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Die Mission

Die Mission

Titel: Die Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rod Rees
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Burlesque das letzte Quäntchen Verstand, das er vielleicht einmal gehabt haben mochte, endgültig verloren hatte. Vanka blickte sich um. Selbst im Halbdunkel war nicht zu übersehen, dass das Hinterzimmer des Prancing Pig – das beste Zimmer, wie Burlesque nicht müde wurde zu betonen – schmutzig, verwahrlost und von Ungeziefer verseucht war, falls man die braunen Flecken auf dem mit Löchern und Kratzern verunstalteten Tisch als Hinweis verstehen wollte. Er konnte sich nur schwer vorstellen, wie tief man in der Scheiße stecken musste, um aus dem Prancing Pig ein vornehmes Lokal zu machen.
    »Glauben Sie mir, Burlesque, das schaffen Sie nur, wenn Sie die Abrissbirne bestellen. Das miese Image werden Sie sonst nie los.« Vanka schüttelte den Kopf und nahm einen Schluck von dem Drink, der ihm gerade serviert worden war. Wie er vermutet hatte, war er so verwässert, dass ein Fisch darin hätte überleben können. »Außerdem, warum wollen Sie das tun? Ich dachte, Sie hätten Ihre Nische gefunden.« Er zeigte mit dem Kopf auf den bunt gemischten Haufen von Individuen, der die Kundschaft des Prancing Pig ausmachte. »Indem Sie den intellektuell Minderbemittelten das Geld aus der Tasche ziehen.«
    »Weil irgend’n Scheißer versucht, mich umzubringen«, entgegnete Burlesque und sah sich übertrieben theatralisch in der Schenke um.
    »Das wundert mich nicht, Burlesque, bei Ihren Machenschaften.«
    »Ich mach kein Spaß, Wanker. Letzte Woche ham’se zwei Mal auf mich geschossn, und heut kam das hier.« Er kramte in der Innentasche seines weiten schwarzen Mantels – nun, jetzt war er schwarz, ursprünglich war er, soweit sich Vanka erinnern konnte, hellgrau gewesen – und zog ein schmieriges Blatt Papier heraus. »Ich hätt mir beinah in die Hose gemacht vor Schreck.«
    Vanka wünschte, er hätte seine Handschuhe anbehalten, während er das Blatt vorsichtig entfaltete und las:
    An Burlesque Bandstand
    Wir wissen, dass du den Dämon verraten hast.
    Du bist das grausame Ungeheuer, das seine Häuser der Schande dazu benutzt, die Unterdrückung der Frau zu fördern und unter der Arbeiterklasse Hedonismus und Zügellosigkeit zu propagieren. Wenn du deine widerwärtigen, misogynen Aktivitäten nicht innerhalb einer Woche aufgibst, werden wir dich hinrichten.
    In der Bereitschaft, dich leiden zu lassen,
ein Freund
    Burlesque nippte an seiner Lösung. »Was für ’ne erbärmliche Welt, wo sich ’n angesehner Geschäftsmann wie ich mit solchen Drohungen ausnandersetzen muss. Is schon ’n Ding, wenn eine ehrliche Haut wie ich um sein Leben fürchten muss.« Er zog seinen Gehrock beiseite und zeigte ihm den Webley-Revolver, den er im Gürtel trug.
    Vanka schluckte, ohne auf die Schmerzen in seinem lädierten Kiefer zu achten. Er konnte Gewalt nicht leiden. Er mochte nicht einmal daran denken. Also beschloss er, den Gedanken daran zu vertreiben, und zuckte nur verächtlich die Achseln. Solche Drohbriefe bekam er fast jeden Tag, meistens von eifersüchtigen Ehemännern. »Was ist denn an der Sache mit dem Dämon dran?«
    »Ach, gar nichts, jedenfalls nichts von Bedeutung«, murmelte Burlesque leichthin und kaute an einem Fingernagel, der bereits gänzlich abgeknabbert war.
    Elender Lügner.
    »Nichts von Bedeutung? Erzählen Sie mir nichts, Burlesque. Wie kann man einen Dämon als nichts von Bedeutung bezeichnen?«
    »Hörn’Se, Wanker. Ich kann dazu nichts sagen, kapiert? Is ’ne vertrauliche Angelegenheit«, erklärte Burlesque und klopfte sich gegen die Nase.
    »War es denn überhaupt ein echter Dämon?«, fragte Vanka.
    Burlesque sah sich in der Kneipe um. »Und ob!«
    Vanka warf dem Fettsack einen Blick zu, der an Bewunderung grenzte. Dämonen – nicht dass er selbst an Dämonen glaubte – waren Dinge, mit denen sich im ForthRight nur bedeutende Persönlichkeiten befassten.
    »Schrecklich, was?«, wimmerte Burlesque. »Obendrein macht es kein’ Sinn. Was heißt eigentlich misogyn, Wanker?«
    »Dass Sie Frauen hassen.«
    »Was fürn Unsinn, wie, Burlesque?«, spottete Sporting. »Was ham du und ich heut Mittag denn getrieben …?«
    »Vergiss es!«, schnitt Burlesque ihr das Wort ab. Nicht dass irgendein Kumpel seiner Frau das mitkriegte. »Was zählt, is, dass ich das nich auf die leichte Schulter nehm’ kann, stimmt’s, Wanker? Is doch schrecklich, oder?«
    Vanka nickte verständnisvoll. Und das lag vor allem an dem Schlüsselwort »leiden«. Es ließ darauf schließen, dass der Verfasser den Suff-Ra-Getten

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