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Die Mumie

Die Mumie

Titel: Die Mumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Vorderseite des Gebäudes.«
    »Fahrstuhl?« Er führte sie zu einer Doppeltür aus Messing. Er drückte auf einen kleinen Knopf in der Wand.
    Ein riesiges Gemälde stand zwischen den beiden Türen: Aida, die Oper. Dieselben ägyptischen Gestalten, die sie schon einmal gesehen hatte. »Ah, die Oper«, sagte sie.
    »Ja, das Großereignis«, sagte er. Das Messingtor war aufgegangen. Ein Mann in der engen Kammer schien auf sie zu warten. Sie trat ein. Es war wie in einem Käfig. Und sie bekam plötzlich Angst. Die Türen fielen ins Schloß. Eine Falle, und plötzlich fing die Kammer an zu steigen.
    »Lord Summerfield«, schrie sie.
    »Schon gut, Eure Hoheit«, sagte er. Er schlang die Arme um sie, sie drehte sich um und legte den Kopf an seine Brust. Ja, er war so viel süßer als alle anderen, und wenn ein starker Mann süß ist, werfen selbst Göttinnen vom Berg Olymp einen Blick herab.
    Schließlich ging die Tür wieder auf. Er führte sie in einen stillen Durchgang. Sie gingen auf ein fernes Fenster zu.
    »Was hat Ihnen solche Angst gemacht?« fragte er. Aber in seiner Stimme schwang weder Spott noch Mißfallen. Eher Beschwichtigung. Er nahm ihr den Schlüssel ab und steckte ihn ins Schloß.
    »Die Kammer hat sich bewegt«, seufzte sie. »Sind das nicht die richtigen englischen Worte?«
    »Ja, das sind sie«, sagte er. Er blieb stehen, als sie das lange Wohnzimmer mit den schweren Vorhängen und Sesseln betreten hatten, die wie gigantische Polsterkissen aussahen.
    »Sie sind ein seltsames Geschöpf. Nicht von dieser Welt.«
    Sie liebkoste sein Gesicht und küßte ihn ganz langsam. Plötzlich schien er betrübt. Aber dann erwiderte er den Kuß, und sein loderndes Feuer überraschte und erregte sie.
    »Heute nacht, Lord Summerfield«, sagte sie, »ist dies mein Palast. Und jetzt wird es Zeit, daß wir das königliche Schlafgemach aufsuchen.«

    Elliott ging mit Pitfield zur Tür der Bar. »Ich kann dir gar nicht genug dafür danken, daß du gleich gekommen bist.«
    »Sei zuversichtlich und sieh zu, daß du mit deinem Freund sprechen kannst. Ich kann dir selbstverständlich nicht raten zu…«
    »Ich weiß, ich weiß. Laß mich das erledigen.« Elliott ging in die Bar zurück, setzte sich auf den Ledersessel und griff nach dem Gin. Ja, er war entschlossen, sich langsam zu Tode zu trinken, sobald dies alles vorbei war.
    Er würde aufs Land gehen, den feinsten Sherry und Portwein und Scotch und Gin lagern und tagein tagaus trinken, bis er tot war. Es würde schlicht und einfach herrlich werden. Er sah sich schon vor dem großen Kaminfeuer, einen Fuß auf der Lederottomane. Das Bild flimmerte und verblaßte; Übelkeit stieg in ihm hoch. Er spürte, daß er dem Zusammenbruch na-he war.
    »Bring Alex nach Hause, bring ihn wohlbehalten nach Hause«, flüsterte er, und dann fing er an, heftig zu zittern. Er sah sie wieder, wie sie mit ausgestreckten Armen durchs Museum ging. Und dann im Bett, wie sie zu ihm aufsah: er spürte ihre Liebkosungen, und die freiliegenden Knochen, als sie sich an ihn gedrückt hatte. Er sah den irren Ausdruck in Ramseys Augen, als er mit ihr kämpfte.
    Das Zittern wurde schlimmer. Viel schlimmer. In der dunklen Bar bemerkte es niemand. Ein Pianist hatte sich ans Klavier gesetzt – ein junger Mann, der einen langsamen Ragtime spielte.

    Er hatte ihr mit dem hübschen Kleid aus grünem Satin geholfen. Er hatte es über einen Sessel gelegt. Als die Lichter aus-gingen, sah sie die Stadt durch die hellen Vorhänge. Sie sah den Fluß.
    »Der Nil«, flüsterte sie. Sie wollte sagen, wie wunderschön er war, dieser funkelnde Streifen Wasser, der sich zwischen den Häusern der Stadt wand, aber ein Schatten fiel auf ihre Seele.
    Ein Bild stieg vor ihr auf, hüllte sie völlig ein und entschwand wieder. Dieses Bild war schnell entschwunden. Eine Katakombe, ein Priester, der vor ihr herging.
    »Was ist, Eure Hoheit?«
    Sie hob langsam den Kopf. Sie hatte gestöhnt und das hatte ihm angst gemacht.
    »Sie sind so lieb zu mir, junger Lord Summerfield«, sagte sie.
    Wo war die unvermeidliche Unhöflichkeit dieses Jungen? Der unausweichliche Drang zu verletzen, den alle Männer früher oder später auslebten?
    Sie sah auf und stellte fest, daß er jetzt ebenfalls nackt war, und der Anblick seines straffen jugendlichen Körpers bereitete ihr große Freude. Sie legte die Hand auf seinen flachen Bauch und dann zärtlich auf die Brust. Es war stets die Härte der Männer, die sie erregte, selbst die Härte ihrer

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