Die Mission
aberwitzig. Aber ich werde mich nicht mit einem Dupe herumstreiten. Halten Sie diesen Wagen sofort an, Hauptmann. Meine … Kollegin« – die Dämonin warf der Shade einen hämischen Blick zu – »und ich steigen aus und schlagen uns allein nach NoirVille durch.«
Kollegin? Wie konnte die Dämonin eine Kollegin der Shade sein?
Weiße Menschen betrachteten die Shades nicht als Kollegen, sie hielten sie sich als Sklaven, und das auch nur dann, wenn sie sich keine Schlitzaugen leisten konnten.
Schließlich sah sich der hochgewachsene junge Mann genötigt, in die Konversation einzugreifen. »Wir hatten noch keine Gelegenheit, uns bekannt zu machen, junge Dame. Oberst Vanka Maykow, staatlich anerkanntes Medium. Ich war so frei, Sie soeben aus Crowleys Fängen zu befreien.« Er streckte ihr die Hand entgegen, doch die Dämonin ignorierte sie und fuhr fort zu schmollen. »Nun, junges Fräulein, wenn Sie meine Hand ausschlagen, so werden Sie vielleicht doch einen guten Rat annehmen. Der Hauptmann hat recht. Wenn wir die Checkya im Nacken haben, ist das Ghetto der einzige Ort, an dem wir uns verstecken können. Und was NoirVille angeht … nun, ich glaube nicht, dass Sie sich bis dahin durchschlagen können, ohne gültige Papiere oder Geld. Nicht dass Sie oder Ihr Wohlbefinden mir besonders am Herzen lägen, aber das Schicksal meiner Freundin, Miss Thomas, ist mir wichtig.«
Hatten jetzt etwa alle den Verstand verloren? Wie konnte ein Arier eine Shade als Freundin bezeichnen? Das war abartig.
»In diesem Augenblick werden überall im ForthRight Winkersignale an die Kontrollposten der Checkya versandt, um vor einer jungen Frau zu warnen, die Aaliz Heydrich verdammt ähnlich sieht«, fuhr Vanka fort und zog sein Zigarettenetui aus der Tasche.
Trixie machte große Augen: Die Dämonin hatte tatsächlich große Ähnlichkeit mit Aaliz Heydrich. Sie war erstaunt, dass sie das nicht schon eher bemerkt hatte. Hätte die Dämonin blondes Haar statt schwarzes und weniger von diesen schrecklichen Narben im Gesicht, hätte sie ihre Zwillingsschwester sein können! Wahrscheinlich hatte die große Prellung im Gesicht der Dämonin sie getäuscht.
»… und mit einer Shade unterwegs ist.« Der Mann hielt plötzlich inne. »Tut mir leid, Ella … einer Farbigen.«
Der Kerl hatte sich tatsächlich bei der Shade entschuldigt!
»Schon gut«, entgegnete die Shade und nickte in Richtung der Dämonin. »Im Augenblick habe ich ganz andere Sorgen, als dass ich mich wegen einer billigen rassistischen Äußerung aufregen könnte.«
»Letztendlich, meine Verehrteste …«
»Zu Ihrer Information, ich heiße Norma Williams«, fiel die Dämonin ihm ins Wort und schüttelte hochnäsig den Kopf.
»Wie Sie wünschen. Letztendlich werden Sie allein aussteigen müssen, wenn Sie das wirklich wollen, Miss Williams. Ich lasse nicht zu, dass Ella sich wegen Ihrer Halsstarrigkeit in Gefahr begibt. Wir haben Sie ein Mal gerettet, aber ich würde nicht darauf wetten, dass wir es ein zweites Mal tun.«
»Ich muss nach NoirVille«, beharrte die Dämonin und warf Vanka einen bösen Blick zu, als dieser seine Zigarette ansteckte. »Im Übrigen wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie das Rauchen sein ließen, Oberst.«
Vanka ignorierte die Dämonin und blies eine Rauchwolke an die Decke des Wagens. »Und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Ihr Köpfchen etwas mehr anstrengen und dafür Ihre Forderungen etwas herunterschrauben könnten.«
»Ich finde, wir sollten Vankas Rat beherzigen, Norma«, erklärte die Shade versöhnlich.
»Vielen Dank, aber ich brauche deinen Rat nicht«, fauchte Norma zurück.
Die Shade nahm sich zusammen. »Mir brauchst du nicht die selbstherrliche und allmächtige Präsidententochter vorzuspielen, Süße. Ich werde für uns beide denken, damit wir heil hier wieder rauskommen. Schließlich bin nicht ich diejenige, die den Hals in der Schlinge hat.«
»Nenn mich ja nicht Süße«, erwiderte Norma wütend.
»Ich nenne dich so, wie es mir verdammt noch mal passt.«
Trixie hielt es nicht länger aus. »Bitte, bitte, können wir diesen Streit nicht beenden? Ob es uns passt oder nicht, wir sitzen alle im selben Boot. Vielleicht sollten wir uns erst einmal vorstellen.« Niemand widersprach, also entschied Trixie, den Anfang zu machen. Sie nahm die Mütze ab und schüttelte ihr langes blondes Haar. »Ich bin Lady Trixiebell Dashwood …«
»Die Lady kannst du dir sparen«, schnaubte Norma verächtlich. »Nach der kleinen Balgerei heute
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