Die Mission
Assistentin vertraut machen, dann können wir auch gleich damit anfangen.« Er setzte sich neben Ella auf die Couch. »Tun Sie so, als kämen Sie zu einer übernatürlichen Sitzung.«
Ella nickte, hielt aber so viel Abstand, wie auf der Couch möglich war. Der Kerl war ein Halunke und sie fest entschlossen, ihre Beziehung auf rein professioneller Basis zu halten. Letztendlich war er nichts weiter als ein Dupe, allerdings ein besonders gut aussehender.
Jetzt hör auf, Ella, der Mann ist ein Dupe und fertig.
Vankas leise Stimme riss sie aus ihren Tagträumen. »Da ich ein Medium bin, das sich darauf spezialisiert hat, mit den Toten zu kommunizieren, würden Sie vermutlich zu mir kommen, weil jemand, der Ihnen nahesteht, kürzlich verstorben ist. Noch ehe Sie eine Frage gestellt haben, weiß ich bereits allerhand über Sie. Sie sind jung, attraktiv, gut gekleidet, können sich ausdrücken und tragen weder einen Ehe- noch einen Verlobungsring.«
»Na und?«
»Denken Sie nach. In Ihrem Alter, Miss Thomas, ließe sich der Besuch bei einem Medium mit dem Tod beispielsweise Ihres Vaters, Ihrer Mutter oder eines Liebsten erklären. Im Fall einer jungen Frau wie Sie würde ich darauf tippen, dass Sie mich aufsuchen, um mit einem jungen Mann zu kommunizieren, der während der Unruhen ums Leben gekommen ist.«
»Na schön, das klingt logisch, aber woher wollen Sie wissen, dass Sie richtigliegen?«
»Ich würde fragen.«
»Aber Sie sind doch der Wahrsager.«
»Warten Sie ab. Bei einer derartigen Sitzung bitte ich den Kunden immer, seine Hände in meine zu legen.« Sanft umfasste Vanka Ellas Hände mit den seinen. Sie versuchte, das aufgeregte Zittern zu unterdrücken, als er sie berührte. Es war schwierig, sich immer wieder klarzumachen, dass dieser Mann nur ein computererzeugtes Duplikat war. »Jetzt weiß ich, dass Sie wohlhabend sind.«
»Wieso?«
»Sie haben weder Schwielen noch Hornhaut.«
»Sie auch nicht.«
»Ich reagiere allergisch auf körperliche Arbeit, Miss Thomas, genauso wie auf junge Damen, die mich ständig unterbrechen.«
Auf diesen Wink mit dem Zaunpfahl hin verstummte Ella.
»Aber es steckt mehr dahinter, als nur Ihre Hände zu halten. Stellt man einem Menschen Fragen über sich und seine Liebsten oder macht Aussagen über ihn und seine Liebsten, reagiert sein Körper darauf. Die Reaktionen sind nicht bewusst, sondern automatisch – unwillkürlich. Oft merkt der Betreffende nicht einmal, dass sein Körper reagiert. Meistens sind diese verräterischen Reaktionen kaum erkennbar, aber ein gutes Medium, das über genügend Erfahrung im Wahrsagen verfügt, kann sie spüren. Wollen Sie es versuchen?«
»Klar.«
»Darf ich Sie Ella nennen, während ich Ihnen die Fragen stelle? Es ist weniger formell.«
»Sie dürfen.« Sie war mit dieser Entwicklung zufrieden, obwohl sie sogleich befürchtete, dass Vanka ihre Reaktion bereits registriert hatte.
»Gut. Wenn Sie also hier wären, damit ich Verbindung zu einer verstorbenen nahestehenden Person aufnehme, würde ich wahrscheinlich mit einer allgemeinen Behauptung beginnen, etwa, ich sehe einen Mann in einer roten Jacke.«
»Warum in einer roten Jacke?«
Er warf ihr einen seltsam prüfenden Blick zu. »Weil alle Soldaten in der Armee des ForthRight rote Uniformen tragen. Ich bin überrascht, dass Sie das nicht wissen, Ella.«
Sie versuchte, ihren Ärger darüber zu kaschieren, dass sie einen so blöden Fehler gemacht hatte. PINC hatte es ihr bereits gesagt.
»Gleich anschließend würde ich die Frage stellen: ›Sagt Ihnen das etwas?‹ Falls ich richtiglag, werden Sie über meinen Scharfsinn staunen, und wenn ich danebengetippt habe … tja, dann runzele ich eben die Stirn und mache weiter. Wollen wir ausprobieren, wie es bei Ihnen funktioniert?«
»Warum nicht?«
»Also … Ich sehe eine ältere Person in Ihrem Leben, Ella, jemanden, der Sie lenkt: eine Mutter, einen Vater, einen Lehrer, einen Professor …« Plötzlich lächelte er. »Volltreffer. Als ich Professor sagte, habe ich gespürt, wie Ihre Finger unmerklich zuckten, also werde ich da ansetzen. Ella, ich spüre, dass Sie mit Ihrem Professor nicht ganz zufrieden sind.«
»Wer ist das schon?«
»Das stimmt allerdings. Aber ich erhalte die Botschaft, dass Sie ganz und gar nicht zufrieden sind. Sie sind sehr unglücklich darüber, was er von Ihnen verlangt. Sie haben das Gefühl, dass er Sie irgendwie in Gefahr gebracht hat.«
Obwohl sie sich alle Mühe gab, konnte sie ihre Reaktion auf
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