Die Mondscheinbaeckerin
hegte, weil sie glaubte, von ihm tatsächlich wahrgenommen zu werden.
Er blieb vor ihr stehen. »Darf ich mich zu dir setzen?«
Sie zuckte mit den Achseln.
Er lieà sich neben ihr nieder und sagte eine ganze Weile nichts. »Kommst du oft nachts hierher?«, fragte er schlieÃlich.
»Nein.«
»Hab ich mir fast gedacht. Ich bin den ganzen Sommer ins Stadion gegangen und hab dich nie wie während des Schuljahrs hier gesehen.«
Was er nachts wohl im Stadion tat?
»Freust du dich schon auf die Schule?«
Sie stand auf. Seine Gegenwart lieà die Welt freundlicher erscheinen, aber dieses gute Gefühl war eine schreckliche Illusion. »Ich muss los.«
»Wo willst du hin?«, erkundigte er sich, als sie in ihren schweren schwarzen Stiefeln die Tribüne hinunterstapfte.
»Keine Ahnung.«
»Ich begleite dich«, sagte er und folgte ihr.
»Nein.«
»Ich lass dich um diese nachtschlafende Zeit nicht allein.«
Sie verlieà die Tribüne und trat über die Laufbahn aufs Football-Feld, von wo aus sie über die Schulter zurückblickte. »Lass mich in Ruhe.« In der Mitte des Felds drehte sie sich noch einmal um. »Hör auf, mir nachzulaufen.«
»Ich lass dich nicht allein gehen.«
Sie blieb stehen. »Was ist los mit dir? Hör auf mit diesem â¦Â«
»Womit?«
»Damit, so nett zu mir zu sein.« Sie hockte sich im Schneidersitz auf den Boden. »Ich bleibe hier sitzen, bis du weg bist.« Das hatte nicht den gewünschten Effekt. »Nein, setz dich nicht zu mir. Nicht â¦Â« Sie seufzte, als Sawyer neben ihr Platz nahm, genau an der Fünfzig-Meter-Linie.
»Was hast du?«, fragte er.
Sie wandte den Blick ab. »Mein Dad bringt mich morgen ins Internat.«
»Du gehst hier weg?«
Sie nickte.
Er zupfte an einem Grasbüschel. »Darf ich dir was sagen?«
»Nur auf Wiedersehen.«
»Hör auf mit dem KlugscheiÃergequatsche.« Sie sah ihn erstaunt an. Ihr Vater und Beverly hatten sie den ganzen Sommer über wie ein rohes Ei behandelt, und er traute sich, sie anzuherrschen. »Im vergangenen Jahr habe ich mich morgens manchmal tatsächlich auf die Schule gefreut, weil ich dich da sehen würde. Ich hab überlegt, was du anhaben würdest, und bin in den Mittagspausen in die Cafeteria gegangen, um dich von dort aus auf der Tribüne zu beobachten. Ich hab den Sommer über nach dir gesucht. Wo hast du gesteckt?«
Ihr blieb der Mund offen stehen. Er war schon ewig mit Holly zusammen, die Julia, obwohl sie Dulcie Shelbys Gruppe Sassafras angehörte, ganz nett fand. Für die anderen waren sie eine Einheit: Sawyernholly. »Was ist los mit dir?«, fragte Julia. »Du und Holly, ihr seid zusammen. Ihr passt zusammen.«
»Es tut mir leid, dass ich nie mit dir geredet habe, obwohl ich es wollte. Immer schon â¦Â« Sein Blick wanderte zu ihren Lippen, und plötzlich wurde ihr bewusst, wie nahe sie beieinandersaÃen. Sein Mund befand sich nur wenige Zentimeter von dem ihren entfernt.
Sie drehte den Kopf weg. »Verschwinde, Sawyer. Geh zurück in dein wohlgeordnetes Leben.« Als sie spürte, wie ihr die Tränen kamen, wischte sie sie mit dem Handrücken weg, der sich von ihrem dicken schwarzen Eyeliner dunkel färbte. Warum machte Sawyer sich nicht vom Acker und lieà sie in ihrem Elend allein?
Sawyer zog sein weiÃes Poloshirt aus und reichte es ihr. »Wisch dir das Gesicht ab.«
Sie nahm es zögernd. Es roch frisch und irgendwie grün â nach Blumen und Gras.
Als die Tränen schlieÃlich versiegten, betrachtete sie das Shirt in ihrer Hand und knüllte es verlegen zusammen. Sie hatte es ruiniert. »Tut mir leid.«
»Das Hemd ist nicht wichtig. Gehtâs wieder?«
»Keine Ahnung.« Erneut traten ihr Tränen in die Augen. »Ich mag nicht aufs Internat. Mein Dad will mich nicht mehr. Er hat jetzt Beverly .« Die Sache mit der Schule war natürlich Beverlys Idee gewesen. Warum hatte sie ihm von den Schnitten an Julias Armen erzählen müssen?
»Bestimmt täuschst du dich«, tröstete Sawyer sie.
Sie schüttelte den Kopf. Er hatte also doch keine Ahnung.
Sawyer streckte die Hand aus und schob ihr vorsichtig eine Strähne ihrer pinkfarbenen Haare hinters Ohr. »Ich hab ganz vergessen, wie du ohne Make-up aussiehst.«
»Ohne bin ich unsichtbar.«
»Nein. Wunderschön.«
Sie
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