Die Mütter-Mafia
an, um ihm zu sagen, dass Nelly gerade eingegipst wurde und nach seiner Person verlangte.
Lorenz klang verschlafen und mürrisch, wie immer nach einem langen Arbeitstag. »Du bist noch keine vierundzwanzig Stunden ausgezogen, und schon bringst du es fertig, die Kinder ins Krankenhaus einzuliefern. Aber der Trick funktioniert nicht. Du musst endlich einsehen, dass unsere Trennung endgültig ist, Conny. Es gibt kein Zurück. Du musst jetzt lernen, auf eigenen Füßen zu stehen.«
»Es ist kein Trick«, beteuerte ich, aber Lorenz glaubte mir nicht.
»Ich sehe auch nicht, wie ich Nelly in diesem Fall noch helfen kann. Sie ist ja bereits vom Baum gefallen! Sag ihr, ich komme dieser Tage mal vorbei, um meinen Namen auf ihren Gips zu schreiben.«
Ich war zu erschöpft, um ihn zu beschimpfen. Die letzten vierundzwanzig Stunden waren nicht eben die besten in meinem Leben gewesen. Ich war gnadenlos pleite, hatte meinen ersten und einzigen Ex-Lover wieder getroffen, die unsympathischsten Leute, die mir seit langem über den Weg gelaufen waren, hatten sich als meine nächsten Nachbarn entpuppt, und meine Tochter war von einem Baum gefallen.
»Also gut, du hast gewonnen«, sagte ich. »Morgen gehe ich zu einem Anwalt, damit du mir endlich glaubst, dass ich dichnicht zurückhaben will.« Das war die Wahrheit. Ich wollte ihn wirklich wirklich nicht mehr zurückhaben.
»Wie bitte? Was tust du?«, rief Lorenz aus, plötzlich hellwach. »Aber wir haben doch einen Anwalt! Ulfi regelt das doch alles. Was soll denn das jetzt schon wieder!«
»Du hast doch heute Morgen selber gesagt, dass ich mir gefälligst einen eigenen Anwalt suchen soll«, sagte ich einigermaßen verwirrt.
»Wann soll ich das gesagt haben?«
»Heute Morgen, als du auf dem Ergometer herumgekeucht hast«, erinnerte ich ihn. »Als ich was?«
»Lorenz, bist du sicher, dass du nicht doch einen Gehirntumor hast? Ich finde nach wie vor, dass alle Anzeichen dafür sprechen!«
»Also, wenn ich das gesagt habe, dann habe ich das doch nicht so gemeint«, sagte Lorenz. »Das ist doch die reinste Geldverschwendung, wenn du dir jetzt auch noch einen Anwalt nimmst. Ich wüsste wirklich Besseres für mein Geld.«
Ja was denn nun? Hü oder hott? »Lorenz, mein Konto ist im Minus, und du hast gesagt, dass du nicht mehr dafür zuständig bist. Ich brauche aber Geld, damit wir, deine Kinder und ich, nicht verhungern! Also nehme ich mir jetzt einen Anwalt, damit ich das Geld von dir bekomme, und damit basta. Ich bin mir ziemlich sicher, dass mir das zusteht, ganz egal, was ich auch unterschrieben haben mag. Da stand ich unter Schock und war nicht zurechnungsfähig«
»Ach, Dummerchen«, sagte Lorenz. »Natürlich bekommst du Geld von mir. Einen vorläufigen Unterhalt, bis zur Scheidung. Ab dem nächsten Monatsersten. Guck doch mal in deine Unterlagen, da ist das alles genau festgelegt.«
Der nächste Erste war morgen. So lange würde ich wohl mit dem Minus auf dem Konto leben können.
»Ach so«, sagte ich einigermaßen erleichtert.
»Dummerchen«, sagte Lorenz wieder, und es klang fast zärtlich. »Gib den Kindern einen Kuss von mir.«
Ich fühlte mich sehr, sehr einsam in diesem Augenblick. Aber als mein Blick auf Mimi fiel, die zusammen mit Julius auf den Flurfliesen Hüpfekästchen spielte, konnte ich nicht finden, dass mir heute nur schlechte Dinge widerfahren waren. Omi Wilmas Türmatte hatte doch Recht: Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo eine Mimi her.
1. März
Jetzt ist es also beschlossene Sache, dass wir Frauen von der Mütter-Society in diesem Jahr die Organisation des Mai-Nachbarschaftsfestes in der Insektensiedlung übernehmen. Wir haben uns lange genug über die Mängel dieser Veranstaltung beschwert, nun haben wir die Möglichkeit, es besser zu machen, Mamis! Mir persönlich liegt vor allem EINE wesentliche Verbesserung am Herzen: Es mag ja immer noch als Kavaliersdelikt gelten, wenn ein Mann zu vorgerückter Stunde und mit ein paar Bier zu viel intus an den nächstgelegenen Gartenzaun pinkelt, aber ich empfinde das als äußerst unappetitlich und ganz und gar nicht vorbildhaft für unsere Söhne. Hier geht es nicht um die leidige Diskussion darüber, ob Männer im Stehen pinkelndürfen oder nicht, denn das ist ja grundlegend geklärt und auch wissenschaftlich belegt. (Kopien des Artikels von Prof. Dr. Dunstmann zum Thema »Mannsein beginnt auf der Toilette - mütterlicher Putzwahn blockiert die gesunde psychosexuelle
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