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Die Mondscheinbaeckerin

Die Mondscheinbaeckerin

Titel: Die Mondscheinbaeckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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bisschen Zeit mit dir verbringen kann.«
    Â»Wenn ich mir nur einen Reim auf dich machen könnte, Win.«
    Er verzog den Mund zu einem Lächeln. »Freut mich, das zu hören.«
    Â»Soso. Glaubst du denn, dass alle außer mir dich durchschauen?«
    Als er mit den Achseln zuckte, warf der Stoff seines Hemds an den Schultern leichte Falten. »Jedenfalls alle in Mullaby.«
    Â»Himmel, ich komm mir doch sowieso schon komisch vor.«
    Â»Siehst du, genau das meine ich. Du lebst in einem ziemlich merkwürdigen Ort, und trotzdem kommst du dir merkwürdig vor.«
    Als sie sich durch die Menge schoben, berührten sich ihre Arme. Emily gefiel diese zufällige Berührung, weil sonst alles an Win so bedacht wirkte. »Jedenfalls freut’s mich, dass ich deine Welt ein bisschen durcheinanderbringe«, sagte sie, und er musste lachen.
    Sie waren erst ein paar Minuten unterwegs, als er stehen blieb und auf eine kurze Schlange zuging. »Lass uns einsteigen«, schlug er vor.
    Â»Warum gerade hier?«, fragte sie und folgte ihm. In seiner Gesellschaft fühlte sie sich manchmal wie in einem Spiel, dessen Regeln sie nicht kannte.
    Â»Weil wir da sind«, antwortete er. »Und mein Dad auch.«
    Emily konnte Morgan Coffey nirgends entdecken. Win besorgte die Tickets, und sie setzten sich in eine Riesenradgondel, die ein Helfer mit einer Sicherheitsstange schloss.
    Win legte den Arm auf die Rückenlehne ihres Sitzes und schaute zum Himmel empor, als das Riesenrad sich in Bewegung setzte. Emily hingegen blickte zu den kleiner werdenden Menschen hinunter. Unter ihnen entdeckte sie Wins Vater, der stocksteif dastand und sie mit zorniger Miene beobachtete.
    Â»Er geht bald wieder«, beruhigte Win Emily, den Blick weiter auf den dämmrigen Himmel gerichtet. »Es wäre ihm nicht recht, wenn jemand merken würde, dass ihn unser Zusammensein stört.«
    Â»Du und dein Dad, ihr versteht euch nicht, oder?«
    Â»Wir sind uns in vielerlei Hinsicht ähnlich, aber wir können doch nicht miteinander. Er macht alles gern so wie seit ewigen Zeiten, ich nicht.«
    Das Riesenrad kam zwei Gondeln vor dem höchsten Punkt zum Stehen. »Ich hab in der letzten Woche viel über dich nachgedacht«, gestand sie.
    Er schmunzelte. »Tatsächlich?«
    Â»Nicht so«, sagte sie lachend, hörte aber gleich wieder auf, als ihre Gondel im Wind zu schaukeln begann, und hielt sich an der Sicherheitsstange fest. Natürlich schien er so hoch oben keine Angst zu haben. »Eins beschäftigt mich.«
    Â»Was?«
    Â»Bist du am Ende ein Werwolf?«
    Â»Wie bitte?«, fragte er.
    Sie nahm die Hand von der Sicherheitsstange und lehnte sich zurück. »Mir fallen nur zwei Gründe ein, warum du in der Nacht nicht aus dem Haus gehst: Nachtblindheit oder Werwolf.«
    Â»Und du tippst auf den Werwolf?«
    Â»Die Chancen stehen fünfzig-fünfzig.«
    Win schwieg eine Weile, bevor er erklärte: »Es handelt sich um eine Jahrhunderte zurückreichende Tradition.«
    Â»Warum?«
    Â»Gute Frage. Wahrscheinlich, weil das bei Traditionen immer so ist.«
    Â»Gehört das zu den Themen, bei denen du anderer Meinung bist als dein Vater?«
    Das Riesenrad setzte sich wieder in Bewegung. »Ja. Aber sich gegen diese Tradition aufzulehnen ist eine große Sache.« Er wandte sich zu ihr. »Das ist mit das Wichtigste, was du von mir erfahren wirst.«
    Â»Und was sonst noch?«
    Â»Merkwürdige und wunderbare Dinge«, antwortete er in dramatischem Tonfall, als zitierte er aus einem Buch.
    Â»Warum machst du das?«
    Â»Das habe ich dir schon gesagt: weil wir eine gemeinsame Vergangenheit haben.«
    Â»Das stimmt so nicht«, korrigierte sie ihn. »Dein Onkel und meine Mutter hatten eine gemeinsame Geschichte.«
    Â»Die Geschichte bewegt sich in einer Endlosschleife. Wir befinden uns genau an dem Punkt, an dem sie vor zwanzig Jahren standen. Was ihres war, gehört uns, und was uns gehört, wird ihres werden.«
    Â»Du hast viel über dieses Thema nachgedacht.«
    Â»Ja.«
    Das Rad beschrieb noch eine Umdrehung, bevor es erneut stehen blieb, diesmal am höchsten Punkt. Ihr Sitz schwang gefährlich knarrend vor und zurück. Emily hielt sich wieder an der Sicherheitsstange fest.
    Â»Du hast doch wohl keine Angst?«, fragte Win mit einem Augenzwinkern.
    Â»Natürlich nicht. Du etwa?«
    Er blickte zum Horizont. »Ich

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