Die Mumie
der wie immer ungeduldig und eigenwillig war, war mit der elektrischen Fackel in den Innenhof gegangen. Umgestürzte Stühle. Zerbrochenes Porzellan.
»Großer Gott, Davis. Hier draußen liegt eine tote Frau!«
Einen Augenblick lang regte sich der ältere Mann nicht von der Stelle. Er betrachtete den toten Papagei auf dem Boden seines Käfigs. Und die leeren Flaschen, die die ganze Bar säumten. Und den Anzug, der in der Ecke auf dem Ständer hing.
Dann zwang er sich, in den kleinen dunklen Garten hinauszu-gehen und sich die Leiche anzusehen.
»Das ist die Frau«, sagte er. »Das ist Malenka aus dem Babylon.«
»Also, ich glaube, unter diesen Umständen brauchen wir keinen Durchsuchungsbefehl mehr.«
Der ältere Mann ging ins Wohnzimmer zurück. Dann betrat er vorsichtig das Schlafzimmer.
Er betrachtete das zerrissene Kleid, das auf dem Boden lag, und die seltsamen Fetzen, die an der Wand zu einem Haufen zusammengeschichtet waren. Den jungen Mann, der an ihm vorbei ging, den jungen Mann, der umherspazierte, suchte, Notizen machte und offenbar von den Spuren der Katastrophe hier in gelinde Aufregung versetzt worden war, beachtete er gar nicht.
Diese Fetzen – herrje, sie sahen wie Mumienbandagen aus, doch ein Teil der Leinen schien neu zu sein. Er sah auf, als der junge Mann ihm einen Paß hinhielt.
»Stratford«, sagte der junge Mann. »Seine ganzen Papiere sind hier in diesem Mantel.«
Elliott stützte sich, als sie aus dem gläsernen Fahrstuhl ausstiegen, auf Alex’ Arm.
»Und was ist, wenn Pitfield nicht alles in Ordnung bringen kann?« fragte Alex.
»Wir werden uns, solange wir hier sind, wie zivilisierte Menschen benehmen«, sagte Elliott. »Du gehst morgen abend wie geplant mit Julie in die Oper. Und danach wirst du sie zu dem Ball begleiten. Und du wirst zur Abreise bereit sein, sobald du deinen Paß zurückbekommst.«
»Sie ist nicht in der Stimmung dafür, Vater. Und wenn du die Wahrheit wissen willst, wäre es ihr lieber, Samir würde sie begleiten. Seit dies alles angefangen hat, vertraut sie sich Samir an. Er weicht nicht von ihrer Seite.«
»Dennoch wirst du in ihrer Nähe bleiben. Man wird uns morgen zusammen sehen. Alles bestens und in Ordnung. Warum gehst du jetzt nicht auf die Veranda und nimmst einen Schlummertrunk und überläßt die rechtlichen Dinge mir?«
Ja, das Shepheard Hotel gefiel ihr, das wußte sie bereits. Es hatte ihr schon heute nachmittag gefallen, als sie die lange Reihe der Automobile davor gesehen hatte, aus denen wunderbar gekleidete Männer und Frauen ausgestiegen und die Treppe hinaufgegangen waren.
Jetzt waren nur sehr wenig Automobile da. Es gelang ihr, direkt vor dem Eingang zu halten. Ein charmanter junger Bediensteter kam und hielt ihr die Tür auf. Die Stofftasche und die Satintasche hielt sie in der Hand, als sie gelassen die tep-pichbelegte Treppe hinaufstieg, während andere Diener ihre vielen Pakete hinter ihr hertrugen.
Die Halle versetzte sie auf der Stelle in Entzücken. Sie hatte ja keine Ahnung gehabt, daß die Zimmer dieses palastähnlichen Gebäudes so luxuriös sein würden. Und die Menschen, die hier umhergingen – wohlproportionierte Frauen und gut gekleidete Männer -, aufregend. Es war eine elegante Welt, diese »moderne Zeit«. Man mußte einen Ort wie diesen gesehen haben, um alle Möglichkeiten zu begreifen.
»Kann ich Ihnen helfen, Miss?« Ein weiterer unterwürfiger Mann hatte sich ihr genähert. Wie seltsam seine Kleidung war, besonders sein Hut. Wenn sie etwas an der »modernen Zeit«
nicht mochte, dann diese Hüte!
»Ja, wenn Sie so freundlich sein wollen!« sagte sie vorsichtig.
»Ich möchte gern hier wohnen. Ist dies das Shepheard Hotel?
Das Hotel?«
»Ganz richtig, Miss. Ich bringe Sie zur Rezeption.«
»Halt«, flüsterte sie. Wenige Schritte entfernt stand Lord Rutherford! Irrtum ausgeschlossen. Er war es. Und ein prachtvoller junger Mann war bei ihm, groß, schlank mit feinen Zügen wie aus Porzellan. Im Vergleich zu ihm waren ihre bisherigen Begleiter allesamt derb gewesen.
Sie kniff die Augen zusammen, konzentrierte sich und versuchte zu hören, was der junge Mann sagte. Aber die beiden waren zu weit weg. Und die beiden schritten hinter einer Reihe Topfpflanzen und waren ab und zu nicht zu sehen. Dann schüttelte der junge Mann Lord Rutherford die Hand und entfernte sich in Richtung Eingangstür. Lord Rutherford begab sich in einen großen, halbdunklen Raum.
»Das ist Lord Rutherford, Miss«, sagte der
Weitere Kostenlose Bücher