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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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auf einen Stuhl und folgte ihr. Sie nahm eine Zigarette aus einem Kästchen auf einem der Ziertische und zündete sie langsam und bedächtig an. Sie wußte, daß sie mich am Bändel hatte.
    Ich ging auf sie zu, nahm ihr die Zigarette aus der Hand, drückte sie in einem Aschenbecher aus und umarmte sie. Sie blieb kühl. Ich küßte sie. »Hallo, Ruth.« Ihre Hand stahl sich empor und streichelte meine Wange; ihr Kopf sank an meine Schulter. »Frank«, flüsterte sie.
    »Nun komm schon, Liebste«, flüsterte ich. »Wir könne doch unmöglich -«
    Mit ihren Lippen erstickte sie meine Worte. Ich hielt sie fest umschlungen und konnte das Klopfen ihres Herzens spüren. Sie küßte mich immer wieder. »Nein, Liebling«, flüsterte sie dicht an meinen Lippen.
    Ich zog sie mit mir auf die Couch. Wir küßten uns wieder und wieder. Ich konnte spüren, wie leidenschaftlich erregt sie war. Unter dem kühlen Samt ihrer Lippen brannte die Glut der Verheißung. Der Raum begann um uns zu kreisen. Plötzlich weinte sie an meiner Schulter. Schluchzend stieß sie hervor: »Frank, Frank, du mußt aufhören. Ich kann es nicht mehr ertragen.«
    Der Raum stand wieder still. Ich stand auf und griff mit zitternden Fingern nach einer Zigarette. Ich blickte auf Ruth herab. Sie hatte sich aufgerichtet und sah mich aus großen, tränenerfüllten Augen an. Ich setzte mich zu ihr und legte meinen Arm um sie. Ich zog ihren Kopf an meine Schulter und fragte:
    »Ruth, willst du mich heiraten - jetzt - heute abend?« Ich erkannte meine eigene Stimme nicht wieder.
    Sie antwortete nicht sofort. Eine Weile bemühte sie sich krampfhaft, ihr Schluchzen zu unterdrücken. Dann sagte sie: »Ich sehne mich so nach dir, Liebster.«
    »Willst du mich heiraten?« wiederholte ich.
    Sie blickte mir tief in die Augen. »Ich kann nicht.«
    »Aber du hast doch gerade gesagt -«
    »Frankie, ich möchte dich doch für immer haben.«
    Ich blickte sie an. Der Raum war dunkel, und ihr Gesicht wirkte in der Dunkelheit wie eine weiße Kamee. Ich umfaßte es mit beiden Händen und zog es zu mir. Ihre Haut war warm und glatt und weich.
    Ich gab ihr ein Versprechen - das erste, das ich je gemacht hatte. »Ich liebe dich«, sagte ich, und meine Stimme zitterte ein wenig. »Du brauchst nicht mehr lange darauf zu warten, daß dein Wunsch in Erfüllung geht. Im Juni sind wir verheiratet.«
    Ihre Augen blickten mir forschend ins Gesicht. »Du belügst mich nicht, Frank?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Dich würde ich nie belügen, Baby!«
    Sie schloß für einen Moment die Augen. Ihre Lippen bewegten sich lautlos. Dann schlug sie die Augen wieder auf. »Ich kann es immer noch nicht glauben.«
    Ich küßte sie. »Du kannst es glauben, Baby!«
    Ich parkte meinen Wagen etwa zwei Häuserblocks von der Garage entfernt und ging den Rest des Weges zu Fuß. Dies war eine Gegend, die ich gut kannte. Ich war hier aufgewachsen. Es war ein Teil des Bezirks, in dem ich für Keough gearbeitet hatte. Bei Nacht war dieser Stadtteil ziemlich einsam.
    Die Garage erstreckte sich nach dem Fluß zu über einen halben Häuserblock hinweg und war an der Avenue etwa halb so lang. In der Mitte des Gebäudes befand sich eine große Tür, fest mit einem Rolladen verschlossen. Ein zweiter Eingang war von einer langen Gasse an der Seite des Gebäudes her zu erreichen.
    Ich steckte die Hände in die Taschen. Eine Hand legte ich um den Revolver, den ich aus dem Büro mitgenommen hatte, und die andere um eine kleine Taschenlampe, die ich im Wagen eingesteckt hatte. Ich ging einmal an der Garage vorbei. Nichts deutete darauf hin, daß jemand drin war. Auf dem Rückweg bog ich in die Gasse ein. Sie war dunkel - stockfinster. Ich konnte nicht die Hand vor Augen sehen. Ich tastete mich an der Hauswand entlang. Ich wagte nicht, die Taschenlampe zu gebrauchen aus Angst, daß jemand, der sich möglicherweise im Gebäude aufhielt, auf mich aufmerksam wurde. Ich bemühte mich, leise zu gehen, aber meine Schritte dröhnten unnötig laut in meinen Ohren. Mein Herz begann zu hämmern. Ich atmete in kurzen Stößen, und der Schweiß stand mir auf der Stirn, obwohl es nicht sehr warm war.
    Meine Hand stieß auf eine Unterbrechung in der Wand. Es war eine Tür. Eine ganz leichte Berührung verriet mir, daß sie verschlossen war. Ich tastete mich weiter am Gebäude entlang, bis ich an eine Holzwand kam. Es war ein bewölkter Abend, und alles war düster und trübe. Ich fühlte an der Holzwand so hoch
    hinauf, wie ich konnte, aber

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