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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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antwortete er fast demütig.
    Er stieg in den Wagen und setzte sich zwischen die beiden Männer. »Was gibt’s Neues?« fragte er, als der Wagen auf die Straße hinausfuhr.
    »Ich habe vor einer halben Stunde mit Pete gesprochen«, erwiderte der eine. »Martin ist seit ein Uhr nachts nicht mehr aus seinem Hotelzimmer gekommen.«
    »Gut«, meinte er zufrieden. »Dann fahren wir hin und kaufen ihn uns.«
    Ein großer Mann mit Vollbart trat an den Wagen heran, als Ross ausstieg. »Er ist noch immer oben«, flüsterte der Mann. »Ich bin die ganze Nacht über hier gewesen.«
    »Danke, Pete.«
    »Ich habe den Hauptschlüssel. Außerdem habe ich den Boy vom Lastenaufzug bestochen, wegzugehen und sich Kaffee zu holen«, fuhr der Mann fort.
    Ross sah ihn an. »Du denkst auch an alles.«
    Das Gesicht des Mannes blieb gleichgültig. »Ich tue das, wofür ich bezahlt werde.«
    Ross nickte den beiden Männern im Wagen zu. Schweigend stiegen sie aus und gingen ins Gebäude hinein. Ross fühlte sein Herz pochen. Das war es! Das war der große Wurf. Er konnte es sich nicht leisten, daß dieses Mal etwas schiefging. Geschah es, war er erledigt.
    Sie folgten einem langen, grauen Gang im Keller des Hotels. Vor einer Tür blieben sie stehen, und Pete drückte auf einen Knopf. Die Tür öffnete sich zu einem Aufzug. Rasch traten die Männer ein.
    Pete drückte erneut auf einen Knopf, und die Tür glitt zu. Der Aufzug setzte sich in Bewegung. Schweigend betrachteten sie den Stockwerkanzeiger. Im fünften Stock hielt der Aufzug an, und die Tür glitt auf.
    »Du bleibst hier und hältst den Aufzug besetzt«, befahl Pete einem der Männer.
    Der Mann nickte. Die anderen gingen den Gang entlang. Pete musterte die Türen. Schließlich nickte er. Rasch blickte Ross den Gang in beiden Richtungen entlang. Er war menschenleer.
    Pete holte eine Polizeipistole aus der Tasche und schob mit der linken Hand rasch einen Schalldämpfer auf die Mündung. Er reichte Ross den Schlüssel.
    Ross sah ihn an. Er blinkte hell in seiner Hand. Er atmete tief ein. Er spürte, wie ihm der Schweiß über das Gesicht lief, und wußte, daß Pete ihn genau beobachtete. »Fertig?« flüsterte er mit rauher Stimme. Pete nickte.
    Ross steckte den Schlüssel in das Schloß. Als er ihn herumdrehte, schien er ein entsetzliches Geräusch zu machen. Schnell stieß er die Tür auf. Pete sprang ins Zimmer. Ross folgte ihm, von dem Mann hinter ihm fast durch die Tür gestoßen.
    Leise fluchte Pete vor sich hin und lief in das nächste Zimmer. Ross rannte hinter ihm her, aber er hörte nichts weiter als Pete, der einen Schwall von Verwünschungen ausstieß. »Was ist denn los?« rief Ross.
    Er wußte es sofort, als er das andere Zimmer betrat. Wieder strömte ihm der Schweiß über das Gesicht. Er sah Pete verständnislos an. »Was in aller Welt ist denn schiefgegangen?« fragte er.
    Pete schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht.«
    Ross blickte sich nochmals im Zimmer um. Es war leer. Joker Martin war verschwunden.
    Das Dröhnen der Motoren machte Joker schläfrig. Es machte ihn immer schläfrig. Er wußte aber nie, ob es dieses Dröhnen war oder das Mittel, das er einnahm, damit ihm nicht übel würde. Auf jeden Fall legte er im allgemeinen seine Flüge schlafend zurück.
    Ihr Gesicht tauchte vor ihm auf. Er bewegte sich unruhig. Sonst geschah ihm das bei Frauen nicht. Er dachte daran, wie sie ihn als ganz junges Ding vor langer Zeit angesehen hatte. Damals war sie ihm zu jung erschienen. Oder war er ein Narr gewesen? Sie war niemals zu jung gewesen!
    Dann kam die Zeit, nachdem sie aus der Anstalt entlassen worden war. Nur um ein paar Minuten hatte er sie verpaßt. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern. Jetzt kam er an die Reihe.
    Ihr Kind störte ihn allerdings ein wenig. Wenn es nicht Ross’ Kind war, so bedeutete dies, daß noch jemand anders eine Rolle spielte. Er fragte sich, wer es sein könnte. Sie war nicht dumm. Bevor er das Flugzeug bestieg, hatte er erfahren, daß sie das Kind um fünf Uhr morgens nach Arrowhead geschickt hatte.
    Das war einer der Gründe, warum er sie mochte. Sie war gerissen. Wenn Ross Drego nur die Hälfte ihrer Intelligenz hätte, befände er sich bestimmt nicht in der Klemme, in der er nun saß.

9
    Fast ein Monat war verstrichen, seit Joker abgereist war. Ross begann sich wieder sicherer zu fühlen. Er war überzeugt, daß er recht gehabt hatte: sie konnten ihm nichts antun, weil er allzusehr im Blickpunkt der Öffentlichkeit stand. Früher

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