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Die Mumie

Die Mumie

Titel: Die Mumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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kümmern…«

    »Ich gehe hier nicht weg, Elliott«, sagte Julie müde. »Aber Alex muß so schnell es geht von hier weg.«
    Samir schenkte Elliott noch einen Brandy ein, den Elliott zum Mund führte und trank. »Gin, Samir? Ich ziehe Gin vor, wenn ich mich betrinke«, sagte er.
    »Kommen Sie zur Sache, Mylord«, sagte Ramses. »Ich muß gehen. Die letzte Königin von Ägypten zieht allein durch diese Stadt und hat Gefallen am Töten gefunden. Ich muß sie finden.«
    »Es wird viel Schneid erfordern«, sagte Elliott, »aber es gibt einen Weg, wie wir das alles Henry in die Schuhe schieben können. Er hat selbst den Boden dafür bereitet. Aber, Ramsey, Sie müssen lügen, wie ich gesagt habe…«

    Die Stille der Nacht. Alex Savarell lag nackt und schlafend auf dem schneeweißen Laken des weichen Federbetts. Die dünne Wolldecke bedeckte ihn nur bis zur Taille. Sein Gesicht wirkte im Mondschein glatt und wächsern.
    In der süßen Stille hatte sie leise ihre zahlreichen Pakete ausgepackt und die schönen Kleider, Nachthemden und Schuhe bewundert. Sie hatte die gestohlenen rechteckigen kleinen Opernpapiere, auf denen stand »Einlaß l Person«, auf den Toilettentisch gelegt.
    Der Mond schien auf die glänzende Seide. Die Perlenkette, die zusammengerollt wie eine Schlange auf dem Tisch lag, funkelte. Und hinter den fein gesponnenen Vorhängen am Fenster schien der Mond auf den Nil, der zwischen all den runden Dächern und Türmen von Kairo langsam dahinfloß.
    Kleopatra stand am Fenster und hatte dem gottgleichen jungen Mann auf dem Bett den Rücken zugedreht. Göttlich hatte er ihr Lust bereitet, göttlich hatte sie ihm Lust bereitet. Seine Unschuld und schlichte männliche Kraft waren kostbare Schätze für sie. Ihr Geheimnis und ihr Geschick hatten ihn überwältigt. Niemals hatte er sich so in die Hände einer Frau begeben, hatte er gesagt. Niemals hatte er alle seine Begierden so vorbehaltlos ausgelebt.
    Und nun schlief er den Schlaf des Gerechten, während sie am Fenster stand…

    …Während Träume zu ihr kamen und sich als Erinnerungen ausgaben. Sie mußte daran denken, daß sie seit ihrem Erwachen die Nacht nicht mehr gekannt hatte. Sie hatte das kühle Mysterium der Nacht nicht mehr gekannt, wenn die Gedanken dazu neigen, sich ganz von selbst zu vertiefen. Und nun fielen ihr Bilder anderer Nächte ein, Bilder von richtigen Palästen, mit Marmorböden und Säulen und Tischen voll Obst und Bra-ten und Wein in silbernen Kelchen. Von Ramses, der zu ihr sprach, während sie im Dunkeln lagen.
    »Ich liebe dich wie ich noch nie eine Frau geliebt habe. Ohne dich zu leben… das wäre kein Leben.«
    »Mein König, mein einziger König«, hatte sie gesagt. »Was sind die anderen mehr als Soldaten auf dem Schlachtfeld eines Kindes? Kleine Kaiser aus Holz, die vom Zufall von Ort zu Ort geführt werden.«
    Es wurde trüber, es entglitt ihr. Sie verlor es, wie sie die anderen Erinnerungen verloren hatte. Wirklich war nur die Stimme von Alex, der sich im Schlaf bewegte.
    »Eure Hoheit, wo bist du?«
    Die Trübsal hatte sich wie ein Schleier über sie gesenkt, und er konnte den Schleier nicht durchdringen. Es war zu schwer, zu dunkel. Sie sang vor sich hin, das liebliche Lied aus dem Musikkasten, »Celeste Aida«. Und als sie sich umdrehte und sein Gesicht, die geschlossenen Augen, die offenen Hände auf der Decke im Mondenschein sah, da verspürte sie aus tiefster Seele ein Sehnen. Sie summte das Lied mit geschlossenen Lippen, während sie zum Bett ging und auf ihn hinab sah.
    Sie strich ihm zärtlich über das Haar. Zärtlich berührten ihre Finger seine Lider. Ah, schlafender Gott, mein süßer Endymion. Ihre Hand glitt gemächlich nach unten, berührte seinen Hals, die empfindlichen Knochen, die sie bei den anderen gebrochen hatte.
    Zerbrechliches und sterbliches Geschöpf, trotz deiner Kraft, deiner muskulösen Arme, deiner glatten, flachen Brust, deiner kräftigen Hände, die mir Lust bereitet haben.
    Sie wollte nicht, daß er den Tod kennenlernte! Sie wollte nicht, daß er leiden mußte. Ein übermächtiger Schutzinstinkt stieg in ihr empor. Sie hob die weiße Decke und kuschelte sich neben ihn ins warme Bett. Diesem würde sie nie etwas zuleide tun, niemals, das wußte sie. Und plötzlich schien der Tod selbst etwas Furchteinflößendes und Ungerechtes zu sein.
    Aber warum bin ich unsterblich und er nicht? Ihr Götter. Einen Augenblick schien es, als würde sich ein großes Portal mit einem unermeßlich leuchtenden

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