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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Tag war mir verdorben; er hatte seinen frühlingshaften Glanz verloren.
    Die nächsten Monate ließen sich überraschend gut für mich an. Die Boys waren vorsichtig, und Fennelli ließ sich nichts zuschulden kommen. Das Geschäft ging flott, und ich brachte Geld auf die Seite, solange ich es noch konnte. Ich machte mir jedoch nichts vor. Ich wußte, daß das nicht ewig dauern würde. Aber ich wollte soviel wie möglich herausholen.
    Es war spät im Mai, als etwas Ungewöhnliches geschah. Und dann kam es in einer Weise, wie ich es nie erwartet hatte. Ich hatte einen ziemlich hektischen Tag hinter mir und war recht abgekämpft. Es war gegen vier Uhr nachmittags, als der Summer der Sprechanlage ertönte. Ich warf den Hebel hoch. »Ja?«
    »Mr. Moscowits möchte Sie sprechen«, sagte Miss Walsh.
    »Schicken Sie ihn herein«, erwiderte ich und legte den Hebel wieder um. Ich überlegte, was er von mir wollte.
    Er kam in seiner gewohnten, schwerfälligen Art herein. Ich begrüßte ihn lächelnd. Dann setzten wir uns.
    »Was haben Sie auf dem Herzen, Moishe?« fragte ich, immer noch lächelnd.
    Er kam sofort zur Sache. Das war eine Eigenschaft, die ich an ihm schätzte. Er war noch einer von der alten Sorte von Spielern, auf deren Wort man sich verlassen konnte und die auf ihre Art ehrlich waren.
    »Frankie«, sagte er mit seiner rauhen, aber ruhigen Stimme, »ich möchte aufhören.«
    Ich sagte nichts, sondern lehnte mich zurück und betrachtete ihn eine Weile. Dann zündete ich mir eine Zigarette an und fragte: »Warum?«
    Ihm war ein wenig unbehaglich. »Nicht, daß ich Angst habe.
    Damit hat es nichts zu tun -« Er zögerte einen Moment, ehe er fortfuhr. »Ich werde zu alt für diesen Betrieb. Er ist für mich zu anstrengend. Ich möchte gern mit meiner Frau fortziehen und noch ein paar Jahre ohne Aufregungen genießen.«
    Ich saß immer noch in derselben Stellung und überlegte, was ich tun sollte. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt, irgendeinen aussteigen zu lassen. Es würde keinen guten Eindruck auf die anderen machen, wenn ich ihn gehen ließ. Sie würden denken, daß ich weich würde. Andererseits war es das gute Recht dieses Mannes, das zu tun, was er wünschte, und ich wußte, er würde anständig sein und seinen Mund halten über uns. Wortlos schob ich ihm eine Kiste mit Zigarren hin.
    Er nahm eine, zündete sie an und beobachtete mich. Wir saßen eine Weile schweigend da. Schließlich sagte ich: »Sie wissen, wie die Boys darüber denken werden.« Er nickte.
    Ich fuhr fort: »Sie werden vermuten, daß Sie Schiß haben und auspacken wollen.«
    Er machte eine sanfte, fast väterliche Handbewegung. »Sie kennen mich besser, Frank. Moses Moscowits hat noch nie in seinem Leben ausgepackt, und er fängt mit zweiundsechzig nicht mehr damit an.«
    Ich hatte mir nicht vorgestellt, daß er so alt war. Wir versanken wieder in Schweigen. Ich drehte meinen Stuhl zum Fenster herum. »Und was soll aus Ihrem Bezirk werden?« fragte ich.
    »Den können die Boys haben«, erwiderte er.
    »Und wie steht's mit Ihrem Anteil am Pool?«
    »Den können Sie auch behalten, wenn sie ihn brauchen.«
    Moishe lehnte offenbar ein bißchen Bestechung nicht ab, um sein Ziel zu erreichen. Ich stellte eine rasche Berechnung an. Sein Anteil belief sich auf hunderttausend Dollar.
    »Wohin wollen Sie gehen?« fragte ich. Ich wußte, daß er ein kleines Besitztum in Kalifornien hatte, und wollte mal hören, ob er die Wahrheit sagte.
    Er sagte die Wahrheit. »Ich habe eine Farm in Kalifornien. Dort kann ich ein schönes, ruhiges Leben führen, wie meine Frau es sich für mich wünscht.«
    Ich drehte meinen Stuhl wieder herum und blickte ihm ins Gesicht. »Wann haben Sie die Absicht zu gehen?«
    »Wann es Ihnen paßt.«
    Ich überlegte wieder eine Weile.
    Er unterbrach mein Schweigen. »Frank, Geld, von dem man nichts hat, nützt einem nichts. Ich habe genug Geld, und hier habe ich nichts davon. Hier gibt's dauernd nur Probleme, Ärger und Kopfschmerzen. Ich sehne mich nach etwas Frieden in meinen Jahren.«
    Ich kam zu einem Entschluß. Er hatte Anrecht auf etwas Frieden in seinen Jahren, und er sollte ihn auch haben.
    »Einverstanden«, sagte ich. »Sie können Schluß machen, Moishe.«
    Ich hätte schwören können, daß ihm die Tränen in die Augen traten, aber er hatte sich großartig in der Gewalt. Nur seine Stimme kippte ein wenig über vor Glück, als er »danke« sagte.
    »Verlassen Sie die Stadt am Ende der Woche«, sagte ich. »Reden Sie

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