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Die Muse des Mörders (German Edition)

Die Muse des Mörders (German Edition)

Titel: Die Muse des Mörders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Wedler , Nadine d'Arachart
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einer Zeitschrift Luft zugefächelt, während ein junger Mann mit einem Stethoskop ihre Brust abgehört hatte. Lucy hatte mit blassem Gesicht abseits gestanden und irgendwo hinter Georg, dem der Bademantel von der knochigen Brust gerutscht war, hatte die Prostituierte namens Jennifer gekauert und das Schauspiel befremdet verfolgt. 
    Der Mann in Weiß hatte etwas von einem Krankenhaus gesagt und sie hatte sich selbst erwidern hören, dass sie nach Hause wolle. Ein Zeitungsartikel war ihr in den Sinn gekommen, in dem es geheißen hatte, dass zwei Drittel aller Menschen im Krankenhaus starben. Pauls ausgezehrtes Gesicht war ihr eingefallen. Sie hatte das Ende ihrer Kräfte nahen gespürt und sich doch standhaft geweigert, in eine Klinik gebracht zu werden. 
    Offensichtlich war ihrem Wunsch Folge geleistet worden, denn das hier war eindeutig ihr eigenes, wenn auch noch verschwommenes Schlafzimmer. Madeleine schwang die Beine aus dem Bett und spürte sofort, dass sie noch nicht wieder fit war. Ein flaues Gefühl machte sich in ihrem Magen breit und erneut überkam sie Schwindel. Es war aber keine Zeit, sich auszuruhen. 
    Tun Sie es heute noch oder etwas Schreckliches wird passieren! 
    Sie hatte die bedrohlichen Worte nicht vergessen, doch Georgs Unvernunft hatte sie so aufgeregt, dass sie den Abend und die ganze Nacht verloren hatte. Hoffentlich gab ihr der Mörder eine Gnadenfrist. 
    Sie stützte sich mit den Händen auf der weichen Matratze ab, stemmte sich in die Höhe und stand auf. Eine schnelle Tasse Kaffee, um den Kreislauf in Schwung zu bringen, dann wurde es Zeit, dass sich die Dinge klärten. Ein Gespräch mit dem Goldschmied würde sie der Lösung des Rätsels um den mysteriösen jungen Mann vielleicht näherbringen.
     

60.
    Marie kauerte in Olivers Armen und konnte den Blick nicht vom leblosen Körper ihres Vaters abwenden. Ihre Augen brannten und fühlten sich dick geschwollen an. Sie starrte auf den riesigen Blutfleck auf seiner Brust und gleichzeitig hindurch. 
    Die Sonne war schon aufgegangen, als sie Schritte auf dem Hof hörten. Oliver hob den Kopf und spähte durch die angelehnte Werkstatttür nach draußen.
    »Oh nein.«
    Auch Marie sah nun auf. Die Schritte wurden lauter und lauter. Im Gegenlicht der gleißenden Morgensonne zeichneten sich menschliche Silhouetten ab, dann flog die Tür auf und eine Gruppe Polizeibeamter stürmte in die kleine Werkstatt.
     

61.
    Sie war sich kindisch vorgekommen, als sie sich aus dem Haus geschlichen hatte, doch Lucy hätte sie nach ihrem Schwächeanfall niemals gehen lassen und für Diskussionen oder lange Erklärungen war keine Zeit. Ihr brannten so viele Fragen auf der Seele und sie hoffte, wenigstens ein paar davon bei dem Goldschmied loswerden zu können. Zwar war sie seit mehr als drei Jahren nicht mehr selbst Auto gefahren, doch die zweieinhalb Kilometer zu Fuß zurückzulegen, hatte sie sich nicht zugetraut. 
    Der Verkehr war weniger schlimm, als sie gedacht hatte, und sogar auf der belebten Einkaufsstraße kam sie gut voran. Als der Eingang zum Raimundhof in Sicht kam, erschrak sie. Ihr Puls beschleunigte sich zum zweiten Mal in vierundzwanzig Stunden auf eine ungesunde Frequenz. Ein Polizeiauto stand direkt vor dem Eingang und ein weiterer Polizeiwagen parkte gleich davor. Das Blaulicht blinkte noch und spiegelte sich dutzendfach in den Fenstern der Geschäfte. Madeleine würgte den Wagen ab und kletterte hinaus, wobei sie sich für einen Moment an der kühlen Karosserie festhalten musste. Sie sagte sich, dass die Anwesenheit der Polizei vor dem idyllischen Hof einen harmlosen Grund haben konnte. Einen Einbruch oder einen Streit zwischen einem Ladenbesitzer und einem Kunden. 
    Sie lief an den Polizeiautos vorbei in den Hof und sah, dass einige der Ladenbesitzer in den Türen ihrer Geschäfte standen. Sie alle bemerkten Madeleine nicht, sondern blickten ernst zum anderen Ende des Platzes, wo dieser in einen schmalen Durchgang mündete. 
    Links von dem Durchgang befand sich ein Geschäft, das noch geschlossen hatte. Über den blank polierten Fenstern prangte in schlichten goldenen Buchstaben ein einziges Wort. Kardos. Uniformierte Polizisten standen hinter rotweißem Absperrband, mit dem der Durchgang gesperrt worden war. Außer den Beamten erkannte Madeleine Gestalten in weißen Papieranzügen, was nur eines bedeuten konnte. Dort vorn befand sich ein Tatort. 
    Madeleine trat näher und einige der Ladenbesitzer blickten nun zu ihr herüber. Ihr

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