Die Mumie
Münder; ihr gefiel, wenn sie den Mund strafften, wenn sie küßten, es gefiel ihr sogar, die Zähne hinter den Lippen zu spüren. Sie küßte ihn grob und drückte sich an ihn. Er konnte sich kaum noch beherrschen. Er wollte sie zum Bett tragen und bemühte sich, zärtlich zu sein.
»Was bist du für ein überirdisches Geschöpf«, flüsterte er.
»Woher kommst du nur?«
»Aus Dunkelheit und Kälte. Küß mich. Mir wird nur wieder warm, wenn ich geküßt werde. Entfache ein Feuer, Lord Summerfield, das uns beide verbrennt.«
Sie sank in die Kissen zurück und zog ihn an sich. Ihre Hand fuhr nach unten, griff nach seinem Geschlecht, streichelte es und drückte die Spitze. Als er stöhnte, öffnete sie seine Lippen mit ihren und leckte seine Zunge, seine Zähne.
»Jetzt«, sagte sie. »Komm zu mir. Beim zweiten Mal lassen wir uns Zeit.«
Julies Suite. Samir legte die Zeitungen auf den Tisch. Julie trank eine zweite Tasse süßen ägyptischen Kaffee.
»Heute abend dürfen Sie mich nicht allein lassen, Samir. Erst wenn wir von ihm gehört haben«, sagte sie. Sie stand auf.
»Ich werde mein Kleid anziehen. Versprechen Sie mir, daß Sie mich nicht alleine lassen.«
»Ich bin hier, Julie«, sagte er. »Aber vielleicht sollten Sie schlafen. Ich wecke Sie, sobald ich etwas höre.«
»Nein, das kann ich nicht. Ich möchte nur diese Kleider anziehen. Es wird nur einen Augenblick dauern.«
Sie ging in ihr Schlafzimmer. Rita hatte sie für heute entlas-sen. Gott sei Dank. Sie wollte nur Samir um sich haben. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Sie wußte, Elliott war im Hotel, brachte es aber nicht über sich, ihn anzurufen. Sie wollte ihn weder sehen noch mit ihm reden. Erst wenn sie wußte, was Ramses getan hatte. Sie konnte ihre bösen Vor-ahnungen nicht abschütteln.
Langsam zog sie die Haarnadeln aus dem Haar, während sie geistesabwesend in den Spiegel sah. Es dauerte, bis sie den großen Araber im weißen Gewand in der Ecke des Zimmers bemerkte. Dort stand er, still wie ein Schatten, der sie beobachtete. Ihr Araber, Ramses.
Sie wirbelte herum, das Haar fiel ihr über die Schultern. Das Herz wollte ihr zerspringen.
Hätte er sie nicht gehalten, sie wäre vielleicht zum zweiten Mal in ihrem Leben ohnmächtig geworden. Dann sah sie die Blut-flecken auf seiner Kleidung und wurde wieder von Schwäche übermannt. Dunkelheit umfing sie.
Ohne Worte umarmte er sie, drückte sie an sich.
»Meine Julie«, sagte er mit untröstlicher Stimme.
»Wie lange bist du schon hier?«
»Kurze Zeit erst«, sagte er. »Ich möchte jetzt nicht sprechen, ich möchte dich nur umarmen.«
»Wo ist sie?«
Er ließ sie los, wich zurück. »Ich weiß nicht«, sagte er mit niedergeschlagener Stimme. »Ich habe sie verloren.«
Julie sah, wie er auf und ab ging, sich umdrehte und sie aus einiger Entfernung ebenfalls ansah. Sie war sich bewußt, daß sie ihn liebte und auch weiterhin lieben würde, was auch geschehen war. Aber das konnte sie ihm nicht sagen, solange sie nicht wußte…
»Laß mich Samir rufen«, sagte sie. »Er ist hier, im Wohnzimmer.«
»Zuerst möchte ich eine Weile mit dir allein sein«, sagte er.
Und zum ersten Mal schien er ein klein wenig Angst vor ihr zu haben. Es war ein leises Gefühl, das sie beschlich.
»Du mußt mir erzählen, was geschehen ist.«
Er blieb stumm, sah sie nur an. In den Beduinengewändern sah er einfach unwiderstehlich aus. Und dann sah sie sein Gesicht und ihr Herz tat weh. Es hatte keinen Sinn zu leugnen.
Mit bebender Stimme sagte sie: »Du hast ihr mehr davon gegeben.«
»Du hast sie nicht gesehen«, sagte er langsam und leise. In seinen Augen spiegelte sich die Qual. »Du hast ihre Stimme nicht gehört! Du hast sie nicht weinen hören. Richte nicht über mich. Sie ist am Leben, so wie ich! Ich habe sie zurückgeholt.
Laß mich mein eigener Richter sein.«
Sie vergrub die Hände ineinander, bis ihre Finger schmerzten.
»Was meinst du damit, du weißt nicht, wo sie ist?«
»Ich meine, sie ist mir entkommen. Sie hat mich angegriffen und versucht, mich zu töten. Und sie ist wahnsinnig. Lord Rutherford hat recht gehabt. Vollkommen wahnsinnig. Sie hätte ihn umgebracht, wenn ich sie nicht daran gehindert hätte.
Daran hat das Elixier nichts geändert. Es hat lediglich ihren Körper geheilt.«
Er kam einen Schritt auf sie zu, und sie drehte ihm den Rükken zu. Sie würde wieder weinen müssen, so viele Tränen.
Und sie wollte gar nicht weinen.
»Bete zu deinen Göttern«,
Weitere Kostenlose Bücher