Die Mitte des Weges: Roman (German Edition)
Kronen -Bier rüber. Thomas entkorkt sie mit dem Feuerzeug und trinkt.
» Coole Scheibe«, murmelt Martin und nickt zum Plattenspieler hin. Ein hochwertiger Teac mit einem sündhaft teuren Shure -Tonabnehmersystem. »Blackmore kann bleiben, wo er ist. Und Gillan auch. Coverdale macht seine Sache verdammt gut.«
Das stimmt, stellt Thomas fest.
Hans, ein Medizinstudent im werweißwievielten Semester kommt dazu. Außerdem Rita, ein pralles Mädchen mit einem viel zu kurzen Rock für die dicken Schenkel und blaugeschminkten Augen.
Sie lassen einen Joint kreisen, dann gibt es wieder Bier.
Man fläzt auf der Matratze, und als Lydia zu ihnen kommt, rutscht Thomas, um ihr Platz neben sich auf der Couch zu machen. Lydia ist bildhübsch, hat wellige kurze und flammend rote Haare, eine Stupsnase und Sommersprossen. Sie ist siebzehn und war vor ein paar Monaten mit Hans im Bett. Inzwischen sind sie wieder auseinander, was keinen der beiden zu stören scheint.
Thomas kennt sie alle seit vielen Jahren. So manches Besäufnis, so manches bekiffte Gelächter und ein paarmal LSD haben sie gemeinsam erlebt, außerdem einen wilden Campingurlaub am Ossiacher See in Kärnten, einige Rockkonzerte und verschlungenes Liebesleid, von dem jeder von ihnen ein Lied singen kann. Gut, dass Bärbel sich einen neuen Bekanntenkreis gesucht hat. Thomas würde ihre Anwesenheit nicht ertragen.
Lydia drückt sich an ihn. Sie wird nicht mehr als hundert Pfund wiegen und ihre kleinen festen Brüste drücken sich durch den hauchdünnen Stoff.
Es wird nicht viel geredet.
Man ruht sich aus, manchmal mit geschlossenen Augen und hört Musik.
Pink Floyd.
Trinken und Musik hören.
Lydia macht ein paar Räucherstäbchen an. Patschuli, Vanille, Moschus.
So ist man gemeinsam und die Welt verliert ihre Bedeutung. Martin springt auf und wechselt die Platte. Vorsichtig bugsiert er Pink Floyd in die Schutzhülle. Geschickt lässt er eine andere Platte in seine Handfläche rutschen und legt sie auf den Teller. Er setzt den Tonarm auf die Anfangsrille, es knackt leise und das Alan Parsons Projekt ist zu hören. Er geht in die Küche und kehrt mit einem Messbecher aus Plastik zurück, in dem es gelb schwappt.
» Aaaah!«, ruft Hans, springt auf und bringt Gläser. »Altweiberpisse!«
Das Getränk mit dem geschmacklosen Namen ist der Sud von ausgekochtem Haschisch, vermengt mit ein paar roh verquirlten Eiern und sehr viel Zucker, gestreckt mit einer Flasche billigem Sekt. Gelb und unappetitlich, aber sehr wirksam.
Martin füllt die Gläser, sie prosten sich zu und trinken. Lydia hält sich dabei die Nase zu. Rita verzieht das Gesicht. Die Männer schlucken ungerührt das breiige Gesöff.
» Gestern hatten wir eine Brust-OP«, murmelt Hans, leckt sich die Lippen und stellt das geleerte Glas zur Seite. »Die Kollegen haben die abgeschnittenen Brüste behandelt wie Klingelknöpfe. Tuuut – Pling! Immer mit dem Finger auf die Warzen und die Brust in der flachen Handfläche. Das glaubt ihr nicht.«
Hans erzählt oft solche Geschichten. Ärzte sind Schweine, sagt er. »Manchmal entlocken wir den Anästhesierten die verrücktesten Geschichten. Was glaubt ihr, was die alles erzählen, während sie betäubt sind. Man könnte jeden Dritten erpressen.«
» Cool«, flüstert Martin.
» Ekelhaft«, sagt Lydia und drückt sich etwas näher an Thomas, der prompt eine Erektion kriegt. Er beugt sich vor, damit es nicht auffällt, was die Sache nicht angenehmer macht.
» Die ganze Welt ist scheiße«, sagt Martin.
» Wissen wir«, gibt die pralle Rita zurück, deren Rock inzwischen so hochgerutscht ist, dass Thomas von vorne ihren Slip sieht. »Bitte nicht schon wieder ...«
» Ist doch so. Und wenn man sich dann vorstellt, dass es Leute gibt, die Kinder in diese Welt setzen ... Mannohmann! Es gibt sowieso bald Krieg. Bumm! Ein paar Atompilze, und alles ist vorbei«, doziert Martin über sein Lieblingsthema.
Rita übernimmt die Arbeit und baut einen Joint, was eigentlich überflüssig ist, aber irgendwie dazugehört. Es dauert manchmal eine Stunde, bis die Pisse zu wirken beginnt. So lange will man nicht warten.
Martin öffnet das Fenster, damit der Rauch abziehen kann. Er lehnt sich ans Fensterbrett. »Uns bleibt nur die Fickerei. Kostet nichts und macht Spaß.« Er grinst zu dem Poster, auf dem Frank Zappa auf der Kloschüssel hockt. Daneben hängt eins mit der Aufschrift: »Wir sind die, vor denen unsere Eltern uns immer gewarnt haben!«
» Sex. Martins
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