Nein!« Wieder schoss die Gebieterin von ihrem Platz hoch, und wieder wurde sie von ihrem Gemahl auf den Diwan zurückgezogen.
    Chakir Efsâneh lächelte. »Du hast meine Erlaubnis. Und wir wollen gern dafür sorgen, dass die Festlichkeiten in einem nicht zu kleinen Rahmen stattfinden, nicht wahr, meine Teure?«
    Âmina Efsâneh nickte steif.
    Ihr blieb nichts anderes übrig, als eine weitere Frucht zu essen.

[home]
    Der Handelsherr Hadschi Moktar Bônali
    »Die Wasserpfeife schmeckt nicht mehr.
Vielleicht liegt es am Opium, vielleicht auch am Rosenwasser.
Wahrscheinlich am Rosenwasser. Ich werde es demnächst
mit Tamariskenblüten versuchen, das ist auch billiger.
Was hattest du mich gefragt? Ob ich euch verraten werde?
Die Antwort ist nein.«
    S eit drei Tagen kauerten die Sklaven nun schon gefesselt in der Ecke des Hofs – stets bewacht von einem bewaffneten Kameltreiber und hin und wieder leidlich versorgt mit Nahrung. Das Wasser, das sie zu ihrer schmalen Kost tranken, teilten sie sich mit den vielen Tieren aus der Zisterne. Wenn man davon absah, dass sie buchstäblich wie Vieh behandelt wurden, ging es ihnen vergleichsweise gut.
    In der vergangenen Nacht jedoch war ein folgenschweres Unglück geschehen: Ein nur wenige Gassen entfernt arbeitendes Wasserrad, das die Versorgung des Viertels sicherstellte, hatte der jahrelangen Beanspruchung nicht mehr standgehalten und war gebrochen. Die Zufuhr an kühlem Nass hatte aufgehört. Da Mensch und Tier aber trotzdem trinken mussten, war der Wasserspiegel in der Zisterne rasch abgesunken. Die Freunde, die von alledem nichts wussten, wurden unruhig und bekamen es schließlich mit der Angst zu tun, doch niemand war da, der ihnen die bedrohliche Situation erklärt hätte.
    Als die Sonne wie immer am frühen Vormittag hinter den umliegenden Dächern emporstieg, setzte die Hitze mit aller Macht ein. Sie dörrte ihnen alsbald das Hirn aus und sorgte dafür, dass jedes Gespräch erstarb. Nicht ein kühler Fleck bot sich ihnen auf der ganzen großen gepflasterten Fläche.
    »Was gäbe ich nur für ein gewässertes Sonnensegel, wie wir es im Souk von Tanger hatten«, krächzte der Magister.
    »Wui, wui«, bestätigte Enano matt. Sein kleines Mondgesicht war puterrot.
    Alb gurgelte irgendetwas. Ngongo, der niemals viel sagte, beugte sich mit seinem mächtigen Oberkörper über den Zwerg, so dass ein Schatten auf ihn viel. Er tat dies mehrere Male am Tag, denn ihm als Schwarzen machte die Hitze am wenigsten aus – dem Winzling dagegen, mit seiner weißen Haut und den roten Haaren, am meisten. Wassel murmelte etwas von den immergrünen, wohltuenden Wäldern in Böhmen.
    Bald würde die Sonne im Zenit stehen und anschließend quälend langsam nach Westen abwandern, bis sie endlich wieder hinter den Dächern verschwand und kühlere Temperaturen auf dem Hof Einzug hielten.
    Auch Vitus litt. Mensch und Tier waren nicht mehr in der Lage, an das verbliebene Wasser in der Zisterne heranzukommen. Wollte man sie verdursten lassen? Mühsam hob er den Kopf und bemerkte, dass der Viehbestand auf dem Hof sich erheblich verringert hatte. Die Tiere, die noch da waren, schrien vor Durst. Waren die anderen schon an Wassermangel gestorben? Ging das so rasch? Hatte man ihre toten Körper bereits entfernt? Er kam nicht mehr dazu, den Gedanken weiterzuspinnen, denn plötzlich stand ein fremder Knabe vor ihm. Er verbeugte sich höflich und sagte: »Ich suche den Mann, der häufig blinzelt.«
    »Den Mann, der häufig blinzelt?«, wiederholte Vitus träge. »Ach so, du meinst den Magister.« Er wies auf den kleinen Gelehrten neben sich.
    Der Knabe wiederholte die Verbeugung und entbot einen Gruß.
    Der Magister murmelte eine Antwort und musterte den Ankömmling aus rot entzündeten Augen. Wie um ihm zu bestätigen, dass er an den Richtigen geraten war, blinzelte er ein paar Mal heftig.
    Jetzt passierte Erstaunliches: Der Knabe zog einen scharfen Dolch hervor und durchtrennte mit wenigen Schnitten die Handfesseln des kleinen Gelehrten.
    Der wusste kaum, wie ihm geschah. »Verbindlichen

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