Die Moulokin-Mission: Science Fiction-Roman
hat?« wandte September ein. »Die brennt doch förmlich auf eine Auseinandersetzung und auf Blutvergießen.«
»Aber Lady«, sagte Hunnar ungläubig, »du denkst doch nicht etwa daran, Teeliam diesem Ungeheuer auszuliefern?«
»Ganz richtig, edler Ritter. Das denke ich nicht.« Elfas Augen schweiften über den ganzen Tisch. »Aber angenommen, Rakossa und Calonnin wüßten nicht, daß die Slanderscree hier ist?«
»Ich will dich ja nicht schulmeistern, Mädchen, aber du hast doch gehört, was dieser Soldat im Thronsaal gesagt hat.« Verglichen mit den Klauen der Tran waren Septembers Nägel eher kurze Stummel, trotzdem kratzte er eine kleine Furche in den Hartholztisch. »Kein Schiff könnte im Eis vor dem Canyon die Chivspuren hinterlassen, die die Slanderscree dort gezogen hat.«
»Kein bekanntes Schiff«, räumte Elfa ein. »Und doch gibt es viele Regionen dieser Welt, von der die Poyos, ebenso wie wir selbst bis vor kurzem auch, nichts wissen. Das gilt auch für das ferne Arsudun. Wie können sie sicher sein, daß die Spuren nicht die eines anderen Schiffes sind, zum Beispiel von einem großen Lastkahn, den die Moulokinesen inzwischen schon lange um seines Holzes willen zerlegt haben?«
»Nicht unmöglich, Mylady«, meinte Ta-hoding. »Aber wie können wir die Angreifer davon überzeugen, daß es so ist?«
Elfa sah ihn etwas verlegen an. »Das hatte ich noch nicht überlegt. Könnten wir nicht unser Floß verstecken, während Vertreter der Flotte von Poyolavomaar den Hafen von Moulokin inspizieren?«
»Dieses Schiff verstecken?« Hunnar stieß ein schrilles Lachen aus.
»Nein, wir wollen uns das schon gründlich überlegen, Hunnar.« September nickte nachdenklich. »Die Lady hat da durchaus einen vernünftigen Vorschlag gemacht.«
»Was wäre denn«, meinte Ethan nach einem Augenblick nachdenklichen Schweigens, »wenn wir das Schiff zerlegten? Ja, wenn wir es zerlegten, und die Teile auf das Plateau hinaufschafften. Die Abgesandten der Poyos würden nie auf die Idee kommen, dort oben nachzusehen.«
»Und mit gutem Grund.« Hunnar gab sich große Mühe, einen spöttischen Gesichtsausdruck zu unterdrücken. »Ein großartiger Vorschlag, Freund Ethan, nur, daß die ganze Bevölkerung dieser Stadt und unsere eigene Mannschaft ein paar Wochen zu arbeiten hätte, um dies zu bewerkstelligen, selbst wenn die Moulokinesen genügend schwere Maschinen besitzen, um die großen Hölzer und Mäste anzuheben. Und wir haben nur vier Tage.«
»Nein, Augenblick mal.« September lehnte sich vor und sprach mit mühsam unter Kontrolle gehaltener Erregung. »Was der Junge vorschlägt, ist durchaus logisch, wenn auch auf etwas andere Art. Wir müssen die Slanderscree auf das Plateau und ein gutes Stück landeinwärts schaffen, falls die Poyos doch darauf bestehen, dort nachzusehen, und das nehme ich bei diesem Rakossa an. Und da wir es nicht in Stücken schaffen, müssen wir sie eben ganz hinaufbefördern.«
Unter den Tran, die um die Tafel saßen, erhob sich ein erstauntes Murmeln.
»Angenommen, wir segeln sie ans obere Ende des Hauptcanyons, Captain.« Er sah den gespannt zuhörenden Ta-hoding aufmerksam an. »Ich selbst bin irgendwie neugierig darauf, diese Goldenen Saia kennenzulernen.« Ethan warf ihm einen fragenden Blick zu. Dann interessierten die geheimnisvollen Saia Skua doch, dachte er, obwohl der Hüne das ursprünglich weit von sich gewiesen hatte?
»Bei all den Kräften, die dort wirksam geworden sind, darf man annehmen, daß das Land der Saias sich ziemlich sanft landeinwärts neigt.«
»Angenommen, es wäre so, Freund September, und ich will keineswegs respektlos sein, aber – was dann?« Hunnar wartete, um sich von etwas überzeugen zu lassen, das er selbst nicht kannte.
»Ich war einmal auf einer Welt«, meinte der Hüne nachdenklich, »die dieser hier ähnlich war. Nur, daß die Meere mit Gras bedeckt waren – eine Art anämisches Pika-Pina, Hunnar, wie es hier ja landeinwärts auch wachsen soll – und dort gab es Segelschiffe, ähnlich der Slanderscree. Sie segelten ganz leicht über diese grünen Ozeane, nur auf Rädern, und nicht auf Kufen.«
»Rädern?« fragte Hunnar ausdruckslos. »Was sind Räder?«
Ethan saß wie vom Donner gerührt da. Die Tran hatten einen so hohen Stand der Zivilisation erreicht, daß er eine so grundlegende Erfindung wie das Rad für selbstverständlich gehalten hatte. Jetzt, wo er darüber nachdachte, wurde ihm bewußt, daß er nirgends in Sofold ein Fahrzeug mit
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