Die Moulokin-Mission: Science Fiction-Roman
gefährlichsten Art geistiger Müdigkeit hinzugeben, jener nämlich, die von Langeweile erzeugt wird.
»Ich fange an, mir ein wenig Sorgen zu machen, Jungchen.« September hielt sich an den Wandten fest, und sein Gesicht unter der durchsichtigen Maske ließ die Enttäuschung erkennen. »Hunnar und die anderen beginnen ebenso zu empfinden, und aus gutem Grund. Wir haben noch keinen einzigen Canyon gefunden, der dem von Moulokin gleicht. Das gibt einfach keinen Sinn, Junge.« Seine Stimme klang angespannt, aber ruhig. »Daß es wirklich nur einen einzigen Canyon dieser Art gibt, der sich in den Kontinent eingegraben hat, meine ich. Da müssen doch auch noch andere sein.«
»Ich bin kein Geologe, Skua, aber ich muß zugeben, daß es mir auch seltsam vorkommt.«
September schnitt eine Grimasse, ein Ausdruck, der sich wie ein Wasserstrudel um einen scharfen, schnabelartigen Vorsprung seiner Nase legte. »Wenn wir auf demselben Weg zurück müssen, den wir gekommen sind, möchte ich wetten, daß die Poyos inzwischen ihre Untersuchung von Moulokin abgeschlossen haben, und nachdem sie uns dort nicht gefunden haben, irgendwo anders hingezogen sind.« Der Gedanke schien ihn aufzuheitern.
»An diesem Punkt könnte das sogar der beste Kurs für uns sein. Ich glaube, ich werde mich mit dem Kapitän und Sir Hunnar unterhalten. Bleib gesund, Junge.« Er setzte sich heckwärts in Bewegung, blieb aber stehen, als Ethan zum Bug wies.
»Morgen haben wir vielleicht keine andere Wahl mehr, Skua.« Die steilen Berge, die seit Verlassen des Landes der Goldenen Saia den nördlichen und östlichen Horizont begrenzt hatten, rückten näher, begannen sich vor ihnen auszudehnen und drohten, den Weg nach Süden abzusperren. Also blieb ihnen nur der Weg, auf dem sie gekommen waren.
Die Hänge vor ihnen wirkten steiler als die, an denen sie so viele Tage entlanggerast waren. Spuren von Erosion, die auf unsichere Bergflanken deuteten, wurden sichtbar. Sie würden sicher umkehren müssen, wenn sie nicht einen Paß durch diese neuen Hindernisse fanden. Die Slanderscree hatte sich als landtüchtig erwiesen, aber zum Erklimmen von Bergen eignete sie sich nicht.
Wie Ethan prophezeit hatte, erreichten sie an jenem Abend den ersten der niedrigen, aber doch steilen Berge. Sie beschlossen, im Windschatten des höchsten dieser Berge ein Lager aufzuschlagen. Am Morgen würden Kundschafter in mit großen Rädern versehenen Beibooten ausgeschickt werden, um im Westen eine Passage zu suchen, die der Eissegler passieren konnte. Die beiden Kundschaftertrupps würden maximal fünf Tage unterwegs sein. Diese Zeit würde die Mannschaft dazu benutzen, um die notwendigen Reparaturen am Schiff durchzuführen, und versuchen, sich beschäftigt zu halten, bis die Kundschafter zurückkehrten.
Sinahnvor patrouillierte auf seinem Posten am Vorderdeck auf und ab, er fror in der fast wolkenlosen Nacht, als etwas, das am Hang flackerte, ihm ins Auge fiel. Er blinzelte, öffnete und schloß seine doppelten Lider, aber das Flackern blieb. Es sah aus wie ein fettes Auge, das ihm durch die Nacht zublinzelte.
Zum Glück besaß Sinahnvor keine besonders üppige Fantasie. Dennoch ließ ihn etwas schaudern, und es war nicht die Kälte. Wer würde sich um diese Zeit des Nichtlichts vom Schiff entfernt haben? Es hatte da einige Gerüchte über einen der Menschen und die Tochter des Landgrafen gegeben, aber solche Geschichten trieben mehr Flöße an als die Winde.
Der Wachmann hob seine Öllampe etwas höher, schob die Stange etwas vor, an der sie über die Floßwand hinaushing. Es war doch seine Fantasie gewesen – nein, da war es wieder! Ganz deutlich, ein auf- und abblinkendes Licht, ziemlich weit oben an dem steilen Abhang, nicht höher als die oberste Rahe am Vormast.
Gerüchte, die weniger amüsant waren, schossen ihm durch den Kopf. Wenn dies wirklich ein Land der Geister war, war es dann möglich, daß es sich um irgendein nächtliches Schemen handelte, das vielleicht kommen und ihn von Deck holen würde? Und wer würde dann wissen, wann oder wie er entführt worden war?
Er blickte ängstlich in die Runde. Die beiden Monde standen hoch am Himmel, es war also schon fast Morgen. Nirgends bewegte sich etwas. Würde seine Ablösung dann nur die Lampenstange, seine Kleider und seine Waffen finden? Denn ohne Zweifel würde ein Geist sich nur für seinen Körper interessieren.
Monont sollte jetzt die Schiffswache haben. Er konnte jetzt stumm bleiben und dem
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