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Die Mondscheinbaeckerin

Die Mondscheinbaeckerin

Titel: Die Mondscheinbaeckerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Addison Allen
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lauschen. Bis es dann zu spät war.
    Nein, dachte sie. Es war nicht zu spät.
    Als ihr Tränen in die Augen traten, wischte sie sie weg. War das zu fassen, dass sie vor allen weinte? »Er war ein guter Mensch«, sagte Julia. »Und er hätte Besseres verdient gehabt als uns beide. Beverly, du wirst keinen Anteil an diesem Lokal bekommen. Niemand kriegt es. Dieses Lokal war das Einzige, was ihn nie enttäuscht hat, die einzige Konstante in seinem Leben. Zu viele Leute haben ihm zu vieles weggenommen.« Sie deutete auf die Tür. »Du bist hier nicht mehr willkommen.«
    Â»Täusch dich da mal nicht«, zischte Beverly und stolzierte zur Tür. »Sobald du weg bist, komme ich zurück, und du kannst nichts dagegen machen.«
    Â»Ich sorge dafür, dass sie hier nicht mehr reinkommt«, versprach Charlotte, die Geschäftsführerin, die hinter Julia stand.
    Â»Ich auch«, pflichtete ihr die neue Kellnerin bei.
    Â»Ich erinnere sie dran, dass sie hier nicht willkommen ist«, sagte einer der Männer an der Theke.
    Â»Ich auch«, rief jemand von der anderen Seite des Raums, und alle stimmten ein.
    Beverly bedachte Julia mit einem wütenden Blick. »Siehst du, was du anrichtest? Du machst nur Probleme.«
    Â»Ich hab Neuigkeiten für dich«, teilte Julia ihr mit. »Ich gehe nicht von hier weg.«
    Die Gäste klatschten, als Beverly das Lokal verließ.
    Julia, die vor Aufregung schwer atmete, dachte noch einmal: Was, zum Teufel, hab ich da gerade gemacht?
    Â»Da bist du ja endlich!«, begrüßte Stella Julia an der Tür, als diese schließlich nach Hause kam. Stella trug ihren Morgenmantel, eine Seidenrobe von ihrer Mutter, in der sie gern dem Müßiggang frönte. »Ich hab mir Sorgen gemacht! Wo warst du letzte Nacht? Sogar deine böse Stiefmutter war hier.«
    Â»Warum hast du mit Sawyer geschlafen?«, platzte es noch im Eingangsbereich aus Julia heraus.
    Â»Wie bitte?«, fragte Stella.
    Â»Sawyer sagt, ihr hättet miteinander geschlafen, vor drei Jahren. Liebst du ihn?«
    Â»Ach, das. Es war schrecklich. Nicht der Sex … jedenfalls nicht das, woran ich mich noch erinnere. Ich war damals völlig durch den Wind. Meine Scheidung war gerade durch, und ich hatte keinen Pfennig mehr. An dem Abend ist Sawyer mit einer Flasche Champagner vorbeigekommen, um auf meine neugewonnene Freiheit anzustoßen. Ich hab mich betrunken und ihn begrapscht. Darauf bin ich nicht gerade stolz. Glaub mir, ich wollte nie eine Frau sein, mit der die Männer aus Mitleid schlafen. Es war nur ein einziges Mal, und danach habe ich versucht, ihm aus dem Weg zu gehen, aber das hat er nicht zugelassen. Sawyer ist ein guter Kerl. Und ein guter Freund. Warum fragst du?« Stella griff sich theatralisch an die Brust. »Ach so! Das hast du heute Nacht gemacht! Du warst mit Sawyer im Bett!«
    Julia schwieg.
    Stella drückte sie fest an sich. »Ich freu mich für dich. Der Mann steht seit Ewigkeiten auf dich. Keine Ahnung, warum er so lange gewartet hat. Ich hab ihn früher immer aufgezogen, dass er sich vor dir fürchtet.« Sie nahm Julia an der Hand und führte sie ins Wohnzimmer, wo ein Krug mit Bloody Mary stand. »Erzähl’s mir! Wie war’s? Wann? Wie oft?«
    Julia setzte sich und nahm den Drink, den Stella ihr reichte. »Keine Chance.«
    Â»Du musst es mir erzählen. Du bist meine beste Freundin«, beharrte Stella. »Du weißt schließlich auch alles aus meinem Leben.«
    Â»Von der Sache mit Sawyer hast du mir gegenüber nichts erwähnt«, widersprach Julia, nahm die Selleriestange aus dem Glas und biss hinein.
    Â»Das ist lange her.«
    Julia stellte das Glas ab. »Bin ich wirklich deine beste Freundin?«
    Â»Klar.«
    Â»In der Highschool hast du mich ausgelacht.«
    Stella ließ sich in den Sessel gegenüber von Julia plumpsen. »Die Highschool war eine andere Welt. Willst du etwa sagen, dass du wegen damals nicht meine beste Freundin sein kannst?«
    Â»Nein«, antwortete Julia, zum ersten Mal sich selbst gegenüber ehrlich. Ihre Freundschaften in Baltimore waren völlig anders. Ihre dortigen Freunde akzeptierten sie als das, wofür sie sie hielten. Stella hingegen akzeptierte sie als die, die sie tatsächlich war. Dieser Ort definierte sie, und Stella wusste das. »Du bist die beste Freundin, die ich je hatte.«
    Â»Klingt schon besser. Und jetzt erzähl

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