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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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mit niemandem darüber. Die Boys sollen es zuerst von mir erfahren, und ich sage es ihnen, nachdem Sie abgefahren sind.«
    Ich wählte Macksons Nummer. Mackson war der Mann, der an die Stelle von Price getreten war. »Wie steht der gemeinsame Fonds im Augenblick?« fragte ich.
    »Eine Million, eins zehn, Mr. Kane«, antwortete Mackson.
    Das war ja eine leichte Rechnung. »Stellen Sie bitte einen Scheck über hundertzehntausend Dollar aus, zahlbar an Moses Moscowits, und bringen Sie ihn sofort zu mir herauf«, sagte ich und legte den Hörer auf.
    Moishes Augen glänzten. »Wenn Sie das Geld brauchen, Frank, kann ich warten«, meinte er. Ich schüttelte den Kopf. »Sie haben stets Ihren Anteil bezahlt. Sie haben einen Anspruch auf diese Summe.«
    Mack erschien mit dem Scheck und ging sofort wieder, nachdem er ihn abgeliefert hatte. Ich unterzeichnete ihn und reichte ihn Moishe. Er nahm ihn dankend entgegen und steckte ihn in die Tasche. Ehe er fortging, gab ich ihm noch einen letzten Rat: »Moishe, sagen Sie keinem etwas davon. Lassen Sie Ihre Wohnung so, wie sie ist. Versuchen Sie nicht, etwas zu verkaufen oder zuviel mitzunehmen. Steigen Sie mit ein paar Handkoffern in Ihren Wagen, als wenn Sie zum Wochenende in die Berge fahren. Ich möchte, daß Sie einfach verschwinden und mir alles andere überlassen.«
    Wir schüttelten uns die Hände und gingen gemeinsam zur Tür. Ehe er hinausging, warf er noch einen letzten Blick ins Büro. »Frankie, mein Junge«, sagte er, »nehmen Sie von einem alten Mann einen Rat an. Steigen Sie aus, solange Sie es noch können. Sie sind ein guter Mensch und haben eine Menge Grips. Ich habe länger gelebt als Sie, und ich weiß Bescheid. Nicht viele von uns bekommen die Chance aufzuhören, wenn sie wollen. Im allgemeinen gehen wir ab, wenn wir noch jung sind
    - plötzlich.«
    Ich unterbrach ihn lachend. »Machen Sie sich keine Sorgen um mich, Moishe. Tun Sie nur, was ich Ihnen gesagt habe.«
    »Das tu ich, Frank«, versprach er und ging.
    Ein Mann in seinen Jahren hatte Anspruch auf ein bißchen Ruhe und Frieden.
    Ein paar Tage später erschien Silk im Büro. Er machte es sich in dem Sessel bequem, der meinem Schreibtisch gegenüberstand. Dann kam er zur Sache. »Es gibt Gerüchte in der Stadt, daß Moscowits aussteigt.«
    »Das habe ich auch gehört«, sagte ich, ohne besonderes Interesse zu zeigen.
    Aber er ließ nicht locker. »Frank, einige der Boys behaupten tatsächlich, daß du dahintersteckst und daß er mit deinem Einverständnis handelt.«
    »Ihr alle handelt mit meinem Einverständnis«, sagte ich.
    Er fuhr unbeirrt fort. »Es gefällt ihnen nicht. Sie behaupten, du seist nicht mehr ganz auf der Höhe, Frank.«
    Ich lachte. »Und was meinst du dazu, Silk?«
    Er mußte es wissen. Er hatte zweimal den Versuch gemacht, mich zu beseitigen, und war immer noch weit vom Ziel. Er sagte nichts.
    Wir saßen uns einige Minuten schweigend gegenüber. Ich blätterte in einigen Papieren herum. Schließlich blickte ich zu ihm auf. »Wenn das alles ist, was du auf dem Herzen hast, Silk, kannst du abhauen.«
    Ich ließ mich nicht einmal dazu herab, ihm zu sagen, ich sei sehr beschäftigt.
    Er stand auf und beugte sich über den Tisch zu mir herüber. »Ich dachte, du solltest wissen, was man redet, Frank. Wenn es stimmt, gibt's Ärger.«
    Ich blickte zu ihm auf. »Ich weiß, was sie reden, Silk. Ich weiß es lange, bevor du es hörst. Ich weiß auch, wer es sagt, und wenn ich dir einen Rat geben darf, so bring einen Reißverschluß
    da an, wo du deinen Mund hast. Sonst wachst du eines Tages auf und entdeckst, daß man dir den Mund zugenäht hat - mit Nadel und Faden.«
    Für einen winzigen Augenblick erlaubte er sich, seinen Haß gegen mich in seinen Augen aufflackern zu lassen. Aber nur für den Bruchteil einer Sekunde. Es war ein zu kostspieliges Vergnügen, dem man nicht übermäßig frönen durfte. Seine Lider senkten sich, und es war ihm nichts mehr anzumerken. Er winkte mir sorglos zu und ging zur Tür. »O. k., mein Junge«, sagte er von dort aus, »ich habe dich gewarnt.« Damit verließ er den Raum.
    Ich stürzte ans Telefon und bat die Telefonistin, mir Moscowits an den Apparat zu holen. Er war nicht in seinem Klub. Ich beauftragte die Telefonistin, es bei ihm zu Hause zu versuchen.
    Eine Frauenstimme mit einem leichten jüdischen Akzent sagte: »Hallo?«
    »Ist Mr. Moscowits zu Hause?« fragte ich.
    »Nein, er ist nicht da«, lautete die Antwort.
    »Hier ist Frank Kane. Wissen Sie,

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