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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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bescheidenen Lebensunterhalt, und das einzige, was ich mir leistete, war das Sonntagspaket für die Familie Harris. Ich besuchte sie jeden Sonntag, und jedesmal verließ ich sie leicht deprimiert.
    Aus März wurde April. Dann kamen der Mai und der Juni. Ich kaufte mir ein paar Kleidungsstücke, die ich unbedingt brauchte. Aber in der Woche trug ich fast nur mein Arbeitszeug. Ich erstand einen neuen Sonntagsanzug, aber ich zog ihn nur an, wenn ich die Harris' besuchte.
    Eines Morgens, als ich half, den Lastwagen vom Lagerhaus zu entladen, erzählte mir der Fahrer, daß sie noch einen Lastwagen anschaffen würden.
    »Wer soll ihn fahren?« fragte ich.
    »Tony«, sagte er. Tony war sein Gehilfe.
    »Dann brauchen Sie ja einen neuen Gehilfen«, sagte ich.
    »Zwei sogar - einen für mich und einen für ihn.«
    Nachdenklich ging ich den Laden zurück. Das war eine Arbeit für Tom. Ich beschloß, mit Mr. Rayzeus zu sprechen, wenn er am nächsten Morgen kam.
    Als Mr. Rayzeus erschien, fragte ich ihn, ob ich ihn einen Augenblick sprechen könne. Ich erzählte ihm von Tom, und er fragte, ob er zuverlässig sei.
    »Ganz bestimmt«, sagte ich, »und er will auch gern arbeiten. Er braucht dringend eine Tätigkeit.«
    Er schüttelte den Kopf. »Mit Negern habe ich schon sehr viel Pech gehabt«, meinte er. »Die ersten paar Wochen sind sie o. k. Aber sobald sie ein paar Dollar in der Tasche haben, besaufen
    sie sich und kommen erst wieder, wenn sie pleite sind.«
    »Über die anderen kann ich nicht urteilen«, sagte ich, »aber diesen Burschen kenne ich. Er ist ein guter Arbeiter, kein Faulpelz.«
    Mr. Rayzeus warf mir einen merkwürdigen Blick zu »Sie kennen also den Mann ziemlich gut?«
    Ich nickte. »Ich habe schon mal mit ihm gearbeitet. Ich weiß, daß er in Ordnung ist.«
    Mr Rayzeus zuckte die Achseln. »O. k. Schicken Sie ihn nächste Woche zu mir. Da werde ich mit ihm reden.«
    »Vielen Dank, Mr. Rayzeus.« Jetzt sah die Zukunft für die Harris' schon etwas rosiger aus. Ich konnte den Sonntag kaum erwarten, um ihnen die gute Nachricht zu bringen.
    Der Sonntag war ein klarer, heller, warmer Tag. Ich zog meinen neuen Anzug an und fuhr in die obere Stadt. Während der ganzen Fahrt malte ich mir aus, wie glücklich sie wohl sein würden - besonders Mrs. Harris. Ich betrat den Hausflur und stieg die Treppe hinauf. Diese alte Höhle änderte sich nie. Es war immer derselbe Geruch, dieselben knarrenden Stufen der wackeligen Holztreppe, dieselbe trübe Beleuchtung und dieselben abblätternden Wände.
    Ich öffnete die Tür der Wohnung und betrat die Küche. Elly saß am Tisch und las die Sunday News. Die bunte Seite der Comics lag vor ihr ausgebreitet. Durch das offene Fenster hinter ihr drangen zahlreiche Geräusche aus dem Hof -Kindergeschrei, die keifenden Stimmen eines Ehepaares, das sich zankte, Jazz aus dem Radio.
    Elly blickte zu mir auf. »Guten Tag, Frankie.«
    »Guten Tag, Elly. Wo sind die anderen?«
    Langsam und müde kam die Antwort. »Mutter und Sam sind in der Kirche. Tom ist schon früh fortgegangen und wird erst am späten Nachmittag zurückkommen.«
    Ich legte mein Paket auf den Tisch und öffnete es. »Du legst das am besten weg, damit nichts verdirbt.«
    Sie stand auf und legte die Butter in den Eisschrank. Sie sagte kein Wort. Es war heiß in der Küche. Ich zog meinen Rock aus und hängte ihn sorgfältig über die Lehne eines Stuhls, während ich sie heimlich beobachtete. Sie trug ein neues Kleid aus glänzender schwarzer Seide. Es schmiegte sich von oben bis unten eng an ihren Körper. Als sie die Sachen verstaute, sah ich, wie sich beim Gehen die Seide straff um ihre Schenkel legte. Sie konnte nicht viel darunter anhaben.
    Die Zeit schlich dahin. Der Schweiß rann mir den Hals hinunter, weichte meinen Kragen auf und lief mir unterm Hemd über den Rücken.
    Sie stützte den Kopf auf den Arm. So saß sie wieder schweigend am Tisch. Als sie sich vorbeugte, konnte ich in ihrem Ausschnitt das hellere Braun ihrer Brüste sehen.
    »Was ist los mit dir, Elly;« fragte ich. »Fühlst du dich nicht gut?«
    »Nein, ich bin krank.«
    Ich stand auf und ging zu ihr. »Was fehlt dir denn?«
    Ohne zu antworten, stand sie auf. »Hast du eine Zigarette?« fragte sie. Ich zog ein Päckchen aus der Tasche und bot ihr eine an. Als ich ihr Feuer gab, blickte ich tief in ihren Ausschnitt. Impulsiv zog ich sie an mich. Ich spürte ihren Körper dicht an meinem. Sie wehrte sich nicht, aber sie blieb steif und hölzern in meinen

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