Die Moulokin-Mission: Science Fiction-Roman
mit den umliegenden Staaten Handel treiben. Was könnten sie Besseres tun, um sich groß und bedeutend hinzustellen, als die ganze Zeit zu behaupten, daß extratranische Zauberer – das sind wir – mit ihnen verbündet sind?
Wie werden sie also reagieren, wenn wir auftauchen und ihnen sagen, daß es nützlich für sie wäre, einen Bund zu schließen?«
Ethan stellte den hohen Weinkelch ab und benutzte den überdimensionierten Löffel, der vor ihm lag, dazu, sich noch einmal von der kräftig gewürzten Suppe zu bedienen. Er schlürfte vorsichtig, weil der Löffel für seinen kleinen menschlichen Mund viel zu breit war. Er war nie ein großer Suppenfreund gewesen. Er zog solidere Nahrung vor. Aber Tran-ky-kys Klima konnte jeden zum Liebhaber heißer Nahrung in beliebiger Form machen.
»Ich würde lieber in der Umgebung von Sofold anfangen«, erwiderte Hunnar eigensinnig, nachdem er über Septembers Worte nachgedacht hatte. Er ließ sich zurückfallen und balancierte auf den zwei hinteren Beinen seines Stuhls. Ethan wußte, daß der Ritter nicht fallen würde. Er hatte noch nie Leute mit einem so perfekten angeborenen Gleichgewichtssinn gesehen.
»Nein, Hunnar. Ich glaube, wir haben eine bessere Chance, wenn wir für die Leute, die wir umzustimmen versuchen, völlige Fremde sind, und uns nicht der zweifelhafte Ruf der Menschheit schon vorangeeilt ist.«
»Ta-hoding sollte da auch mitreden können.« Damit legte Budjir ein Wort für den Kapitän der Slanderscree ein. »Er wird dafür verantwortlich sein, uns sicher übers Eis zu bringen, von dem es noch keine Karten gibt, und uns wieder in Sicherheit zu bringen, falls es Schwierigkeiten geben sollte.«
»Das ist nebensächlich«, wandte September heftig ein. »Ich bin durchaus bereit, Ta-hoding anzuhören, aber es ist wesentlich wichtiger, daß wir…«
»Hier riecht es so seltsam, Baftem.« Das Gespräch am Tisch verstummte.
Ein teuer gekleideter Tran, der nahe bei ihrer Nische stand, hatte gesprochen. Seine Danspitzen waren silbern und rosafarben lackiert. Und der dicke Pelz eines weißgestreiften, schwarzgefleckten Tieres drohte ihn fast zu ersticken. Neben ihm stand einer der größten Tran, die Ethan je gesehen hatte, er war einen guten Meter sechzig groß und, selbst am normalen Körperbau eines Tran gemessen, ungewöhnlich breit. Eine Pranke ruhte leicht auf dem Kolben seiner Waffe, die an seinem linken Bein festgeschnallt war. Sie war von stumpf weiß-grauer Farbe und sah aus wie der Oberschenkelknochen irgendeines Lauftieres, möglicherweise sogar eines Tran. Die Keule war mit fein gearbeitetem Bas-Relief bedeckt. Die knorrige Unterseite war zu einigen Spitzen geformt.
»Ein widerlicher Geruch – ich rieche das auch«, sagte der Hüne und lächelte unangenehm. Ethan stellte fest, daß das Gespräch in der Taverne auf ein gleichmäßiges Brummen zurückgegangen war. Die meisten Augen ruhten auf ihnen.
Der wohlhabende Tran machte eine komplizierte Geste vor seiner Nase und schnitt dazu eine ausdrucksvolle Grimasse. Während er fortfuhr, seine Schnauze vor irgendeiner eingebildeten Geruchsbelästigung zu schützen, suchte er die Umgebung der Nische auffällig ab, blickte unter Stühle, beschnüffelte den Tisch und prüfte sogar den Boden. Auf allen vieren näherte er sich Hunnars Sitz, hörte auf zu schnüffeln und richtete sich dann auf. Um besonders effektvoll zu wirken, schnüffelte er noch einmal, so laut, daß alle Zuschauer es hören konnten.
»Ich glaube, jetzt habe ich es gefunden, Baftem«, erklärte er seinem Begleiter. »Jemand war so unhöflich, einen kastrierten Bourfins Lokal zu bringen.«
Jetzt herrschte völlige Stille. Als niemand am Tisch reagierte, rümpfte der Riese die Schnauze, sah Hunnar von der Seite an und gab einen angewiderten Ton von sich.
»Ihr wißt ja, wie die Enoglids sich nähren, sobald man sie kastriert hat. Ein scheußlicher Geruch!« Er sah sich am Tisch um und rief dann in gespielter Überraschung aus: »Aber da scheinen sogar mehr als einer zu sein.«
»Ruhig, Baftem. Es geziemt sich für einen Bürger, höflich zu sein, selbst gegenüber einem Bourf.« Er beugte sich über den Tisch und lehnte sich zwischen Ethan und Hunnar. »Würdest du machen, daß du hier verschwindest?«
Ethan bewunderte Hunnars Ruhe, als der Ritter sich über die rechte Schulter umsah und schrie: »Wirt, wem gehört diese Kneipe; dir oder ihm?«
Der Wirt hatte sich mit bewundernswerter Weitsicht bereits in Richtung auf die Küche
Weitere Kostenlose Bücher