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Die Mönche vom Sirius

Die Mönche vom Sirius

Titel: Die Mönche vom Sirius Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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einigermaßen beeindruckend gewesen – ebenso, wie er die Gebets- und Beschwörungszeremonien beeindruckend gefunden hatte, die von den krakenähnlichen Einheimischen durchgeführt wurden. Offenbar glaubten sie, dass diese Rituale das kosmische Schauspiel am Himmel von Meerwelt erst verursachten.
    Die klassische Verwechselung von Ursache und Wirkung, die zum Glauben an die Magie führt! Bailor musste wegen der diesen Vorstellungen zu Grunde liegenden Naivität lächeln. Aber noch vor tausend Jahren waren die Vorstellungen der Menschheit nicht weit davon entfernt. Also gibt es keinen Grund, sich erhaben zu fühlen …
    Zu voller Größe ausgestreckt hatten Meerwelt-Kraken die Ausdehnung von etwa anderthalb Metern.
    Sie tauchten ins Wasser, um dort nach Fischen und Quallen zu jagen, die sie dann an Land brachten.
    Die Kraken stießen sehr differenziert klingende Tonfolgen aus, deren Frequenzspektrum zwischen ganz tiefen Basstönen an der Grenze zum Infraschall bis zu kaum noch hörbaren Quiekgeräuschen keinen Bereich ausließ. Dabei schienen sie allerdings die Extreme quantitativ mehr zu berücksichtigen als die Mittellage, die von Menschen bevorzugt wurden. Bildeten sie dann manchmal doch in dieser Mittellage Töne, hatte Bailor oft genug das Gefühl, dass sie ihn imitierten, nachdem Bailor sie aus einer Laune heraus einfach angeredet hatte.
    Warum er das getan hatte, war ihm letztlich gar nicht klar. Er nahm an, dass es mit der Einsamkeit in Zusammenhang stand. Er hatte einfach das Bedürfnis, eine menschliche Stimme zu hören und wenn es gar nicht anders ging, dann musste es eben seine eigene sein. Davon abgesehen hatte er auch das Gefühl, es bei den Kraken mit einer Spezies zu tun zu haben, mit der man in Kontakt treten konnte . Ob die Meerwelt-Kraken intelligent im menschlichen Sinn des Wortes waren, stand für ihn auf einem anderen Blatt und jetzt bedauerte Bailor, dass er sich nicht mit den von den Christophorern in der Datenbibliothek der Brüderschule publizierten Berichten zu Fauna und Flora des Braden-Systems befasst hatte.
    Einen Translator bräuchte man jetzt! , dachte er. Dann würde man sicher sehr schnell herausbekommen, ob die Geräusche, die aus den Fressöffnungen dieser kleinen Seemonster kommen, irgendeine sinnvolle Bedeutung haben oder nur der Einschüchterung und dem Imponiergehabe bei primitiven Balzrituale dienen.
    Aber der Armbandkommunikator mit integriertem Translatorsystem befand sich nicht mehr an seinem Handgelenk, seitdem er inmitten der Kraken erwacht war. Vielleicht hatte sich der Verschluss des Halteriemens bei der Havarie gelöst. Bailor war schließlich ziemlich herumgeschleudert worden. Die Schürfwunden, die Bailor am Handgelenk erlitten hatte und deren Ursprung er sich nicht zu erinnern vermochte, schienen dafür zu sprechen.
    Eine andere Möglichkeit war, dass die Kraken das Gerät an sich genommen hatten und es bis jetzt vor ihm verbargen. Oder sie hatten es für wertlos gehalten und einfach ins Meer geworfen.
    Commander Derek Bailor beobachtete einen der Meerwelt-Kraken. Es handele sich um ein Exemplar, dessen Körperoberfläche eine Caro-Zeichnung aufwies, die es sofort erkennbar machte und gegenüber Artgenossen abgrenzte.
    Der Krake beschleunigte und verwendete dabei eine sehr eigentümliche Lauftechnik, bei der er alle seine Extremitäten in einem ganz bestimmten Rhythmus einsetzte. Das sah hoch kompliziert aus. Derek Bailor hatte ähnliche Szenen inzwischen dutzendfach beobachtetet und jedes Mal konnte er nicht anders, als aufs Neue die außerordentlich gute Koordination der Bewegungen zu bewundern.
    Mit einem gewaltigen Satz sprang der Krake mit dem Caromuster ins Wasser. Während er durch die Luft flog, löste sich die regelmäßige Caro-Struktur für einen kurzen Moment auf.
    Offenbar wurde dem Caro-Kraken durch den eigenen ungestümen Schwung mulmig in der Magengegend. Vorausgesetzt, er besitzt überhaupt so etwas wie einen Magen! , dachte Derek Bailor.
    Ein beinahe fünfzig Meter langer, stegartiger Fortsatz tauchte plötzlich aus dem Meer auf. Auch an diesen Anblick hatte sich Bailor gewöhnt. Es handelte sich um eines der Flossenbeine der Riesenschildkröte, auf deren Rücken das Lager der Kraken ruhte. Ein schwimmendes Land, mitten im allumfassenden Ozean.
     
     
    Eigentlich sollte ich gar nicht hier sein! , ging es Bailor durch den Kopf. Ein Captain verlässt doch sonst als Letzter sein Schiff – und nicht als Erster.
    Genau das hatte Bailor aber

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