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Die Muse des Mörders (German Edition)

Die Muse des Mörders (German Edition)

Titel: Die Muse des Mörders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Wedler , Nadine d'Arachart
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ihren Morden erkannte. Warum variierte der Dolchstoßmörder aber dann seine Tötungsart nicht? Der immer gleiche Stich ins Herz wirkte seltsam unmotiviert auf Dominik, als sei er bloß Mittel zum Zweck, doch zu was für einem Zweck? Die Opfer wurden nicht gefoltert, nicht vergewaltigt. Es fehlte auch nie Geld. Wieder fiel Dominik Jack Unterweger ein. Als junger Mann hatte er eine Frau umgebracht, hatte sie mit ihrem eigenen BH stranguliert. Im Gefängnis hatte er zu schreiben begonnen und sich durch dieses Talent bei Österreichs Prominenz beliebt gemacht. Schließlich war er freigekommen und wie eine Attraktion im Zoo herumgereicht worden. Er hatte Bücher geschrieben und seine Lesereisen bedauerlicherweise dazu genutzt, wieder zu töten. Tote Huren in Österreich, Tschechien und den USA waren auf sein Konto gegangen. Als Journalist hatte er selbst über die Taten berichtet. Nachdem die Polizei ihn schließlich überführt hatte, hatte er im Gefängnis Selbstmord begangen. Der Knoten in der Schlinge hatte dem geglichen, den er in die Unterwäsche der Prostituierten gewunden hatte, bevor er sie strangulierte. 
    Unterweger war dilettantisch vorgegangen. Er hatte die Leichen im Wald verscharrt, hatte weder sie noch sein Auto nach den Taten ordentlich gereinigt. Sie konnten nur hoffen, dass der Dolchstoßmörder ein ebenso desorganisierter Täter war. Einer, der im Rausch tötete, sich nicht unter Kontrolle hatte und Fehler beging. Bis das geschah, konnten sie nur weiterhin versuchen, irgendwie aus seinen Taten schlau zu werden. Irgendein Muster zu erkennen, das sie zu ihm führte. 
    Dominiks einzige Möglichkeit war, mehr über die Opfer herauszufinden, um sich durch sie zum Täter führen zu lassen. Es war ein Wettlauf gegen die Zeit. Der Killer war noch am Anfang seiner Karriere und die Abstände zwischen seinen Taten verkürzten sich, wie der Mord an Richard Fuchs zeigte, jetzt schon dramatisch. 
    Dominik gab sich einen Ruck.
    »Silvia? Könntest du hier weitermachen?«
    »Klar.« 
    Bezirksinspektorin Silvia Lange lächelte ihn an und nickte. Er mochte ihre unkomplizierte Art und den Enthusiasmus, mit dem sie sich in die Arbeit stürzte, sogar wenn es um den frustrierenden Job ging, bei den Anwohnern zu klingeln und sie zu befragen, was meist vergeblich war. 
    »Wohin fährst du?«, fragte sie.
    »Steigermann.«
    »Eine gute Entscheidung, wenn du mich fragst. Selbst wenn er nichts getan hat, hat dieser Schleimscheißer regelmäßige Polizeibesuche verdient.« Sie lachte und erntete dafür ein paar seltsame Blicke. Dominik hatte nichts dagegen, wenn am Tatort gelacht wurde, solange die Ermittler ihre Arbeit so ernst nahmen wie Silvia. Von allen Mitgliedern der Soko mochte er sie am liebsten, weil er seine eigene Arbeitswut in ihr zu erkennen glaubte. Sie machte einen ehrgeizigen Eindruck und konnte anscheinend ebenso wenig wie er abschalten, solange ein Mörder noch frei herumlief. 
    »Danach werde ich zu Fuchs’ Frau fahren. Ruf mich bitte sofort an, wenn ihr die Mordwaffe findet oder sich Zeugen melden.«
    »Wird gemacht, Chef.« Silvia wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. 
    Er schob sich durch den Sichtschutz und lief frustriert zu seinem Wagen. Er konnte nur hoffen, dass es noch etwas Neues geben würde. Irgendetwas war seltsam an diesem Fall und mit jedem Tag, den sie vergeudeten, wuchs die Gefahr. Dominik dachte an die Warnungen, die sie herausgegeben hatten, und wunderte sich, was den Makler dazu gebracht hatte, nachts allein herumzulaufen. Schon damals, während seiner Ausbildung, war ihm immer wieder aufgefallen, dass sowohl bei historischen als auch aktuellen Morden und Mordserien die Opfer oft beängstigend unvorsichtig waren. Er verstand nicht, wie die Menschen es den Tätern so einfach machen konnten, und er wünschte, er könnte irgendetwas tun, um auch diejenigen, die der Ernst der Lage nicht begriffen hatten, zur Vernunft zu bringen. Solange es Menschen wie Richard Fuchs gab, die sich leichtfertig zum Opfer machten, würden sowohl er als auch der Dolchstoßmörder eine Menge Arbeit haben. 
     
     

28.
    »Zeit seines Lebens hatte er vor dem Schlafengehen eine halbe Tasse warme Milch getrunken, nachdem er erschöpft von der Arbeit heimgekehrt war, nachdem er seiner Frau an guten Tagen Blumen gebracht und sie nach schlechten Tagen verprügelt hatte wie einen räudigen Straßenköter. Egal, wie der Tag ausgesehen hatte, die Milch hatte ihm immer geschmeckt, auch heute. Seine Frau hatte sie ihm

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