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Die Muse des Mörders (German Edition)

Die Muse des Mörders (German Edition)

Titel: Die Muse des Mörders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Wedler , Nadine d'Arachart
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hier, Oliver? Wir sollten einen Arzt rufen.« Sie sprang auf und wäre beinahe in der Blutpfütze ausgerutscht, die langsam zu gerinnen begann. Oliver fing sie auf und hielt sie am Arm zurück.
    »Nein! Keinen Arzt, Marie!« Sein flehender Blick traf sie wie der eines geprügelten Hundes. »Du tust damit niemandem einen Gefallen, vertrau mir.«
    Marie verstand nicht, und hätte Olivers Bitte nicht so überzeugend geklungen, wäre sie sofort losgelaufen, um Hilfe zu rufen. Der Ausdruck in seinen Augen war aber so verzweifelt, dass sie zögerte.
    »Wir können gegen so viel Blut doch gar nichts ausrichten.«
    »Ich glaube, das kann auch kein Arzt mehr.«
    »Wir müssen es zumindest versuchen. Er stirbt sonst!« Marie sank zurück auf die Knie und kroch das kurze Stück zu ihrem Vater hinüber. Sie fühlte sich hilflos und schwach wie noch nie zuvor in ihrem Leben.
    »Marie …« Mitleid schwang in Olivers Stimme mit und machte sie rasend. Sie war nicht diejenige, die sein Mitleid brauchte, sondern ihr Vater.
    »Steh nicht so blöd herum, tu irgendetwas!«
    »Bitte, du …« Oliver brach erneut ab und kniete sich ebenfalls zu ihrem Vater. Behutsam zog er das blutgetränkte Tuch aus der Wunde und fing an, seinen Oberkörper straff zu bandagieren.
    »Du weißt doch gar nicht, was du da tust. Du hast doch gar keine Ahnung davon …« Marie fühlte sich so kraftlos, dass sie sich gegen die Werkbank lehnen musste. Alles vor ihren Augen verschwamm. Sie hatte das Gefühl, den Verstand zu verlieren. Irgendetwas in ihrem Kopf weigerte sich, in eine Richtung zu denken. Ihre Gedanken überschlugen sich und drehten sich im Kreis, bis sie wieder am Anfang waren.
    »Wir müssen einen Arzt rufen!« Marie versuchte, in die Höhe zu kommen. Oliver befestigte den Verband und kam dann zu ihr, um ihr zu helfen.
    »Vertrau mir bitte. Wir dürfen keinen Arzt rufen.« Er strich ihr vorsichtig über die blonden Haare und sah sie durchdringend an.
    »Wir müssen aber!«, rief sie.
    »Keinen Arzt. Keine Polizei.« Diesmal war es die krächzende Stimme ihres Vaters, die ihr widersprach. Sofort war sie wieder bei ihm und ergriff seine Hand.
    »Papa!«
    »Marie, es wir alles gut werden. Versprich mir …« Er röchelte kläglich. »Versprich mir, dass du … dass du bei Oliver bleibst …«
    Ein tiefes Schluchzen drang aus Maries Kehle und sie wischte sich über die Augen. Sie wollte etwas sagen, ihrem Vater irgendwie Mut zusprechen oder ihn beruhigen, aber sie bekam keinen Laut über die Lippen. Sie spürte, wie Oliver hinter sie trat. Er legte ihr die Hand auf die Schulter.
    »Versprich es …« Ihr Vater hatte Mühe, die Augen offenzuhalten. Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen, alle Kraft aus seinem Griff. 
    Marie umklammerte seine Finger fester und nickte. 
    »Ich verspreche es dir. Ich verspreche es, Papa!«
    Ihr Vater hob seine zweite Hand und winkte Oliver schwach zu sich heran. Oliver kniete sich zögernd zu ihm. Die beiden Männer tauschten einen Blick, den Marie nicht verstand, dann nahm ihr Vater Olivers Hand und legte Maries blutverschmierte Finger in seine Handfläche. Widerwillig ließ sie zu, dass ihr Vater sich ihrem Griff entzog. Sie schluchzte wieder und schüttelte heftig den Kopf. Ihr Vater blickte sie an und sie sah kein Bedauern, keinen Schmerz in seinen grünen Augen. Nur die Liebe, die er für sie empfand. Sie sah, wie er mühsam Luft holte, um etwas zu sagen, doch seine letzten Worte waren nicht viel mehr als ein Flüstern. 
    »Von all meinen Schmuckstücken … bist du das einzig wirklich Gute.« 
    Marie wollte etwas erwidern, doch sie wurde von Weinkrämpfen geschüttelt. Ihr Vater erwartete keine Antwort von ihr. Er lächelte sie an, dann schloss er die Augen und ging für immer.
     
     
     

59.
    Träume waren tückisch. Mal dauerten sie nur wenige Minuten und kamen einem wie Stunden oder Tage vor, dann wieder schien die Zeit nur so zu verfliegen und wenn man aufwachte, war die Nacht vorbei. 
    Als Madeleine erwachte, glaubte sie, eben erst in Georgs Hotelbadezimmer in Ohnmacht gefallen zu sein. Sie richtete sich auf und spürte eine angenehme Schwere, die sie zunächst nicht einordnen konnte, dann entdeckte sie die Döschen mit Medikamenten auf ihrem Nachttisch. Langsam, wie Details aus einem alten Schwarzweißfilm, tauchten Erinnerungen in ihrem Kopf auf. 
    Nachdem sie im Bad des Hotels das Bewusstsein verloren hatte, war sie noch einmal wach geworden. Sie hatte auf Georgs Bett gelegen und er hatte ihr mit

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