Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Mütter-Mafia

Titel: Die Mütter-Mafia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
Vom Netzwerk:
Anrufbeantworter hinterlassen, aber Trudi hielt sich wie üblich nicht mit Telefonieren auf sie stand unangekündigt auf unserer Türmatte und drückte mich enthusiastisch an ihre ausladende Brust.
    »Oh, schlechte Aura, schlechte Aura«, sagte sie aber gleich darauf und wedelte angewidert im Flur herum. »Voller übler Energien. Ganze Nester von Geistern in deinem neuen Zuhause.«
    »Da hättest du aber mal am Anfang hier sein müssen«, sagte ich mit leisem Vorwurf in der Stimme. Seit Mimi und Ronnie sich des Hauses angenommen hatten, hatten sich schließlich schon haufenweise Geister verkrümelt, vor allem die, die in den Möbeln und hinter der Schrankwand gehockt hatten. Die Schrankwand war übrigens heute Morgen mit einem Mercedestransporter von einem Mann aus Zülpich-Ülpenich abgeholt worden. Er hatte dafür bei »Ebay« nicht weniger als vierhundert Euro geboten, und er hielt das Ganze auch noch für ein Schnäppchen. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, aber weil der Mann aus Zülpich-Ülpenich kam und mich mit diesem Ort immer noch unangenehme Erinnerungen verbanden, hatte ich das Geld genommen und ihn mit der Schrankwand ziehen lassen.
    Trudi meinte, mit Farbe allein könne man den Geistwesen aber nicht beikommen.
    »Was du brauchst, ist ein Clearing«, sagte sie. »Wie gut, dassich gerade zehn Tage lang nichts anderes gemacht habe, als verlorene Seelen ins Licht zu schicken.«
    »Ich dachte, du hättest dein Bewusstsein erweitert«, sagte ich.
    »Auch«, sagte Trudi. »Und zwar insofern, dass ich künftig kein schlechtes Gewissen mehr habe, für meine Dienste am Mitmenschen Geld zu nehmen. Ich habe vor, meine Brötchen damit zu verdienen, bei anderen Leuten die bösen Geister zu vertreiben.«
    »Kann man damit reich werden?«, fragte ich misstrauisch.
    »Klar«, sagte Trudi. »Aber bei dir mache ich es selbstverständlich umsonst.«
    »Du kannst machen, was du willst«, sagte ich. »Aber bitte nicht, wenn die Kinder da sind. Julius fällt jetzt schon immer unangenehm auf weil er laut nach K 17 ruft, wenn er etwas nicht findet.«
    »Was gibt es denn da unangenehm aufzufallen? K 17 ist nun mal für alle verlegten Gegenstände zuständig«, sagte Trudi. »Es ist doch immer wieder erschreckend, wie wenigen Leuten dieser gute Geist bekannt ist.«
    »Weiß ich ja«, sagte ich. Es war auch meine Schuld, dass Julius K 17 überhaupt kannte, nicht die von Trudi. Eigentlich glaubte ich nämlich nicht an Trudis Geister, aber ich neigte nun mal dazu, wichtige Papiere, Hausschlüssel und mein Portemonnaie an den unmöglichsten Stellen vor mir selber zu verstecken. Als ich einmal die ganze Wohnung auf der Suche nach dem Portemonnaie auf den Kopf gestellt hatte, war mir Trudis K 17 eingefallen. Und siehe da, kaum hatte ich ihn nur halb im Ernst um Mithilfe gebeten, hatte ich mein Portemonnaie gefunden: im Kinderzimmer auf der Fensterbank hinter dem Vorhang. Das war so mysteriös gewesen, dass ich es beim nächsten Mal gleich wieder versucht hatte. Und zack: Der Schlüssel war sofort aufgetaucht, in der Kapuze von Julius' Anorak, der an der Garderobe hing. Das hatte mich endgültig überzeugt. Jedes Mal, wenn ich nun morgens meinen Schlüssel suchte, rief ich automatisch »K 17! Wo ist denn nun wieder der Schlüssel hin?«, und ich konnte davon ausgehen, dass K 17 mich zu der richtigen Stelle führte, egal wieausgefallen sie auch sein mochte. Kein Wunder also, dass Julius auch immer sofort nach K 17 krähte, wenn er ein bestimmtes Playmobilmännlein nicht finden konnte. Und genau wie ich bedankte er sich jedes Mal artig, wenn das gesuchte Teil wieder auftauchte. Das konnte auf einen neutralen Beobachter durchaus etwas merkwürdig wirken.
    »Das ist das magische Alter«, hatte seine letzte Kindergärtnerin mir erklärt. »Da können Sie gar nichts gegen machen. In diesem Alter dürfen Kinder sich solche versponnenen Geschichten ruhig ausdenken und sogar daran glauben.«
    Ich hatte ihr nicht verraten, dass nicht Julius sich diese Geschichte ausgedacht hatte, sondern seine Patentante Trudi. Trudi fand es auch nicht schlimm, als ich ihr mitteilte, dass wir uns laut Kindergärtnerin immer noch im »magischen« Alter befänden.
    »Das will ich doch stark hoffen«, hatte sie nur gesagt.
    Nachdem Trudi das ganze Haus einer kritischen Begehung unterzogen hatte, war ich an der Reihe. Sie schaute mir tief in die Augen.
    »Du siehst besser aus«, sagte sie dann. »Nicht mehr ganz so -bekümmert und hoffnungslos. Da ist jetzt sehr viel

Weitere Kostenlose Bücher