Die Mission
konnte, war er so voll mit Alkohol und Blut, dass er sich wahrscheinlich gar nicht mehr daran erinnern konnte, was er gehört hatte, und ein ranghohes Mitglied der Partei zu beleidigen, indem er das ehrenrührige Gerücht wiederholte, Kommissar Dashwood sei zum nonNix und Volksfeind erklärt worden, war das Letzte, was er sich leisten wollte.
»Alles ein Missverständnis«, erklärte der Baron und tat den Verdacht des Kommandanten mit einer Handbewegung ab. »Ich bin vom Führer rehabilitiert worden und soll mich um die Sicherung der Eisenbahnlinien kümmern. An einem der Eisenbahndämme hat es einen Erdrutsch gegeben. Ich brauche dringend Männer, um ihn abzutragen, bevor die ersten Militärzüge anrollen.«
»Wie viele Männer brauchen Sie, Kamerad Kommissar?«
»Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie alle polnischen Häftlinge antreten lassen könnten«, befahl der Baron.
»Alle?« Die Stimme des Lagerkommandanten klang sichtlich besorgt. »Wir haben ungefähr fünftausend von diesen Hundesöhnen hier, und wegen des Festes sind nur zwanzig Mann im Dienst. Diese Polen sind ziemlich verzweifelt, mit zwanzig Männern kann ich sie nicht in Schach halten. Besser, wir legen ihnen Ketten an.«
»Das wird nicht nötig sein.« Der Baron warf dem Kommandanten ein beruhigendes Lächeln zu. »Machen Sie sich darum keine Sorgen, Kamerad Kommandant. Ich habe zwanzig meiner eigenen Männer zur Verstärkung mitgebracht.«
Der Baron deutete auf Crockett, der schneidig salutierte, als der Kommandant ihn prüfend musterte. »Kamerad Hauptmann Crockett, zu Diensten, früher bei den Wellington Wranglers. Es sind fähige Männer, Sir. Sie werden Sie nicht enttäuschen.«
Zwanzig Minuten später waren die schlechtgelaunten und mürrischen Polen vor ihnen angetreten. Der Baron warf einen Blick auf die unruhigen, murrenden Häftlinge und fand, dass der Kommandant allen Grund zur Sorge hatte. Die Kerle sahen wirklich aus wie ein gefährlicher Mob. Die Miliz beäugte sie nervös und hielt ihre M4-Gewehre auf sie gerichtet.
»Ich will mich kurz an die Arbeiter wenden«, erklärte der Baron.
Der Lagerkommandant warf ihm einen überraschten Blick zu. Niemand wandte sich an die Polen, man schrie sie an, man versetzte ihnen Tritte, aber man wandte sich nicht an sie.
Noch während der Kommandant sich diese Ungereimtheit durch den vom Alkohol benebelten Kopf gehen ließ, trat der Baron vor die verwahrlosten, entschieden unglücklich wirkenden Arbeiter. »Polen«, rief er so laut er konnte, »während ich zu euch spreche, sind die Streitkräfte des ForthRight dabei, den letzten Widerstand der Freien Armee Warschaus zu brechen.«
Ein wütendes Raunen flog durch die Menschenmenge. Der Lagerkommandant zog seine Mauser und entsicherte sie. Man sah ihm an, was er dachte: Je schneller die Polen ins Gras beißen, desto besser.
»Nur ein paar tausend tapfere Soldaten der Freien Armee Warschaus stehen den Schergen der SS und diesem Schurken Reinhard Heydrich gegenüber«, fuhr der Baron fort. »Ich habe beschlossen, Warschau zu Hilfe zu kommen.«
Totenstille breitete sich auf dem Platz aus, während alle verdutzt darüber nachdachten, was der Baron gerade gesagt hatte. Der Kommandant zerbrach sich den schweren Kopf darüber, wie der Baron dazu kam, Worte wie »Schergen« und »Schurke« zu benutzen, um die SS und den Großen Führer zu beschreiben.
»Es ist Zeit, die Ketten der Sklaverei ein für alle Male zu sprengen!«, rief der Baron.
Der Lagerkommandant sah ihn mit einem Ausdruck der Verwirrung an. Endlich hatte er in seinem benebelten Hirn eins und eins zusammengezählt. Doch die Lösung der mathematischen Gleichung rettete ihn nicht. Der Baron lächelte ihm zu und jagte ihm eine Kugel durch den Kopf, woraufhin Crocketts Männer seinem Beispiel folgten und kurzen Prozess mit den restlichen Wachen machten. Die polnischen Häftlinge standen reglos auf dem Platz und konnten die plötzliche Wende nicht fassen.
»Polnische Soldaten«, rief der Baron mit lauter Stimme, »während ich zu euch spreche, überfallen Kämpfer des königlichen Verteidigungsbundes einen Militärzug mit genug Waffen und Munition für euch alle.« Der Blick des Barons schweifte über die schmutzigen, verwirrten Männer. »Ich appelliere an euch, schließt euch unseren tapferen Soldaten der FAW in Warschau an und kämpft mit ihnen gegen die Tyrannei der SS !«
Und zum Erstaunen des Barons brach die Menge in Jubel aus.
Der Zug war zu früh dran. Cassidy hatte gerade den
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