Die Mütter-Mafia
Entwicklung des männlichen Nachwuchses« können bei mir eingefordert werden.) Wir von der Mütter-Society gehören ja beileibe nicht zu den keifenden Weibern, die von Männern verlangen, sich beim Pinkeln zu setzen! Aber das schamlose Pinkeln in aller Öffentlichkeit findet meine Billigung nicht! Im letzten Jahr hat man unsere Thuja-Hecke förmlich zu Tode gepinkelt. Deshalb plädiere ich dieses Jahr für die Anmietung eines oder sogar mehrerer Dixieklos. Damit wäre das Problem elegant gelöst.
Frauke
1. März
Außerdem müsste man die Auswahl der Kuchen ein wenig besser koordinieren.
Im letzten Jahr gab es vierzehn Rhabarberkuchen und vier Erdbeerböden. Wenn wir uns die Mühe machen würden, vorher mit einer Liste herumzugehen, könnten wir ein solch unattraktives Überangebot vermeiden. Wäre das nicht eine schöne Aufgabe für unsere Gitti? Von Kuchen und Torten versteht doch keiner so viel wie du und deine Mutti. Muss Schluss machen, habe morgen und übermorgen Tagung in Palma und weder Koffer gepackt noch vorgekocht. Auf Mallorca sind es im Augenblick 22 Grad im Schatten, und die Mandelbäume blühen noch!
Sabine
1. März
Ich bin entzückt von der Dixieklo-Idee, wo ich doch ständig aufs Klo rennen muss, seit ich mit unserem Wurzel schwanger bin. Supi! Supi! Supi!
Ich backe übrigens gern eine Schwarzwälder Kirschtorte. Ohne Alkohol natürlich, für alle Kiddies und werdenden Mamis.
Suche für Wurzel DRINGEND!! einen gut erhaltenen Tummy-Tub und Glückskäfer-Tragesack. Bevor ich bei »Ebay« nachschaue, wollte ich erst mal euch fragen. Ich muss leider immer noch viel brechen, aber es macht wie immer supi Spaß, schwanger zu sein. Wie viel Kilo hast du denn bisher schon abgenommen, Sonja? Was ist jetzt eigentlich aus eurer Reise in die Dom. Rep. geworden? Du wirst doch wohl nicht schwanger fliegen, oder?
Mami Kugelbauch Ellen
1. März
Natürlich fliegen wir in den Urlaub, Ellen, mein Frauenarzt hat da auch überhaupt keine Bedenken, zumal dort keine akute Malaria-Gefahr besteht. Wenn das Baby erst mal da ist, kann man Fernreisen für eine gute Weile vergessen, also müssen wir die Gelegenheit nutzen und uns noch einmal richtig erholen, fünf Sterne all inclusive direkt an der Lagune, Palmen bis zum Meer, schneeweißer Strand, Hummer bis zum Abwinken - ich wäre doch schön blöd, wenn ich mir das in meinem Zustand versagen würde, oder?
Sonja
3.
Zwei Tage später machten wir uns mit dem Fahrrad auf zu Julius' neuem Kindergarten. Schon vor der Tür konnte man merken, dass die »Villa Kunterbunt« sich von Julius' erstem Kindergarten deutlich unterschied. Statt des Clübchens türkisch schwatzender Frauen vor der Tür stand dort nur ein eleganter Zinnkübel mit Efeu, Winterheide und einer bunten Windmühle, nirgendwo waren Risse an der Außenfassade des Gebäudes zu erkennen oder auch nur ein Graffiti zu sehen, und auf dem Parkplatz standen statt des unordentlichen Haufens Fahrräder, uralter Fiat Pandas und Ford Transits ein halbes Dutzend gepflegter Familienvans sowie ein schwarzer Jaguar. Neben dem Jaguar parkten fünf Fahrräder ordentlich in einem Fahrradständer. Da sie keine Kindersitze auf dem Gepäckträger hatten, nahm ich an, dass sie den Erzieherinnen gehörten. Die verdienten nicht genug für Jaguars oder Vans.
Ich hob Julius aus seinem Sitz und stellte mein Fahrrad ordentlich neben die anderen. Unsere Helme klemmte ich an den Lenker. Gerade wollte ich den Nutzen eines Fahrradständers loben, als mein Fahrrad sich ohne erkennbaren Grund seitwärts neigte und gegen das Nachbarfahrrad rutschte. Gelähmt vor Entsetzen sah ich zu, wie ein Fahrrad nach dem anderen zur Seite kippte wie bei Domino-Day, bis das fünfte und letzte Fahrrad mit unsanftem Knirschen von der Kühlerhaube des Jaguars gestoppt wurde.
»Boah«, sagte Julius.
»So was Blödes«, sagte ich und war schon wieder den Tränen nahe.
»Ist das Ihr Fahrrad?«, fragte eine Stimme hinter uns. Sie gehörteeinem Mann im schwarzen Anzug, in dem ich unschwer den Besitzer des Jaguars erahnte. Bei seinem Anblick wurde mein Mund ganz trocken. Hatte ich eine Haftpflichtversicherung? Ich konnte mich nicht erinnern, jemals eine abgeschlossen zu haben.
Der Jaguarmann hatte dunkle Augen, mit denen er mich einer genauen Musterung unterzog. Ich spürte, wie ich rot anlief Wenn ich eine Haftpflichtversicherung hatte, dann hatte Lorenz sie für mich abgeschlossen. Und wenn Lorenz eine Versicherung für mich abgeschlossen hatte, dann
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