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Die Muschelsucher

Die Muschelsucher

Titel: Die Muschelsucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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man ihre Mutter im Dorf sehr vermissen würde. Sie habe sich in den sechs Jahren, die sie in Temple Pudley gelebt habe, sehr beliebt gemacht und sei ein wertvolles Mitglied der kleinen Gemeinde geworden, sagte er.
    Olivia dankte ihm für die freundlichen Worte, und als die Formalitäten erledigt waren, zog Mr. Bedway sein Notizbuch aus der Tasche. Es seien ein oder zwei Einzelheiten zu besprechen, bemerkte er und fing an, sie aufzuzählen. Während sie ihm zuhörte, wurde sie sich bewußt, daß er seine Arbeit offenbar gründlich beherrschte, und sie war dankbar dafür. Er sprach von der Grabstelle, vom Totengräber und vom Sterberegister. Er stellte Fragen, und sie beantwortete sie. Als er das Notizbuch dann zugeklappt und wieder in die Tasche gesteckt hatte, sagte er: »Ich denke, das ist im Moment alles, Miss Keeling. Das weitere können Sie beruhigt mir überlassen.« Und sie tat genau das, nahm Antonias Arm und ging hinaus.
    Sie gingen nicht zum Fluß hinunter, sondern verließen das Grundstück, überquerten die Straße, kletterten über eine Steige und folgten dem alten Reitweg, der den Hügel hinter dem Dorf hinaufführte.
    Er querte Wiesen mit grasenden Schafen und Lämmern. Die Weißdornhecken hatten angefangen zu blühen, und auf moosigen Grabenböschungen blühten dichte Büschel wilder Primeln. Oben auf dem Hügel war ein Hain alter Buchen, deren Wurzeln im Lauf der Jahrzehnte von Wind und Wetter teilweise freigelegt worden waren. Als sie, von dem anstrengenden Marsch ins Schwitzen gekommen, dort angekommen waren, setzten sie sich in dem Gefühl, etwas geleistet zu haben, und schauten sich um. Tief unter ihnen schlummerte Temple Pudley, eine ungeordnete Ansammlung winziger goldgelber Häuser. Die Kirche war halb von den Eiben verdeckt, aber Podmore’s Thatch und die weißgetünchten Mauern des Sudeley Arms waren deutlich zu erkennen. Zarte Rauchfahnen stiegen flaumgleich aus Schornsteinen, und in einem Garten hatte jemand ein Feuer entzündet.
    Es war wunderbar still. Sie konnten nur das ferne Blöken der Schafe und das Rascheln der Buchenblätter über sich hören. Dann summte hoch oben am blauen Himmel ein Flugzeug vorbei, wie eine schläfrige Biene, ohne den Frieden zu beeinträchtigen. Sie sprachen eine Weile nicht. Seit Antonia aus dem Ort zurückgekommen war, hatte Olivia die ganze Zeit Anrufe getätigt oder entgegengenommen (darunter zwei von Nancy - beide ziemlich überflüssig), und sie hatten keine Gelegenheit zum Reden gehabt. Nun schaute sie Antonia an, die in ihren verwaschenen Jeans und ihrem rosa Hemd nur wenige Schritte von ihr entfernt im dichten Gras saß. Ihr Pullover, den sie auf halber Höhe des Hügels ausgezogen hatte, lag neben ihr, und ihr Haar war nach vorn gefallen und verbarg ihr Gesicht. Cosmos Antonia. Trotz ihres eigenen grenzenlosen Kummers war ihr Herz voller Liebe für sie. Mit achtzehn war man zu jung für dermaßen viele furchtbare Dinge. Aber es war nicht zu ändern, und sie wußte, daß sie nun, wo Penelope von ihnen gegangen war, wieder die Verantwortung für Antonia trug. Sie brach das Schweigen. »Was wirst du tun?« Antonia sah sie an. »Was meinst du damit?«
    »Ich meine, was hast du jetzt vor? Jetzt, wo Mama nicht mehr da ist, hast du keinen Grund mehr, in Podmore’s Thatch zu bleiben. Du wirst anfangen müssen, Entscheidungen zu treffen. Über deine Zukunft nachzudenken.«
    Antonia wandte sich wieder ab, zog die Knie an und legte das Kinn darauf. »Ich habe schon nachgedacht.«
    »Möchtest du nach London kommen? Und mein Angebot annehmen?«
    »Ja, wenn ich darf. Ich würde es gern annehmen. Aber erst später. Nicht gleich.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich dachte, vielleicht. vielleicht wäre es eine gute Idee, wenn ich einfach noch ein bißchen hier bliebe. Ich meine. Was wird mit dem Haus? Werdet ihr es verkaufen?«
    »Ich denke, ja. Ich kann aus beruflichen Gründen nicht hier wohnen, und Noel auch nicht. Und ich glaube nicht, daß Nancy nach Temple Pudley ziehen will. Es ist nicht fein genug.«
    »In dem Fall werden doch viele Interessenten kommen und sich alles ansehen wollen, nicht wahr? Und ihr würdet viel eher einen guten Preis dafür bekommen, wenn es bewohnt und gepflegt wirkt, wenn überall Blumen blühen und der Garten ordentlich aussieht. Ich dachte, ich könnte vielleicht bleiben und mich um alles kümmern, Interessenten herumführen und den Rasen mähen. Und wenn es dann verkauft und alles vorbei ist. Vielleicht könnte ich dann nach

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