Die Moulokin-Mission: Science Fiction-Roman
Kampfaxt hing in seiner Pranke.
»Die Pfeile von denen sind hier so langsam angekommen, daß man sie aus der Luft hätte pflücken können«, meinte er und ließ sich mit dem Rücken zur Wand nieder. »Mit ihren Felsbrocken richteten sie gegen diese Mauer nichts aus, und um mit jedem Stein hier oben einen Treffer zu erzielen, verstehen sie zu wenig von Ballistik.«
»Was, meinst du, werden sie als nächstes versuchen?«
»Wenn ich die wäre, Junge, und blöd genug, damit weiterzumachen, würde ich versuchen, das Tor aufzubrechen. Da sie keine Ramme gegen diesen Wind segeln können, bedeutet das, daß sie von Hand einen Balken oder einen Stamm oder so etwas heranschleppen müssen. Oder sie müssen Öl einsetzen, um sich den Weg freizubrennen.«
»Die Kabel der Moulokinesen halten jedes Floß auf, Skua.«
»Stimmt, Jungchen. Das heißt, sie müßten genügend Infanterie durchbringen, um die Mauer zu übernehmen und die Kabel dann selbst zu lösen. Ich glaube nicht, daß sie eine Chance haben. Wir können sie mit Bogen- und Armbrustschützen vor dem Tor wegpicken und können hinter dem Tor fünfzig Soldaten für jeden einzelnen aufstellen, der durchkommt. Es wäre wirklich Selbstmord, das zu versuchen. Was nicht bedeutet, daß sie es nicht doch machen werden. Menschen haben schon ähnliche Dinge getan.«
»Aber sie können uns hier auf ewige Zeit in Moulokin festhalten.«
»Das stimmt.« Er betastete den goldenen Ring, den er im rechten Ohr trug. »Stört mich aber nicht sehr. Ich mag Moulokin. Es wird uns nur daran hindern, unsere wichtigen Entdeckungen zu dem Padre in Brass Monkey durchzubringen. Viel wichtiger aber sind die Folgen für den Handel, den sie damit praktisch ja blockieren. Händler und Schiffskäufer werden eher anderswo hingehen, als sich mit Gewalt einen Weg nach Moulokin freizukämpfen. Rakossas Offiziere wissen das wahrscheinlich, selbst wenn er selber an nichts anderes denken kann, als wie er Teeliam wieder in seine Gewalt bekommt. Ich glaube nicht, daß unsere Freunde, die Moulokinesen, dabei zerbrechen, aber viele Kriege werden von wirtschaftlichen, nicht von militärischen Faktoren entschieden.
Was mich betrifft«, damit befingerte er den Schaft seiner mächtigen Axt, »ich hoffe, daß die Poyos am Ende die Geduld verlieren und noch einmal einen Frontalangriff versuchen. Wahrscheinlicher ist freilich, daß sie die Geduld verlieren und sich einfach wegstehlen, ein Schiff nach dem anderen, nach Hause, zu ihrem heimischen Herd.
Inzwischen können wir uns ebenso gut von der Gastfreundschaft der Leute hier verwöhnen lassen, bis die Poyos sich entschieden haben, was sie nun machen wollen.« Er legte beide mächtigen Pranken unter seinen Kopf und schloß die Augen. Nach einer Weile ließ er Ethan merken, daß er nicht eingeschlafen war, indem er ein Auge öffnete.
»Barbaren gegen uns, Barbaren auf unserer Seite, und wir drei angeblich zivilisierten Leute außerstande, sie in der einen oder anderen Richtung zu beeinflussen. Denk darüber nach, Junge.«
Dann schlief er ein, ohne sich um die Kälte oder den Lärm von tausend fremden Soldaten zu scheren, die rings um ihn schnatterten.
»Bei allem Respekt, Mylord, wir können nicht angreifen.« Der Poyo-Offizier fühlte sich unter den finsteren Blicken seines Herrschers nicht wohl und wünschte, er wäre auf seinem eigenen Floß und nicht hier, in der königlichen Kabine.
»Oduine hat recht, Mylord«, sagte ein weiterer der versammelten Kapitäne. »Schon normaler Gegenwind wäre nachteilig genug. Aber der Wind, der uns hier ins Gesicht weht, würde selbst einen Gott aufhalten! Die können jederzeit, wenn sie Lust haben, einen Ausfall machen und uns eine Menge Schaden zufügen. Und die Reichweite ihrer Waffen ist der unseren überlegen. Und diese seltsamen kleinen Pfeile«, er zeigte dabei einen sofoldianischen Armbrustbolzen, »werden mit größerer Wucht abgefeuert, als unsere besten Bogenschützen das können.«
»Ihre Katapulte haben ebenfalls den Wind auf ihrer Seite, Sire«, fügte ein dritter Offizier hinzu. »Ich gehörte zu der Gruppe, die vor vielen Tagen die Stadt betrat, um dieses verfluchte große Floß zu suchen. Die Mauer vor uns ist einen guten halben Sunttdick und so massiv wie die Klippen links und rechts von uns. Ich wüßte keine Belagerungswaffe, mir der man sie brechen könnte.«
Tonx Ghin Rakossa, Landgraf von Poyolavomaar, flegelte am anderen Ende des dreieckigen Tisches in seinem Sessel und musterte seine
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