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Die Moralisten

Titel: Die Moralisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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oder später würden sie sich mit ihm an einen Tisch setzen und sich mit seinen Bedingungen einverstanden erklären.
    Leise pfeifend betrat er sein Haus. Maryann, die ihn in der Halle erwartete, sah ihn überrascht an. Die Nervosität, die er in den vergangenen Wochen gezeigt hatte, schien völlig verschwunden. Sie blickte an ihm vorbei zur offenen Tür. Aber dort stand niemand.
    »Wo sind deine Wachhunde?« fragte sie.
    Er lächelte sie an. »Ich habe sie weggeschickt. Es ging mir auf die Nerven, sie die ganze Zeit hier herumsitzen zu sehen.«
    Sie sah ihn erstaunt an. »Hältst du das für klug?«
    Er ging ins Wohnzimmer und goß sich einen Whisky ein.
    »Joker weiß, wann er geschlagen ist. Die werden nichts mehr wagen.«
    Schweigend beobachtete sie ihn.
    Er stürzte den Whisky hinunter. Er brannte ihn etwas in der Kehle und wärmte ihn. Die Abende fingen an, kühl zu werden. »Morgen fahren wir nach Arrowhead, holen Michelle und machen dann einen kleinen Urlaub in Las Vegas«, erklärte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Meiner Ansicht nach sollten wir noch ein bißchen warten.«
    »Ich kann dieses Herumsitzen nicht mehr aushalten«, erklärte er. »Es gibt gar keinen Anlaß zur Sorge. Wir fahren morgen.« »Ich will mal sehen, ob Tom das Essen fertig hat«, sagte sie und ging hinaus.
    Er blickte ihr nach und goß sich noch einen Whisky ein. Niemals würde er sie verstehen. Warum blieb sie bei ihm, wenn sie Angst hatte? Nichts hielt sie hier. Sie waren nicht verheiratet. Er hätte ihr keinen Vorwurf gemacht, wenn sie ihn jetzt verlassen hätte. Langsam trank er seinen Whisky. Vielleicht würde er es eines Tages erfahren. Vielleicht würde er über jene Schranke hinweggelangen, die noch immer zwischen ihnen lag.
    Sie trat wieder ins Zimmer. »Das Essen ist fertig.«
    Einen Augenblick stand er da und sah sie an. Plötzlich glaubte er, alles zu verstehen. Er durchquerte das Zimmer und ergriff ihre Hand. »Marja«, sagte er zärtlich, »heiraten wir doch morgen. Dann werden es richtige Flitterwochen.«
    Sie wußte nicht warum, aber sie fühlte, wie ein leichter Schmerz in ihr erwachte. »Wünschest du dir das wirklich, Ross?«
    Er nickte. »Ich weiß es jetzt. Ich brauche dich. Es ist nicht mehr so wie früher.«
    Sie betrachtete ihre Hand. Seine starken, braunen Finger hielten sie fest umschlossen. Sie wußte, was er meinte. Etwas in ihm hatte sich verändert. Es war, als sei jener Ross, den sie nun schon so lange kannte, plötzlich erwachsen geworden. Sie blickte in seine Augen und entdeckte in ihnen zum erstenmal Leere und Einsamkeit. Die Kehle schnürte sich ihr zusammen. »Gut, Ross«, flüsterte sie. »Morgen heiraten wir.«
    Er zog sie fest an sich und küßte sie. »Du wirst es nicht bereuen.« Beim Essen war er lustig und voller Pläne. Er bat Tom, eine Flasche Champagner zu öffnen. Seine gute Stimmung steckte sie an.
    »Wir werden uns ein Haus bauen«, erklärte er.
    Sie lachte auf. »Und was ist mit diesem?«
    »Ich möchte eins für uns selber. Nach unseren eigenen Plänen«, erklärte er. »Dieses hier können wir nicht kaufen. Der Eigentümer will es nicht verkaufen, nur vermieten.«
    »Wir können noch ein bißchen warten«, meinte sie.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, wir tun es jetzt. Ich habe da ein Grundstück in den Bergen entdeckt.«
    »Du bist der Chef«, sagte sie und machte ein gehorsames Gesicht.
    Er setzte seine Kaffeetasse ab, stand auf und trat zu ihr. »Ich möchte, daß du glücklich bist. Das ist jetzt das einzige, worauf es ankommt.« Sie ergriff seine Hand. »Ich werde es sein, Ross.«
    Es schlug zehn Uhr, als sie ins Wohnzimmer hinübergingen. Er streckte sich auf der Couch aus und nahm eine Zigarette. »Jetzt fühle ich mich wohl«, erklärte er. »Ich bin sicher, daß ein herrliches Leben vor uns liegt.«
    Sie entzündete ein Streichholz und hielt es ihm hin. »Es wird auch herrlich sein, Ross. Wir brauchen es nur wirklich zu wollen.«
    Er zog sie neben sich auf die Couch und küßte ihre Wange. »Ich habe dir nie gesagt, wie sehr ich dich bewundere. Oder habe ich das, Liebling?« flüsterte er.
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er drückte ihren Kopf an seine Brust. »Ich liebe dich. Das weißt du, oder? Ich glaube, ich habe dich immer geliebt, es aber niemals richtig gewußt. Ich habe geglaubt, ich würde mir etwas vergeben, wenn ich es dir sage.«
    Sie antwortete nicht.
    »Ich weiß noch, was ich immer empfunden habe, wenn ich dich ansah«, fuhr er fort. »Es hat mich immer fast

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