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Die Muse des Mörders (German Edition)

Die Muse des Mörders (German Edition)

Titel: Die Muse des Mörders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Wedler , Nadine d'Arachart
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verwirren. So zum Beispiel.« Der alte Mann hatte mit seinem Gewehr in die Luft geschossen, Vögel waren aufgeflattert und der Wald hatte vor Ehrfurcht gebebt. Der Schuss hatte die Sinne des Rehbocks verwirrt und ihn verwundbar gemacht. 
    Er riss seinen Dolch in die Höhe und schleuderte ihn nach seiner eigenen Beute, kurz bevor diese die Stufen zur U-Bahn erreichte. Die Waffe traf den Fliehenden, doch zu seinem Missfallen drang sie nicht wie ein Pfeil tief ins Fleisch, sondern prallte ab und fiel klirrend zu Boden. Dennoch hatte der Treffer sein persönliches Jagdwild aus dem Konzept gebracht, so wie der unvermittelte Schuss damals den Rehbock. Er beobachtete, wie seine Beute ins Straucheln geriet, sich umdrehte und schließlich im Rennen über einen Hydranten fiel. Triumph machte sich in ihm breit und ließ ihn noch einmal schneller werden. Er ignorierte seine protestierenden Lungen und sprintete auf die Gestalt zu, die sich mühsam aufrappelte. 
    Schnell hob er den Dolch auf, der zum Glück unversehrt geblieben war, zog seine Beute am Kragen in die Höhe, drehte sie grob zu sich herum und hätte beinahe vor Schreck wieder losgelassen. In seinem Kopf wallte ein raues Lachen auf, sein dunkler Stern amüsierte sich über das Verhängnis, in das er ihn gestürzt hatte. Sein eigenes Schicksal hatte ihn hereingelegt. Sein Opfer und er starrten einander in die Augen und die Todesangst, die sich über die ihm bekannten Züge gelegt hatte, raubte ihm fast den Verstand.
    »Nicht ausgerechnet du«, flüsterte er und rammte den Dolch mit einem Ruck in seine Jackentasche.
     
     

24.
    Marie hatte Mühe, die Augen offenzuhalten. Es war nach zwei und die Vorfreude war lähmender Müdigkeit gewichen. Im Haus war es mittlerweile vollkommen still. Ihr Vater schlief und sie würde auch bald einschlafen, wenn sie auch nur ein paar Minuten länger warten musste. 
    Sie verstand nicht, was passiert war. Oliver war nie so unzuverlässig gewesen wie in den letzten Tagen. Dass er sich bedeckt hielt und ein Geheimnis aus seinem Plan machte, war eine Sache, aber dass er sich nicht an ihre Abmachungen hielt, war eine andere. Zum fünften Mal versuchte sie, ihn auf seinem Handy zu erreichen, und hatte erneut nur die Mailbox dran.
    »Oliver, melde dich endlich. Ich mache mir langsam Sorgen. Wenn du kneifen willst, dann sag’s mir, aber hör mit diesen Spielchen auf.«
    Sie legte auf und blickte aus dem Fenster. Eine einzelne Träne rann über ihre Wange und sie vermochte nicht zu sagen, ob es vor Wut oder Enttäuschung war. Er fehlte ihr und es machte sie beinahe verrückt, dass sie nicht wusste, wo er war und was er gerade tat. Bisher hatte sie Oliver blind vertraut, doch heute Abend war sie sich nicht mehr sicher, ob sie das konnte. Vielleicht war sie nur ein Spielzeug für ihn, eine spannende Abwechslung. Vielleicht hatte er längst eine andere gefunden, mit einem Vater, der ihn voller Freude als zukünftigen Schwiegersohn in seiner Familie willkommen hieß. Die schlimmsten Szenarien nahmen in Maries Kopf Gestalt an und sie verscheuchte sie, indem sie ruckartig aufstand. 
    Er würde schon kommen. Etwas anderes wollte und konnte sie nicht glauben. Unschlüssig sah sie sich um, dann beschloss sie, sich ins Bett zu legen. Vorsichtshalber, damit ihr Vater keinen Verdacht schöpfte, falls er nach ihr sah. Es dauerte nicht lange, bis ihr die Augen zufielen.
     

25.
    An diesem Mittwochmorgen war Dominik todmüde. Die letzte Nacht hatte ihn geschafft. Langsam musste er sich eingestehen, dass Ausflüge dieser Art nichts mehr für ihn waren. Zumindest nicht, solange er bei der Arbeit derart eingespannt war. Er musste über seine eigene Inkonsequenz grinsen, obwohl ihm nicht danach zumute war. Der neue Fall raubte ihm die Nerven. Auch wenn er es niemandem gegenüber zugegeben hätte, fühlte er sich alles andere als in der Lage, diesen Killer zu stellen. Nicht, dass er es nicht wollte. Momentan konnte er sich nichts Besseres vorstellen, als dem Kerl endlich Handschellen anzulegen und ihn der Öffentlichkeit zu präsentieren, aber seine Gedanken kreisten immer wieder um Hannah, Margaretha Brenier und die vielen Leichen in Vecinas Garten. Jedes Mal, wenn er versuchte, sich auf die Opfer der neuen Mordserie zu konzentrieren, geriet Margarethas schöne Erscheinung in seinen Kopf. Sie wiederum trieb seine Gedanken weiter zu Vecina, die ihn ihrerseits wieder an die Babyleichen und somit an Hannah erinnerte.
    Er schob die Akten beiseite und stand auf,

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