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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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wo ich ihn erreichen kann?«
    »Nein, Mr. Kane. Ich bin in großer Sorge. Er ist gestern abend nicht nach Hause gekommen.«
    »Spreche ich mit Mrs. Moscowits?«
    »Ja, Mr. Kane. Ich bin sehr beunruhigt. Moishe ruft mich immer an, wenn er geschäftlich abgehalten wird.«
    »Wohin wollte er gehen, als Sie zum letztenmal von ihm hörten?« fragte ich.
    »Er sagte, er wolle in die untere Stadt gehen und sich dort mit einigen der Boys treffen. Das war gestern nachmittag.«
    Ich überlegte einen Augenblick. Silk mußte Moscowits schon in der Hand gehabt haben, sonst wäre er nicht hierhergekommen. »Mrs. Moscowits«, sagte ich, »machen Sie sich keine Gedanken. Er ist wahrscheinlich durch irgendeine geschäftliche Sache festgehalten und hat keine Gelegenheit gehabt, Sie anzurufen. Ich werde feststellen, wo er ist, und ihn bitten, Sie anzurufen.«
    »Vielen Dank, Mr. Kane.«
    »Nichts zu danken. Leben Sie wohl.« Ich legte auf und drehte meinen Stuhl zum Fenster herum. Es war ein schöner, klarer Tag, und man konnte die Wagen sehen, die auf der anderen Seite am Hudson entlangfuhren.
    Silk hatte mich also wieder in eine Falle gelockt, und ich brauchte jetzt eine ganze Portion Glück, wenn ich bei guter Gesundheit bleiben wollte. Wenn ich die Boys nicht daran hindern konnte, Moishe um die Ecke zu bringen, war mein Einfluß bei ihnen zum Teufel. Und Silk wußte das.
    Der Summer ertönte. Ich wandte mich wieder zum Schreibtisch. »Mr. Price ist am Apparat«, sagte Miss Walsh.
    »Verbinden Sie mich mit ihm!«
    »Hallo, Frank!« kam Joes Stimme durch den Apparat.
    »Ja, wie geht es Ihnen, Joe?«
    »O. k.«
    »Was machen die Geschäfte?«
    »Deswegen habe ich ja angerufen«, sagte er. »Die Musikautomatenfabrik hier entwickelt sich zur Goldgrube. Ein Regierungsinspektor und ein paar Leute von der Armee haben das Werk soeben besichtigt, und sie möchten, daß wir einen Regierungsauftrag übernehmen für die Herstellung von Radios und Ausrüstung für die Fernmeldetruppe.«
    »Die Umstellung kostet aber eine Menge Geld«, wandte ich ein.
    »Nein, das wird sie nicht«, lautete die Antwort. »Die Regierung finanziert die ganze Sache. Es gehört zum nationalen
    Verteidigungsprogramm. Wir stellen nur das Zeug her und streichen den Gewinn ein.«
    Mir gingen andere Dinge im Kopf herum. Ich hatte keine Lust, mir über diesen Quatsch auch noch Gedanken zu machen. »Hören Sie, Joe«, sagte ich, »ich sitze hier verdammt in der Klemme. Tun Sie, was Sie für richtig halten. Ich spreche später noch mit Ihnen darüber.«
    »Ich verspreche mir sehr viel davon, Frank«, sagte er. »Ich glaube, daß Amerika in den Krieg eintritt. Und wenn wir diesen Vorschlag annehmen, sind wir den anderen meilenweit voraus.«
    »O. k., o. k.«, sagte ich, »machen Sie's nur!« Ich legte auf. Ich drückte auf den Summer. Miss Walsh kam herein.
    »Für den Rest des Tages bin ich für niemanden zu sprechen. Verstanden?«
    Sie nickte und ging hinaus.
    Ich machte mich ans Telefonieren. Ich mußte ausfindig machen, wohin sie Moscowits geschleppt hatten, ehe sie ihn erledigten. Und bevor sie ihn erledigten, mußte ich den Scheck wieder in meine Hände bekommen. Ich nahm nicht an, daß er ihn einlösen würde, ehe er nach Kalifornien fuhr, und ich wollte mir kein Risiko aufhalsen.
    Gegen vier Uhr wußte ich, wo sie ihn hatten. Er war in einer Garage an der Twelfth Avenue. Fennelli wollte ihn um zehn Uhr mit einigen Boys aufsuchen. Ich mußte ihm unbedingt zuvorkommen.
    Ich telefonierte nach unten und ließ meinen Wagen aus der Garage holen. Gegen sechs Uhr verließ ich das Büro, aß irgendwo zu Abend und fuhr dann nach New York. Da ich noch bis halb neun Zeit hatte, fuhr ich zu Ruths Wohnung.
    Als ich bei ihr läutete, öffnete sie die Tür.
    Einen Augenblick stand sie im Türrahmen und blickte mich erstaunt an.
    Ich konnte nicht sprechen. Eigentlich hatte ich als Ausflucht irgendeine Frage stellen wollen, wie: Ist Marty zu Hause?< Aber es war nichts zu machen! Ich brauchte sie nur anzusehen, und sofort waren alle meine alten Gefühle für sie wieder da.
    Sie trat von der Schwelle zurück. Sie hatte kein Wort gesagt.
    Sobald ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, küßte ich sie. »Hallo, Ruth«, flüsterte ich.
    Sie trat ein wenig zurück. »Warum bist du gekommen?«
    »Um dich zu sehen«, sagte ich. Ich wußte nicht, wie sehr es mir damit ernst war, bis ich es sagte; dann wußte ich es.
    Sie drehte sich um und ging auf das Wohnzimmer zu. Ich warf Hut und Mantel

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