Die Mumie
Sarg der Mumie, als Rita mit einem Glas Sherry auf einem kleinen silbernen Tablett hereinkam.
Er stützte sich schwer auf den Stock, hob das Glas und nahm nur einen kleinen Schluck. »Sie würden mich wohl nicht einen Blick auf die Mumie werfen lassen, oder?« fragte er.
»Großer Gott, nein, Sir! Bitte fassen Sie sie nicht an!« sagte Rita. Ihr Blick war panisch, als sie den Sarg der Mumie ansah.
»Er ist sehr schwer, Sir. Wir sollten nicht versuchen, ihn zu öffnen.«
»Aber, aber. Sie wissen so gut wie ich, daß es sich um ein dünnes Holzgehäuse handelt, das überhaupt nicht schwer ist.«
Das Mädchen litt Todesqualen.
Er lächelte. Er holte einen Sovereign aus der Tasche und gab ihn ihr. Sie war verblüfft. Sie schüttelte den Kopf.
»Nein, nehmen Sie ihn, meine Teuerste. Kaufen Sie sich etwas Hübsches.«
Und ehe sie sich überlegt hatte, was sie sagen wollte, ging er an ihr vorbei zur Eingangstür. Sie beeilte sich, damit sie ihm aufmachen konnte. Erst auf der untersten Stufe blieb er stehen. Warum hatte er nicht darauf bestanden? Warum hatte er nicht in den Sarg gesehen?
Sein Diener Walter eilte herbei, um ihm zu helfen. Der gute alte Walter, der seit seiner Kindheit bei ihm war. Er ließ sich von Walter in das stehende Auto helfen, wo er sich in die Polster zurücklehnte. Die Schmerzen in seiner Hüfte wurden fast unerträglich, als er die Beine ausstreckte.
Wäre er überrascht gewesen, wenn der Sarg leer gewesen wäre und er festgestellt hätte, daß dies ein kleines Spiel war?
Im Gegenteil. Plötzlich wurde ihm klar, daß er davon überzeugt war, daß der Sarg leer war. Und er hatte Angst gehabt, die Wahrheit mit eigenen Augen zu sehen.
Mr. Hancock vom Britischen Museum war kein geduldiger Mann. Schon immer hatte er aufgrund seiner Liebe für ägyptische Kunstgegenstände geglaubt, Unhöflichkeit und regel-rechte Grausamkeit gegenüber anderen rechtfertigen zu können. Dieser Zug gehörte ebenso zu seinem Wesen wie die aufrichtige Liebe für die Kunstgegenstände und Schriftrollen, die er sein ganzes Leben lang studiert hatte.
Er las den drei anderen Herren im Zimmer die Schlagzeile laut vor.
»›Mumie wandelt in Mayfair.‹« Er legte die Zeitung zusammen.
»Dies ist nichts als abscheulich. Hat der junge Stratford den Verstand verloren?«
Der ältere Herr, der ihm unmittelbar gegenüber auf der anderen Seite des Schreibtischs saß, lächelte nur.
»Henry Stratford ist ein Trinker und Spieler. Die Mumie ist tatsächlich aus ihrem Sarg gestiegen!«
»Es geht doch darum«, sagte Hancock, »daß wir eine kostbare Sammlung von Antiquitäten einem Privathaushalt überlassen haben, und jetzt haben wir diesen Skandal! Scotland Yard kommt und geht, und die Reporter der Regenbogenpresse drängen sich vor dem Eingang.«
»Bitte verzeihen Sie«, gab der ältere Herr zurück. »Aber die Sache mit der gestohlenen Münze ist weitaus ernster.«
»Ja«, sagte Samir Ibrahaim leise. »Aber ich versichere Ihnen, es waren nur fünf, als ich die Bestände katalogisiert habe, und keiner von uns hat diese sogenannte gestohlene Münze zu Gesicht bekommen.«
»Dennoch«, sagte Hancock, »ist Mr. Taylor ein angesehener Münzhändler. Er ist sich sicher, daß die Münze echt war. Und daß es Henry Stratford war, der sie ihm zum Verkauf angeboten hat.«
»Stratford könnte sie in Ägypten gestohlen haben«, sagte der ältere Herr. Zustimmendes Nicken aus dem Kreis.
»Die Sammlung sollte im Museum sein«, sagte Hancock. »Wir sollten die Mumie von Ramses unverzüglich untersuchen. Das Museum in Kairo ist ziemlich wütend. Und jetzt diese Mün-ze…«
»Aber meine Herren«, warf Samir ein. »Wir können sicher keine Entscheidung über die Sicherheit der Sammlung treffen, ohne zuvor mit Miss Stratford gesprochen zu haben.«
»Miss Stratford ist sehr jung«, sagte Hancock brüsk. »Und sie ist in Trauer, was ihrem Urteilsvermögen nicht zuträglich ist.«
»Ja«, sagte der ältere Herr. »Aber alle Anwesenden wissen doch sicher, daß Lawrence Stratford dem Museum Millionen hat zukommen lassen. Nein, ich finde, Samir hat recht. Wir können ihr die Sammlung nicht wegnehmen, ehe sie ihre Erlaubnis dazu gegeben hat.«
Hancock sah wieder auf die Zeitungen. »›Ramses, von den Toten auferstanden‹«, las er vor. »Ich sage Ihnen, das gefällt mir ganz und gar nicht.«
»Vielleicht sollten wir noch eine Wache aufstellen«, sagte Samir. »Vielleicht zwei.«
Der ältere Herr nickte. »Guter Vorschlag. Aber auch
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