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Die Mütter-Mafia

Titel: Die Mütter-Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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nur nochmals entschuldigen ...«
    »Sie sind dieses impertinente Fraumensch?«, rief Herr Hempel und kniff seine Augen zusammen. »Das ist doch wohl die Höhe!«
    »Es war wirklich keine Absicht«, sagte ich matt.
    »Mit Ihnen werden wir wohl noch viel Freude haben«, quiekte Frau Hempel, und merkwürdigerweise sah sie nun wirklich erfreut aus. »Komm, Heinrich! Es macht sich doch immer wieder bezahlt, dass wir im Rechtsschutz sind.«
    »Die Rechnung für die Reinigung bringe ich Ihnen dann dieser Tage vorbei«, sagte Herr Hempel noch, und dann watschelten sie Arm in Arm über die Einfahrt davon.
    »Was war das denn?«, fragte Nelly, noch bevor die Tür wieder ins Schloss gefallen war.
    »Die Apokalypse«, sagte ich matt.
    »Die Apokalypse mit Wischmoppfrisur und Stützstrümpfen«, sagte Nelly und quietschte wie Frau Hempel: »Finden Sie das etwa schön?«
    »Was ist Akopalypse?«, fragte Julius.
    »Das Ende der Welt«, sagte ich. »Und was ist Kroppzeuch?«
    Meine Kinder wussten es auch nicht.
    »Irgendwas, was Familie Godzilla stört«, sagte Nelly. »Und dann dürfen wir nicht bei Südwind grillen - die haben ja wohl eine Vollmeise!«
    »Ja«, sagte ich. Die hatten eine kolossale Vollmeise. Aber sie waren rechtsschutzversichert und ich nicht.
    »Gut, dass Papi Anwalt ist«, sagte Nelly.
    Da war ich mir allerdings nicht so sicher.
     
    *
     
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Julius.
    Ich hätte mich am liebsten wieder auf das hässliche Sofa gelegt, die Schrankwand angeschaut und mein trauriges Los beweint, aber ich sah ein, dass uns das kein bisschen weiterhelfen würde.
    »Jetzt krempeln wir die Arme hoch und machen aus diesem Gruselkabinett ein richtiges Zuhause«, sagte ich.
    »Wie denn?«, fragte Nelly maulig.
    »Zuerst einmal werfen wir einfach alles raus, was uns nicht gefällt«, schlug ich vor.
    »Wie denn?«, fragte Nelly wieder. »Die Möbel kriegt man doch keinen Zentimeter verrückt.«
    »Wir fangen klein an«, sagte ich. »Erst mal kümmern wir uns um die Sachen, die in Müllsäcke passen.«
    »Ohne mich«, sagte Nelly. »Ich gehe raus in den Garten und suche nach einer Stelle ohne Funkloch.«
    »Schon gut«, sagte ich. »Wenn du auf das ominöse Kroppzeuch stoßen solltest, gib uns Bescheid.«
    Nelly verschwand durch den Wintergarten nach draußen, und Julius und ich wanderten, jeder mit einem Müllsack bewaffnet, durchs Haus. Nachdem wir das Klorollenhütchen, Omi Wilmas Hämorrhoidensalbe und ein Arrangement aus blauen und gelben Kunststoffblumen samt einer monströsen Blumenvase entsorgt hatten, fühlte ich mich etwas besser.
    Dann schnarrte die Türklingel erneut.
    »Am besten machen wir gar nicht auf«, sagte ich.
    Aber Julius war schon auf dem Weg zur Tür. »Das ist bestimmt Papi!«, rief er. Ich seufzte. Meine Kinder hatten einfach noch nicht verstanden, dass Papi nur noch höchst selten vor der Tür stehen würde.
    Auf der originellen Fußmatte stand diesmal eine junge Frau, die zur Hälfte von einer riesigen, leuchtend blauen Hortensie verdeckt wurde.
    »Herzlich willkommen im Hornissenweg«, sagte sie.
    »Vielen Dank«, erwiderte ich misstrauisch. Wenn sie gekommen war, um uns zu sagen, dass wir gefälligst niemals auf der Straße parken, bei Südwind grillen oder die Klospülung bei Regenwetter betätigen durften - das wussten wir bereits.
    »Ich bin Mimi Pfaff aus Nummer 18«, sagte die Frau. Mimi Pfaff war eine sehr hübsche Erscheinung, soweit ich das hinter der Pflanze erkennen konnte, zierlich, dunkelhaarig und mädchenhaft. Ich schätzte sie auf Ende zwanzig. »Ich wollte eigentlich nicht so bald auf der Matte stehen, aber als ich sah, dass Sie schon Besuch von den Hempels hatten, dachte ich, ich sollte nicht so viel Zeit dazwischen verstreichen lassen. Hempels sind nämlich wirklich Furcht einflößend.« Sie lachte und reichte mir die Hortensie hinüber. »Die ist für Sie. Und lassen Sie sich von Hempels nicht einschüchtern. Die sind zwar in einer Rechtsschutzversicherung, aber wir haben den besseren Anwalt.«
    »Weshalb haben die Sie denn verklagt?«, fragte ich.
    »Och, wegen eigentlich allem. Wegen des Brennholzstapels, wegen unserer Angewohnheit, im Sommer auf der Terrasse zu grillen, wegen unseres Besuches, der ab und an am Straßenrand parkt, wegen unserer Katze, die in ihr Gemüsebeet gekackt hat, wegen der Kletterrosen an unserer Schuppenwand, wegen unseres Rasenmähers ... - ich hab bestimmt noch die Hälfte vergessen. Aber wie gesagt, unser Anwalt ist spitze -

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