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Die Morgengabe

Die Morgengabe

Titel: Die Morgengabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ibbotson
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große Schwäche hat.»
    Milner lachte. Er wußte, daß
Brille-Lamartaine vor Frauen eine Heidenangst hatte und überzeugt war, jede von
ihnen habe es sowohl auf seinen rundlichen Körper als auch auf seine Erbschaft
von einer unverheirateten Tante abgesehen.
    «Mit Vergnügen», sagte er.
    Quin jedoch war klar, als er das
Museum verließ, daß er seinen Mitarbeitern seinen Entschluß zu gehen nicht
länger verheimlichen durfte. Wenn er sich Plackest gegenüber an die gesetzliche
Frist hielt und bis Ostern wartete, so reichte das, aber auf keinen Fall
sollten Roger, Elke und Humphrey die Nachricht von anderen erfahren.
    Roger Felton war im Labor, als er
ins Fakultätsgebäude kam, nutzte das Wochenende, um liegengebliebene Arbeit zu
erledigen. Der Ausdruck seines Gesichts, als Quin ihn einweihte, war kaum zu
ertragen.
    «Ohne Sie werde ich mir hier wie in
der Wüste vorkommen», sagte er und wandte sich ab, um seine Bestürzung zu
verbergen. «Elke dachte schon, daß so etwas passieren würde, aber ich
hoffte–ach, so ein Mist!»
    «Es ist Ihnen vielleicht kein Trost,
aber ich fürchte, schon im nächsten Jahr werden wir alle in sämtliche Winde
verstreut sein», sagte Quin. «Wenn dieser Krieg wirklich kommt, dann wird er
ganz anders werden als der letzte. Ich glaube, dann werden auch wir
Wissenschaftler an die Front müssen.» Als Roger auch darauf nichts sagte, legte
ihm Quin die Hand auf den Arm und fügte hinzu: «Ich nehme Sie mit nach Afrika,
Roger, wenn Sie hier wegkönnen. Es wäre mir eine Freude.»
    «Danke – Sie wissen, wie gern ich
mitkäme, aber ich kann Lillian nicht allein lassen. Ende Mai werden wir ein
Adoptivkind übernehmen, einen Säugling, das Kind einer kanadischen Tänzerin.
Lillian ist unheimlich aufgeregt.»
    «Das freut mich», sagte Quin mit
Wärme. «Und falls Sie einen Paten brauchen, dann denken Sie vielleicht an
mich.»
    Rogers Gesicht hellte sich auf. «Sie
haben den Job, Professor.»
    Als Quin nach diesem Gespräch mit
Roger durch den Hof ging, begegnete er Verena in Begleitung von Kenneth Easton.
Sie hatte einen Squashschläger in der Hand und war offensichtlich bester
Stimmung.
    «Sie sehen sehr fit aus», sagte
Quin, als er merkte, daß sie ihn nicht einfach vorübergehen lassen würde.
    «Oh, das bin ich auch, Professor!»
erwiderte Verena mit einem spitzbübischen Lächeln. Sie forderte ihn nicht
gerade auf, ihren Bizeps zu fühlen, aber das war auch nicht nötig. Dank ihrem
Sportdreß, kurzärmlige Bluse und Shorts konnte jeder, der Augen im Kopf hatte,
den kernigen Zustand ihrer Muskeln sehen. Dann sagte sie: «Ach, was halten Sie
eigentlich von dem Armee- und Marine-Ausstattungsgeschäft? Würden Sie es
empfehlen, wenn man eine Expedition plant?»
    «Absolut. Das Geschäft ist
ausgezeichnet sortiert – ich decke mich immer dort ein; Sie bekommen alles, was
Sie brauchen. Beziehen Sie sich bei Mr. Collins auf mich, dann werden Sie gut
bedient.»
    «Danke, das werde ich tun. Und wie
ist es mit Flohpuder? Würden Sie da Coopers oder Smythsons empfehlen?»
    Quin, der eine vage Vorstellung
hatte, Verena plane eine längere Reise mit ihren Verwandten, plädierte für Coopers,
ehe er sich höflich verabschiedete und weiterging. Kenneth war schlagartig in
ein Loch tiefster Depression gestürzt. Die Opfer, die er für Verena gebracht
hatte, waren erheblich. Er fuhr vierzehn Haltestellen mit der Untergrundbahn,
um mit ihr zusammen Squash spielen zu können; er hatte sich unter großen Mühen
seinen Cockney-Akzent abgewöhnt; er sagte «Pardon», weil «Entschuldigung»
angeblich gewöhnlich war. Aber jedesmal, wenn der Professor auftauchte, schmolz
Verena dahin und kokettierte wie ein Schulmädchen. Manchmal fragte sich
Kenneth, ob das alles die ganze Sache wert war.
    «Ich ziehe aus», verkündete Heini. «Ich suche mir ein anderes
Zimmer.»
    Leonie starrte den Jungen
entgeistert an, der mit wild abstehenden Haaren und in grenzenloser Wut von seinem
Samstagnachmittag in der Stadt zurückgekehrt war.
    «Aber warum denn, Heini? Was ist
passiert?»
    «Ich kann nicht darüber sprechen,
aber ich muß weg. Ich kann hier nicht bleiben. Ich kann ja nicht einmal
spielen.»
    Das stimmte nicht ganz. Heini war
seit einer halben Stunde schon zu Hause und hatte die Lebenserwartung des
gemieteten Klaviers um ein beträchtliches
gemindert, indem er durch die Busoni-Variationen hindurchgedonnert war, daß die
Teller in der Kredenz klapperten.
    «Weiß Ruth das schon?» fragte

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