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Die Mumie

Die Mumie

Titel: Die Mumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Vergnügen zum letzten Mal gegönnt hatte.
    Der Gedanke, daß er ganz allein mit dem Ding fahren konnte, ohne einen Diener, einen Kutscher oder einen Chauffeur zu fragen, versetzte ihn in Entzücken. Welch wunderbare Entwicklung, daß eine derart komplexe Erfindung zur Einfachheit zurückführte.
    Am schlimmsten war, auf dem Fahrersitz Platz zu nehmen, aber er schaffte es. Dann drückte er auf den Anlasser, ließ das Benzin ein, und wenig später war er zu Pferde, so frei wie zuletzt als junger Mann, und raste im gestreckten Galopp Richtung Mayfair.

    Julie ließ Ramses unten, eilte die Treppe hinauf in ihr Zimmer und machte die Tür hinter sich zu. Eine ganze Weile lehnte sie mit geschlossenen Augen an der Tür. Sie konnte Rita herum-gehen hören. Sie konnte das duftende Wachs der Kerzen riechen, die Rita immer neben ihrem Bett anzündete. Eine romantische kleine Geste, die Julie aus ihrer Kindheit übernommen hatte, als es noch kein elektrisches Licht gab, und der Geruch von Petroleum sie immer ein bißchen krank gemacht hatte.
    Sie dachte nur an das, was vorgefallen war, für echte Reflexion fehlte ihr jetzt der Sinn. Das Gefühl, mitten in einem alles vereinnahmenden Abenteuer zu sein, war die einzige Empfin-dung, die sie wahrnehmen konnte. Außer natürlich einem körperlichen Verlangen nach Ramses, das wirklich schmerzhaft war.
    Nein, nicht nur körperlich. Sie war dabei, sich mit Haut und Haaren zu verlieben.
    Als sie die Augen wieder aufschlug, sah sie das Foto von Alex auf der Kommode. Und Rita, die gerade das Nachthemd auf das Spitzendeckchen der Kommode gelegt hatte. Jetzt stellte sie fest, daß überall Blumen standen. Blumensträuße in Glas-vasen auf der Kommode, auf dem Nachttischchen, auf ihrem Schreibtisch in der Ecke.
    »Vom Vicomte, Miss«, sagte Rita. »Alle Sträuße. Ich weiß nicht, Miss, was er davon halten wird, von diesen seltsamen Vorkommnissen. Ich weiß selbst nicht, was ich davon halten soll, Miss…«
    »Freilich nicht, Rita«, sagte Julie, »aber, Rita, Sie dürfen keiner Menschenseele etwas davon sagen, das wissen Sie.«
    »Wer würde mir schon glauben, Miss!« sagte Rita. »Aber ich verstehe es nicht, Miss. Wie konnte er sich in dem Sarg verstecken? Warum ißt er soviel?«
    Einen Augenblick konnte Julie nicht antworten. Was, um alles in der Welt, dachte Rita?
    »Rita, Sie müssen sich keine Sorgen machen«, sagte sie nachdrücklich. Sie nahm Ritas Hände in ihre. »Bitte glauben Sie mir, wenn ich sage, daß er ein guter Mann ist und es für alles eine gute Erklärung gibt!«
    Rita sah Julie verständnislos an. Plötzlich wurden ihre kleinen blauen Augen groß. »Aber, Miss Julie!« flüsterte sie. »Wenn er ein guter Mann ist, wieso mußte er sich dann auf diese Weise nach London stehlen? Und warum ist er unter diesen Bandagen nicht erstickt?«
    Julie dachte einen Moment nach.
    »Rita, mein Vater hat von dem Plan gewußt«, sagte sie ernst.
    »Er hat ihn gebilligt.«
    Werden wir wirklich in der Hölle schmoren, wenn wir Lügen er-zählen? fragte sich Julie. Zumal wenn es Lügen sind, die andere Menschen sofort beruhigen?
    »Ich möchte sogar hinzufügen«, führte Julie weiter aus, »daß der Mann hier einen wichtigen Auftrag hat. Und nur wenige Leute in der Regierung wissen davon.«

    »Ohhh…« Rita war bestürzt.
    »Natürlich sind auch einige sehr wichtige Leute bei Stratford Shipping eingeweiht, aber Sie dürfen kein Wort sagen. Besonders nicht zu Henry, Onkel Randolph, Lord Rutherford oder sonst jemand, sehen Sie…«
    Rita nickte. »Gut, Miss. Ich hatte ja keine Ahnung.«
    Nachdem die Tür ins Schloß gefallen war, fing Julie an zu lachen und hielt die Hand vor den Mund wie ein Schulmädchen.
    In Wahrheit schien es so weitaus logischer zu sein. Denn was Rita glaubte, so verrückt es auch schien, war wesentlich ein-leuchtender als das, was tatsächlich geschehen war.
    Was tatsächlich geschehen war. Sie setzte sich vor den Spiegel und zog fast müßig die Haarnadeln aus dem Haar. Ihr Blick verschwamm, als sie sich im Spiegel betrachtete. Sie sah das Zimmer wie durch einen Schleier, sah die Blumen, sah die weißen Spitzenvorhänge ihres Bettes, sah ihre Welt weit entfernt und nicht mehr wichtig.
    Fast wie in Trance bürstete sie ihr Haar, stand auf, streifte das Nachthemd über und schlüpfte unter die Decke. Die Kerzen brannten noch. Ein anheimelndes Leuchten durchflutete das Zimmer. Die Blumen verströmten einen schwachen Duft.
    Morgen würde sie mit ihm die Museen besuchen,

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