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Die Mordaugen von Brüssel

Die Mordaugen von Brüssel

Titel: Die Mordaugen von Brüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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etwas gebracht, Sinclair?«
    »Ja.«
    »Mir nicht.«
    »Maurice hat recht, John. Wir können hier nichts mehr tun. Wichtig ist Brüssel und der Ort, wo sich das Atomium befindet. Da müssen wir hin. Dort wird sich zeigen, ob diese unheimliche Macht, von der Gabaon gesprochen hat, auch einen Namen besitzt.«
    »Ich bin dafür.«
    »Und ich ebenfalls«, erklärte Reuven. »Weil ich einfach davon überzeugt bin, daß die Augen zurückkehren werden. Sie sitzen in jedem Atom, sie verändern sie durch ihren furchtbaren Blick. Wenn ihr sie seht, wißt ihr, was ich gemeint habe. Sie sind einfach schlimm. Da hat sich alles verändert, alles.«
    Noch immer brannten die Kerzen. Ich schaute in ihren Schein. Die Flammen bildeten kleine Sterne innerhalb der grauen Dämmerung. Nur empfand ich sie nicht als Sterne der Hoffnung. Dieses Licht warzwar hell, aber trotzdem noch dunkel.
    Die unheimliche Macht!
    Dieser Begriff wollte mir nicht aus dem Kopf. War es eine neue Umschreibung für die Hölle, die ja so viele Namen besaß?
    Das konnte es sein, brauchte es aber nicht.
    Bill und Maurice waren vorgegangen. Das Licht ließ ihre Umrisse ungewöhnlich weich erscheinen. Sie kamen mir selbst vor wie leicht über dem Boden schwebende Schatten.
    Zudem setzten sie ihre Schritte im gleichen Rhythmus, der allmählich verklang, je mehr sie sich der schmalen Ausgangstür näherten, dort stehenblieben und auf mich warteten.
    Bill sah mein nachdenkliches Gesicht. »Ist dir noch keine Lösung eingefallen, John?«
    »Nein, leider nicht. Aber die Probleme sind trotzdem nicht weniger geworden.«
    »Das glaube ich gern.«
    Maurice Reuven öffnete die Tür und schob sich bereits durch den Spalt nach draußen. Wir gingen zwei Schritte, dann blieb er wie angenagelt auf der Stelle stehen. So plötzlich, daß Bill und ich aufmerksam wurden. »Was ist?« fragte der Reporter.
    Reuven drehte den Kopf. Sein Gesicht war kaum zu erkennen. Es hatte einen bleichen Schein angenommen. »Da ist etwas«, hauchte er. »Ich habe was gehört.«
    »Und?«
    Er hob die Schultern. Seine Stimme nahm den Klang an, den man bei ängstlichen Menschen oft hört, wenn sie unter einem gewissen Druck stehen. »Das ist nicht zu identifizieren, aber ich meine, daß wir nicht mehr die allein lebenden Personen innerhalb der Mauern sind. Da ist noch etwas anderes, glaubt mir.«
    »Moment mal.« Ich schob mich an den beiden vorbei und sah schon den Beginn der breiten Treppe.
    Die Stufen schwebten hoch in das zirkulierende Dämmer. Eine graue, breite Leiter, einladend für uns, dennoch stumm, erstarrt in einem langen Warten.
    Und es bewegte sich etwas.
    Schatten im grauen Zwielicht. Sie huschten nach rechts und links, kamen vor, drängten sich wieder zurück.
    Kratzen auf Stein. Dann Laute, die uns als finstere Botschaft entgegenhallten. Ein Jaulen oder Heulen…
    »Tiere!« hörte ich Maurice in meinem Rücken wispern. »Das sind Tiere, meine ich.«
    »Sie haben recht!«
    Im gleichen Moment hatte ich einen der Schatten erkannt. Er bewegte sich die Treppe hinab, ein großes Etwas, das von einem zweiten Schatten verfolgt wurde.
    Ein Hund?
    Kalt und klar leuchteten die Augen. Zwei ovale Ausschnitte inmitten des langgezogenen Schädels.
    »Das sind keine Hunde, John«, sagte Bill leise und trotzdem hektisch.
    »Weißt du, was uns da entgegenkommt?«
    »Inzwischen ja. Hyänen!«
    ***
    Ruth Reuven hatte geduscht, sich umgezogen, saß in der kleinen Küche und schaute auf die braune Oberfläche des Kaffees, der sich in der vor ihr stehenden Tasse befand.
    Äußerlich hatte sie sich nicht verändert, im Innern aber war sie eine andere geworden. Da beherrschte sie nur der Gedanke an das Auge. Es hatte sie in seinen Bann gezogen, nicht allein durch den Anblick, mehr durch seine Kraft, die einen Prozeß bei der jungen Frau in Gang gesetzt hatte, den sie nicht aufhalten konnte und auch nicht wollte. Es gibt das Sprichwort von der Führung an der langen Leine. So ähnlich fühlte sich auch Ruth. Das Auge führte sie an der langen Leine. Was sie sagte und tat, entsprach nicht mehr der Kraft ihres eigenen Willens, dafür der unheimlichen Macht.
    Sie trank den Kaffee. Ihre Geste, mit der sie die Tasse hochhob, wirkte automatisch und gleichzeitig verzögernd. Ruth dachte daran, daß sie nicht die einzige war, die unter der Macht des Auges stand. Es hatte ihr erklärt, daß sie eine Gruppe waren und sehr bald zusammentreffen würden. Eine Menge Gleichgesinnter, denen ein neuer Lebensinhalt aufgezwungen

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