Die Mondblumenpflückerin
Leben gehabt. Wahrscheinlich waren sie deshalb so fröhlich und strahlten so hell.
„Wir sind angekommen“, verkündete plötzlich der Wompelsch und riss Celine aus ihren Gedanken.
Tatsächlich, über ihr stand in riesengroßen Buchstaben das Rätsel, das es zu entschlüsseln galt.
Langsam las sie es laut vor:
„Wo sind die Kinder, wo sind sie hin?
Du kannst sie finden, schärf deinen Sinn!
Wären sie hier, dann wäre es hell,
doch hier ist es dunkel, an jeder Stell.
Das Licht ist verborgen,
die Kinder voll Sorgen.
Rette sie schnell, mach Lachius hell!“
Celine kratzte sich am Kopf. Na toll, was sollte sie denn damit anfangen? Sie war nun auch nicht klüger als zuvor. Die Kinder konnten nicht hier sein, sonst wäre Lachius ja wohl hell. Aber Bratzipus hatte doch gesagt, die Kinder wären auf jeden Fall hier auf dem Planeten Lachius. Die dunkle Macht konnte ja keine Lichtbringer auf ihren dunklen Planeten bringen. Wenn sie nicht hier waren und nicht anderswo, wo waren sie dann?
„Kannst du dir den Spruch erklären?“, fragte Celine hoffnungsvoll den Wompelsch.
„Nein“, sagte dieser traurig. „So etwas kann ich nun gar nicht verstehen. Darauf bin ich nicht programmiert.“
„Dann sollte ich wohl besser meine Sinne schärfen“, sagte Celine und öffnete ihren Rucksack mit dem Kristallwasser. Sie musste sparsam damit umgehen. Vielleicht kamen noch mehr solche Situationen auf sie zu. Sie trank einen kleinen Schluck und las den Spruch noch einmal durch. Also, die Kinder waren hier, aber im Verborgenen? Alles war dunkel hier, obwohl die Kinder hier waren. Sie waren bestimmt versteckt worden. Jawohl, sie waren versteckt an einem Ort, an dem kein Licht nach draußen dringen konnte. Celine sprang freudig herum und sang:
„Ich weiß es, ich weiß es!“
„Was weißt du?“, fragte der Wompelsch erstaunt.
„Na“, erklärte Celine, „die Kinder wurden auf Lachius versteckt. Das ist doch irgendwie logisch. Sie wurden so versteckt, dass man ihr Licht nicht sehen kann.“
„Ach so!“, antwortete der Wompelsch, als ob er soeben etwas total Selbstverständliches gehört hätte.
„Wo denkst du, sind die Kinder versteckt? Es sind sehr, sehr viele, musst du wissen, die kann man nicht so einfach mal eben alle verstecken.“
Celine überlegte und überlegte. Dann kam ihr ein Gedanke.
„Kleiner Wompelsch, habt ihr vielleicht einen Berg hier, mit einer großen Höhle oder eine unterirdische Höhle? Irgendeinen Ort, der viel Platz bietet, an dem kein Licht der Kinder nach außen dringen kann?“ Der rote Wompelsch blinkte etwas und wackelte nervös hin und her, dann antwortete er mit ängstlicher Stimme:
„Wir haben hier einen großen Berg mit einer Höhle. Aber dorthin darf kein Kind gehen, das wäre lebensgefährlich. Der Berg wird von Tazelien bewacht, die sind überaus gefährlich. Sie hüten den Berg ihres Herrschers Bolani. Niemals würden die Kinder lebend in den Berg gelangen. Eine Berührung von einer Tazelie und das Licht eines Lachianerkindes erlischt sofort. Es wäre sein sicherer Tod. So wird es den Kindern hier seit jeher erzählt. Wir sind darauf programmiert, die Kinder stets davon abzuhalten, auch nur in der Nähe des Berges zu spielen. Wir rollen dann immer zurück zu den Häusern, damit die Kinder uns nachrennen und wieder in Sicherheit sind. Dort können sie unmöglich sein, sie hätten viel zu viel Angst davor.“
„Doch, es muss so sein!“, antwortete Celine bestimmt.
„In ein Haus oder selbst in ein größeres Gebäude würden so viele Kinder nicht hineinpassen. Sie wurden gezwungen von der dunklen Macht und dorthin entführt. Sie sind bestimmt nicht freiwillig zum Berg gegangen. Wir haben keine andere Wahl, als sie dort zu suchen! Vielleicht sind das ja nur Märchengeschichten, die man sich erzählt. Berge sind nämlich immer gefährlich für Kinder. Die Eltern haben diese Schauergeschichten bestimmt erzählt, damit die Kinder dort nicht herum klettern und abstürzen. Wir werden uns sofort auf den Weg machen. Begleitest du mich und zeigst mir den Weg?“
Der kleine Wompelsch änderte schlagartig seine Farbe. Er wurde ganz weiß.
„Bist du eben blass geworden vor Schreck?“, lachte Celine. „Ja, bin ich“, krächzte der Wompelsch ängstlich. „Wir sind darauf programmiert Angst zu haben vor diesem Berg. Ich kann dir den Weg zeigen und dich ein Stück begleiten, aber ich kann nicht nahe an ihn heran. Ich rolle dann automatisch weg. Tut mir leid.“
„Schon gut“,
Weitere Kostenlose Bücher