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Die Mondrose

Die Mondrose

Titel: Die Mondrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Helmin
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den Bug hat. Wie wäre es, wenn du mir stattdessen helfen würdest, dir zu vertrauen? Wenn du mir zum Beispiel erzählen würdest, was du die ganze Zeit getrieben hast?« Ich stehe zwischen zwei Männern, von denen ich nichts weiß, durchfuhr es sie, und in der fahlen Abendsonne begann sie zu frösteln.
    Thomas deutete auf den Seesack, den er hatte fallen lassen, um sie zu umarmen. »Ich muss verreisen.«
    »Aha. Und wohin?«
    »Das tut nichts zur Sache. Wenn ich wiederkomme …« In seinem Gesicht konnte sie erkennen, wie der Entschluss zu sprechen ihm entglitt. Im nächsten Augenblick lag sie von neuem in seinen Armen. Sie war jung, sie hatte sich nach ihm gesehnt, und Annette hatte recht. Ewig konnte man keinen Schiffsleib anstieren, wenn daneben ein schöner Mann mit Sternenaugen stand. Sie gab den Widerstand auf. Wenn sie ihn schon küsste, obwohl er alles andere verdient hatte, dann wenigstens so, dass ihm Hören und Sehen verging.
    Sie gingen in eine Tanzbar im belebten alten Teil der Stadt und verbrachten eine zauberhafte Nacht. Unbegreiflich blieb für Selene, warum nicht alles zwischen ihnen einfach war. Sie waren verliebt, sie teilten dieselbe Leidenschaft, zwischen ihnen gab es keine Langeweile. Genau das wollte sie, eine helle Liebe, die ihr Kraft für den Rest ihres Lebens verlieh – vor dunklen Verwicklungen wie die des Onkels, der jemanden finden wollte und nicht suchte, schreckte sie zurück. Sie sagte es ihm, während er sie im kühlen Morgengrau zurück ins Wohnheim brachte. »Ich glaube, ich habe dich lieb, Thomas. Aber die Geheimniskrämerei, die habe ich nicht lieb. Die halte ich nicht lange aus.«
    »Ich auch nicht«, murmelte er. »Glaub mir, ich bin dafür so wenig gemacht wie du, und eben deshalb sind wir in dieser elenden Lage.«
    »Gib nicht schon wieder nebulöse Schwaden von dir! Von was für einer Lage redest du?«
    Er stöhnte. »Ich bitte dich, lass mir noch Zeit, bis ich von meiner Reise wiederkomme.«
    »Einer Reise, von der du mir nicht sagen kannst, wohin sie führt.«
    Ohne darauf einzugehen, blieb er stehen und fragte: »Weshalb bist du eigentlich nicht zurück nach Portsmouth gefahren, sondern hast dich von diesem Dampfboiler überreden lassen hierzubleiben?«
    »Harry ist kein Dampfboiler!«, rief Selene. »Und du bist für die Rolle des eifersüchtigen Liebhabers entschieden die falsche Besetzung. Du machst dich lächerlich, Thomas.«
    Er lachte leise. »Ich fürchte, du hast recht. Trotzdem passt es mir nicht, dass du dich mit einem Kerl herumtreibst, der dein Vater sein könnte und von dem du nicht das Geringste weißt.«
    »Ich weiß auch von dir nicht das Geringste«, konterte sie.
    »Ein Punkt für dich«, gab er zu. »Kannst du mir bitte trotzdem glauben? Es ist auch für mich nicht leicht. Immerhin bist du die Erbin eines Hotelmagnaten, und ich …«
    »Und du bist ein Schiffsingenieur, auf den mein Onkel große Stücke hält. Meine Eltern mögen verstaubt und engstirnig sein, aber dass ein Prinz auf weißem Ross um ihre Tochter wirbt, erwarten sie nicht, und zur Not spannen wir einmal mehr den Onkel als Fürsprecher ein.«
    Thomas zog sie an sich und küsste ihren Scheitel. »Wir sprechen noch einmal über alles, wenn ich wieder da bin, ja? Bis dahin pass auf dich auf. Es wäre mir lieber, du wärst nach Hause zu deiner Familie gefahren. Aber deine Cousine Annette kommt ja auch erst im Winter zurück.«
    Er küsste sie, bis zwei Frauen aus dem Wohnheim an ihnen vorübertorkelten und in anzügliches Gekicher ausbrachen. Hinterher, als sie schlaflos in ihrem Bett lag, ärgerte sie sich maßlos, weil er es geschafft hatte, all ihren Fragen auszuweichen. Und weil sie keine Ahnung hatte, woher er wusste, dass Annette erst im Winter nach Hause kam.

    Thomas blieb einen Monat lang fort, und danach war alles beim Alten. Wochenlang war er nicht zu erreichen, und dann tauchte er plötzlich auf und lullte sie mit seinem Liebesflüstern ein. Immer bat er sie, ihm Zeit zu lassen, und einmal, als der ewige Regen des Herbstes bereits in den Schneeregen des Winters überging, sagte er: »Wenn wir zurück nach Portsmouth fahren, erkläre ich dir alles. Du hast mein Versprechen, Titanin. Diesmal breche ich es nicht.«
    »Du fährst mit nach Portsmouth? Aber was willst du denn da?«
    Er lächelte. »Das hängt von dir ab, meine Schöne. Wenn du nicht allzu viele Einwände hast, könnte ich mir vorstellen, Mr Andrew Ternan um eine Unterredung zu bitten.«
    Er musste tatsächlich

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