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Die Mondrose

Die Mondrose

Titel: Die Mondrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Helmin
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Ton erkannte Esther, dass sie ihr Herz für Horatio entdeckt hatte, all ihrem Sträuben zum Trotz.
    Horatio schaltete den Generator ab und rollte ihn wieder nach drinnen. Als er zurückkam, setzte er sich auf Lydias Armlehne, schlug ein langes Bein über das andere und spielte mit ihrem Haar. Lydia schob den Arm unter seinen Rock ohne Schöße und strich über seinen Rücken. War es das, was die Mutter sich so sehnlichst für Phoebe wünschte? Wenn es das war, dann wünschte Esther es ihr ebenso.
    »Welch tiefer Seufzer«, sagte Rebecca. »Woran hast du denn dabei gedacht, an dein Kanada?«
    Esther lachte. »Nein, an meine Schwester, um ehrlich zu sein.«
    Horatio merkte auf und hob den Kopf, und Lydia merkte im selben Moment auf und hob ebenfalls den Kopf. »Phoebe?«, fragten beide wie aus einem Mund.
    »Ja, Phoebe«, erwiderte Esther verwirrt. »Ist etwas nicht in Ordnung?«
    Lydia und Horatio sahen erst einander und dann wieder Esther an. »Wir wollten ohnehin mit dir darüber sprechen«, begann Lydia drucksend. »Über diesen Sergeanten, mit dem Phoebe herumzieht. Horatio mag ihn nicht.«
    »Warum nicht?«, mischte sich Rebecca ein. »Vielleicht, weil er nicht nur mit Esthers Schwester herumzieht? Wer im Glashaus sitzt, wirft besser nicht mit Steinen, dachte ich.«
    Manchmal fand Esther, Lydia solle ihrer Freundin verbieten, so mit ihrem Mann zu sprechen. Horatio hatte schließlich bewiesen, dass seine wüsten Tage hinter ihm lagen, aber Lydia verbot Rebecca nichts, und Horatio gab sich nie gekränkt. »Wer im Glashaus sitzt, versteht sich auf Scherben«, erwiderte er ruhig. »Die Damen, mit denen Granville Redknapp womöglich herumzieht, sind das kleinste Problem. Ein weit größeres sind die Herren.«
    »Was für Herren?«
    »Er hat Spielschulden«, sagte Lydia.
    »Haben nicht alle Soldaten welche?«, versetzte Rebecca. »Wenn ihr mich fragt, sollen die sich lieber gegenseitig das Geld aus der Tasche ziehen, als Frauen nachzustellen.«
    »Das sieht von uns niemand anders«, stimmte Horatio zu. »Nur stellt Redknapp eben Esthers Schwester nach. Wenn zudem alle Soldaten Schulden in solcher Höhe haben, erklären wir besser die Armee für bankrott.«
    Esther fühlte ein Grollen in der Magengegend. Dass sie selbst Sergeant Redknapp nicht sonderlich anziehend fand, war ihr zweitrangig erschienen – sie hatte ihn mit offenen Armen empfangen, weil die arme Phoebe endlich wieder aufblühte. An seiner Seite wirkte sie geradezu hektisch entschlossen, sich ins Leben zu stürzen – alles andere als bedrückt und teilnahmslos wie in den Wochen des Winters. Einmal war sie nach einem Tanztee in der Garnison geradezu berauscht erschienen. »Geht es dir gut, Grillchen?«, hatte Georgia gefragt, und aus Phoebe war es herausgesprudelt: »Und wie gut es mir geht, Borkenkäfer! Mutter freut sich so – jetzt sieht sie doch endlich, dass ich glücklich bin!«
    Mildreds Freude war nicht zu übersehen. Was sie Phoebe in Sergeant Redknapps Gesellschaft gestattete, verblüffte Esther. Zwar schickte sie der Form halber eine der Schwestern mit, wenn Phoebe mit ihrem Galan unterwegs war, doch das war alles, was sie für die Sittsamkeit der Tochter tat. Jedes Mal, wenn Esther die beiden begleitet hatte, hatten sie sich ihrer über kurz oder lang entledigt. Zuweilen fragte sich Esther, ob sie die Schwester deswegen zur Rede stellen sollte, doch dazu durchringen konnte sie sich nie. Phoebe war offensichtlich verliebt und Sergeant Redknapp ein höchst charmanter Mann. Weshalb sollte sie ihrer Schwester ihr Glück missgönnen?
    Rebecca nahm inzwischen von neuem Horatio aufs Korn. »Mir ist noch immer nicht klar, was dieser Redknapp tut, das andere nicht tun. Du zum Beispiel. Sollte nicht eine Krähe der anderen kein Auge aushacken?«
    »Horatio spielt nicht, Becky«, sagte Nora.
    Rebecca zuckte mit den Schultern. »Vielleicht nicht mit Würfeln oder Karten.«
    »Wenn Redknapp vorhat, um Phoebes willen sein Leben zu ändern, bin ich der Letzte, der ihm etwas aushackt«, sagte Horatio. »Im Augenblick hat es jedoch eher den Anschein, als täte er, was immer er vorhat, um Mount Othrys’ willen. Jedenfalls ist er bestens darüber informiert, dass Esther nach Kanada geht und dass sowohl Georgia als auch Chastity kein Erbrecht besitzen.«
    »Wie bitte?« Esther sprang auf. »Ich weiß, Georgia ist nicht ehelich geboren, aber weshalb soll denn Chastity kein Erbrecht besitzen? Und was will Sergeant Redknapp mit Mount Othrys?« Im selben Atemzug

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