Die Mondblumenpflückerin
Tasche nehmen. Da vernahm sie plötzlich einen sehr beruhigenden Satz:
„Habe keine Angst, mein Kind. Wir helfen dir!“
Celine hörte augenblicklich auf zu weinen und schaute sich um. Wer hatte das eben zu ihr gesagt?
„Hallo, wer ist da?“, rief sie, noch immer mit etwas weinerlicher Stimme.
„Wir würden uns gerne zeigen, aber wir möchten dich nicht erschrecken.“
„Oh, ich erschrecke mich schon nicht, wenn ihr mir versprecht, mir nichts zu tun!“, rief Celine.
Sie zog sich mit aller Kraft nach oben, auf einen Felsvorsprung. Endlich konnte sie sicher stehen.
„Seid ihr vielleicht Tazelien?“
„Ja, ja, ja!“, rief es plötzlich von allen Seiten. „Hat dir schon jemand von uns erzählt?“
„Ja“, antwortete Celine, „ich habe einen Wompelsch getroffen, der hat mir erzählt wie gefährlich euer Schleim ist. Ihr werdet verstehen, dass ich gebührlichen Abstand zu euch halten will, auch wenn ich sonst natürlich gar nichts gegen euch habe.“
Celine hörte wie die Tazelien kicherten. „Du bist doch ein Menschenkind, oder?“
„Ja“, antwortete Celine verwundert. „Ändert das etwas?“
„Ja, das ändert einiges. Unser Schleim ist für dich ungefährlich. Genauso ungefährlich wie der Schleim eurer Schnecken auf dem Planeten Erde.“
Da war Celine aber mehr als erleichtert. Eine Gefahr weniger. Plötzlich schoss Celine durch den Kopf, dass die Tazelien vielleicht nicht die Wahrheit sagten. Das konnten ja ganz verlogene Biester sein, die nur die beste Gelegenheit abwarteten sie zu töten.
„Wieso seid ihr euch da so sicher?“, fragte sie kess, und errötete ein wenig, weil sie Angst hatte etwas zu frech geklungen zu haben.
„Du bist nicht der erste Mensch hier auf unserem Planeten. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass nichts passiert, wenn ein Mensch unseren Schleim abbekommt. Durch einen Menschen, der Lachius vor langer, langer Zeit besuchte, wissen wir viele Dinge von eurem Planeten.
Zum Beispiel, das mit den Schnecken. Ihr Schleim hat beinahe die gleiche Zusammensetzung wie unserer.“
Das war eine recht einleuchtende Erklärung und klang sehr ehrlich, fand Celine.
„Können wir uns zeigen?“, riefen die Tazelien wieder im Chor. Celine musste lachen.
„Natürlich könnt ihr euch zeigen, ich weiß sogar schon wie ihr ausseht, ich habe es im Wompelsch gesehen.“
Celine hatte kaum ausgesprochen, da krabbelte und wimmelte es auch schon von allen Seiten. Die Tazelien waren in natura noch gruseliger anzuschauen, als auf dem Bild im Wompelsch. Celine bekam eine Gänsehaut und unterdrückte einen leisen Schrei. Sie riss sich wirklich zusammen, um die Tazelien nicht zu beleidigen.
Um sich aus der angespannten Situation zu retten, fing sie augenblicklich ein Gespräch an.
„Ich habe gehört, dass hier vor vielen, vielen Jahren ein Lachianerkind ums Leben gekommen ist und dessen Vater euch deshalb vernichten wollte. Angeblich ist er nun euer Herrscher. Könnt ihr mir zu dieser Geschichte etwas erzählen?“
Eine besonders fette, große Tazelie krabbelte auf Celine zu.
„Liebes Menschenkind, es wird Zeit, dass diese Geschichte endlich geklärt wird und die Lachianer erfahren, was passiert ist.
Als sich damals dieses Lachianerkind auf unserem Berg verirrte, wussten wir zunächst gar nicht, was wir tun sollten. Der Junge weinte und rief ständig nach seinen Eltern. Es war ganz schrecklich! Wir Tazelien haben ein gutes Herz. Wir trauten uns nicht, dem Kind näher zu kommen. Wir wollten es nicht erschrecken, aber wir mussten ihm doch den Weg zeigen, wie es wieder hinunterkam.
Also redeten wir zunächst einmal ganz einfühlsam mit ihm und erklärten ihm, dass wir hässlich sind, sehr hässlich, aber es sich nicht erschrecken braucht. Der Junge wurde ganz ruhig und so traute ich mich aus meinem Versteck. Leider bekam der Kleine trotz meiner langen Vorrede so einen Schreck, als er mich sah, dass er rückwärts lief. Ich schrie er solle anhalten, aber es war schon zu spät. Das Kind stürzte ab. Wir wollten ihm helfen und berührten ihn mit unserem Schleim. Wir wussten nicht, dass das tödlich ist für Lachianerkinder. Es war so schrecklich! Ich weine heute noch, wenn ich daran denke.
Ein paar Tage später kam der Vater, um seinen Sohn zu suchen, aber nicht um uns zu töten. Er fand sein Kind bei uns in der Höhle. Wir hatten die ganze Zeit geweint. Ich erzählte, was passiert war, und Bolani, so heißt der Vater des Kindes, war mir nicht böse. Ich wollte aber gutmachen was
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