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Die Muschelsucher

Die Muschelsucher

Titel: Die Muschelsucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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sagt, sie sei sehr erschöpft gewesen, als sie wieder hier war.« Das klang beleidigt, als hätte ihr Penelope wieder einmal eins ausgewischt. Olivia rechnete halbwegs damit, daß sie hinzufügen würde: Und sie hat es nicht einmal für nötig gehalten, uns zu sagen, daß sie vorhatte zu sterben. Sie wechselte das Thema, indem sie fragte:
    »Wo ist Antonia?«
    »Sie ist nach Pudley gefahren, um ein paar Sachen zu besorgen.« »Hast du sie schon gesehen?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Und Mrs. Plackett?«
    »Ich glaube, sie ist oben und macht dein Zimmer fertig.«
    »Dann gehe ich am besten mit meiner Tasche hoch und rede kurz mit ihr. Du bleibst solange hier. Wenn ich zurück bin, nehmen wir unseren Drink, und dann kannst du wieder zu George und den Kindern.«
    »Aber ich kann dich doch nicht einfach allein hier lassen.« »Selbstverständlich kannst du«, entgegnete Olivia kühl. »Es gibt ja das Telefon. Und ich komme allein besser zurecht.«
    Schließlich verabschiedete Nancy sich. Als sie fort war, konnten Olivia und Mrs. Plackett endlich darangehen, das Notwendige zu regeln.
    »Wir werden uns mit einem Bestattungsunternehmen in Verbindung setzen müssen, Mrs. Plackett.« »Joshua Bedway. Er ist der beste Mann dafür.«
    »Wo hat er sein Geschäft?«
    »Hier in Temple Pudley. Das heißt, er hat kein richtiges Geschäft. Er ist Tischler und Zimmermann und richtet nebenbei Beerdigungen aus. Er ist ein guter Mann, sehr taktvoll und diskret. Leistet sehr gute Arbeit.« Mrs. Plackett warf einen Blick auf die Uhr. Es war fast halb eins. »Er ist jetzt bestimmt zu Haus und ißt. Soll ich ihn anrufen?«
    »Oh, würden Sie das für mich tun? Und bitten Sie ihn, so schnell wie möglich zu kommen.«
    Mrs. Plackett tat es, ohne ein Drama daraus zu machen, ohne pietätvoll die Stimme zu senken. Sie gab eine einfache Erklärung ab und äußerte eine einfache Bitte. Sie hätte den Mann ebensogut auffordern können, rasch zu kommen und das Tor zu reparieren. Als sie auflegte, zog sie ein befriedigtes Gesicht, als hätte sie ihre Aufgabe gut gemacht.
    »Das wäre erledigt. Er will gegen drei hier sein. Ich werde vielleicht mitkommen. Es wird leichter für Sie sein, wenn ich dabei bin.«
    »Ja«, sagte Olivia. »Ja, viel leichter.«
    Sie setzten sich an den Küchentisch und machten Listen. Olivia war inzwischen beim zweiten Gin-Tonic, und Mrs. Plackett hatte ein kleines Glas Portwein akzeptiert. Ein ausgezeichneter Tropfen, sagte sie zu Olivia. Sie hatte eine Vorliebe für Portwein. »Als nächstes müssen wir mit dem Pfarrer reden, Miss Keeling. Sie werden bestimmt eine Predigt und eine kirchliche Beerdigung haben wollen. Wir müssen uns um eine Grabstelle auf dem Friedhof kümmern und einen Tag und eine genaue Zeit abmachen. Und dann müssen wir über die Musik und all das sprechen. Ich hoffe, Sie wollen Musik. Mrs. Keeling hat immer so gern ihre Schallplatten gehört, und was ist eine Beerdigung ohne ein bißchen feierliche Musik?«
    Olivia fing an, sich etwas besser zu fühlen, während sie über die praktischen Dinge sprachen, die zu erledigen waren. Sie schraubte ihren Füller auf. »Wie heißt der Pfarrer?«
    »Hochwürden Thomas Tillingham. Wir sagen aber nur Mr. Tillingham zu ihm. Er wohnt im Pfarrhaus neben der Kirche. Es wäre am besten, wenn wir ihn kurz anrufen und ihn vielleicht bitten, morgen früh vorbeizukommen. Sie könnten ihm eine Tasse Kaffee anbieten.«
    »Hat er meine Mutter gekannt?«
    »O ja. Alle im Dorf haben Mrs. Keeling gekannt.«
    »Sie war nicht gerade eine regelmäßige Kirchgängerin.«
    »Nein. Das wohl nicht. Aber sie war immer bereit, etwas für die Orgelkollekte oder für den Weihnachtsbasar zu geben. Und ab und zu hat sie die Tillinghams zum Dinner eingeladen. Die schönsten Spitzensets auf dem Tisch und ihren besten Bordeaux.« Olivia konnte es sich gut vorstellen. Zum erstenmal an diesem Tag mußte sie lächeln. »Sie hat für ihr Leben gern Freunde bewirtet.«
    »Sie war in jeder Hinsicht eine wunderbare Frau. Man konnte über alles mit ihr reden.« Mrs. Plackett nippte damenhaft von ihrem Port. »Und noch etwas, Miss Keeling. Sie sollten Mrs. Keelings Anwalt Bescheid geben, daß sie nicht mehr unter uns ist. Die Steuer und das Testament. Es muß alles geregelt werden.«
    »Ja, ich habe schon daran gedacht.« Olivia schrieb: Enderby, Looseby&Thring. »Und wir müssen Todesanzeigen aufgeben. Vielleicht in der Times und im Daily Telegraph.«
    »Und Blumen in der Kirche. Was ist eine Beerdigung

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