Die Mitternachtsrose
immer schon ihnen gehört. «
» Verstehe. Sind der Reverend und seine Tochter zu Hause? «
» Der Reverend ist in der Gemeinde unterwegs, Miss Brookner arbeitet im Garten. «
» Dürfte ich hereinkommen und mit ihr sprechen? « Er gab ihr seine Visitenkarte.
Das Dienstmädchen ließ ihn ein und führte ihn in ein dunkles Wohnzimmer. » Bitte warten Sie hier. Ich hole Miss Brookner. «
» Danke. «
Donald wartete. Schließlich betrat eine junge Frau mit freundlichen wachen Augen den Raum.
» Lord Astbury? « , fragte sie und schloss die Tür hinter sich.
» Ja « , antwortete er und streckte ihr die Hand hin. » Und Sie sind Charlotte Brookner, Annis Freundin? «
» Ja. Bitte setzen Sie sich doch. «
» Danke. Ihnen ist vermutlich klar, warum ich hier bin «, sagte er nervös und nahm Platz.
» Ja, ich denke schon. « Ihre braunen Augen wirkten traurig.
» Wissen Sie, wo sie ist? «
» Ja, aber sie hat mir das Versprechen abgenommen, es niemandem zu verraten. «
» Geht es ihr gut? Meine Schwester meint, sie sei sehr krank gewesen. «
» Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, ist es ihr halbwegs gut gegangen. «
» Sie hat meiner Schwester gesagt, Sie hätten ihr sehr geholfen. «
» Ich habe getan, was unter den … schwierigen Umständen möglich war. Doch vor zwei Monaten ist mein Vater aus Afrika zurückgekehrt, und da war es besser, dass Anni hier ausgezogen ist. «
» Darf ich fragen, was für Umstände das waren? « , erkundigte sich Donald.
» Mein Vater ist Geistlicher, Lord Astbury, und hat Mitleid mit armen Seelen in Not, doch seine weniger toleranten Gemeindemitglieder wären mit Sicherheit nicht erfreut gewesen, wenn er eine Frau in einer solchen Lage bei sich aufgenommen hätte. Dies ist eine kleine Ortschaft in Yorkshire, nicht London. « Charlotte schwieg kurz, bevor sie hinzufügte: » Ich muss schon sagen, Ihr Besuch überrascht mich. «
» Wenn ich die Briefe erhalten hätte, die sie mir allem Anschein nach geschickt hat, wäre ich bereits vor Monaten gekommen. Aber leider war das nicht der Fall. «
» Ich weiß, dass sie Ihnen geschrieben hat, Lord Astbury, denn ich habe persönlich einen Brief an Sie aufgegeben, als sie krank im Bett lag und selbst nicht dazu in der Lage war. «
» Bitte glauben Sie mir. Ich habe über ein Jahr lang keine Nachricht von ihr erhalten. «
» Offen gestanden hatte ich Sie nach all den Monaten ohne ein Wort von Ihnen aufgegeben und Anni gesagt, dass sie Sie vergessen soll. Doch sie wollte unbedingt zu Ihnen nach London fahren. «
» Ja. « Donald spürte ihre Feindseligkeit.
» Darf ich fragen, wie die Flitterwochen waren? «
» Ja, ich … Hören Sie, Miss Brookner … Charlotte … Bitte sagen Sie mir, wo Anni ist, damit ich zu ihr fahren und ihr erklären kann, dass ich ihre Briefe nicht ignoriert habe. Die Sorge hat mich fast um den Verstand gebracht. Ich hatte keine Ahnung, ob sie lebt oder tot ist. Und ich hätte nie eine andere Frau geheiratet, wenn ich nicht davon überzeugt gewesen wäre, dass Anni für mich verloren ist. «
» Sie liebt Sie mehr als alles auf der Welt und duldet kein böses Wort gegen Sie, obwohl ich ihr oft genug gesagt habe, dass es gerechtfertigt wäre. «
» Ich muss akzeptieren, dass Sie meinen, ich hätte sie im Stich gelassen … «
» Nein, Lord Astbury, ich war von vornherein der Ansicht, dass Ihre gesellschaftliche Stellung es am Ende nicht zulassen würde, eine Inderin zu heiraten «, erklärte sie ganz offen.
» Anni hat Ihnen doch sicher erzählt, dass ich sie vor ihrer Abreise nach Indien gefragt habe, ob sie meine Frau werden möchte, oder? «
» Ja, natürlich. Aber es hat mich nicht erstaunt, dass Sie es sich anders überlegt haben, als der Plan dann drohte, Realität zu werden. «
» Das stimmt nicht!«, verteidigte er sich. »Ich bin mir fast sicher, dass meine Mutter Annis Briefe aus Indien abgefangen hat. Ihr hätte meine Ehe mit Anni tatsächlich nicht gepasst. Oder der Verkauf von Astbury, den ich vorhatte. «
» Und wenige Monate später haben Sie eine amerikanische Erbin geheiratet? «
» Ja, aber erst nach mehr als einem Jahr ohne Nachricht von Anni. Wenn ich Anni nicht heiraten konnte, war es mir letztlich egal, wer meine Frau wurde. « Donald traten Tränen in die Augen. » Bitte, Miss Brookner, Sie müssen mir glauben. Es tut mir leid, ich … «
Als Charlotte Donalds Kummer sah, wurde sie milder und tätschelte seine Hand. » Wenn das alles wahr ist, handelt es sich
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