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Die Muse des Mörders (German Edition)

Die Muse des Mörders (German Edition)

Titel: Die Muse des Mörders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Wedler , Nadine d'Arachart
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entfernt?«
    »Ja.«
    Dominik atmete durch und beide, Oliver und Silvia, sahen zu ihm hinüber. Brunners Blick war nicht zu deuten, Silvia hingegen sah aus, als fühlte sie sich von ihm gestört. Sie wandte sich ab und wieder dem Verdächtigen zu.
    »Sie wollen mir allen Ernstes erzählen, dass Sie und der Vater Ihrer Freundin vier Kilometer von Ihrem Wohnhaus entfernt in der Dunkelheit in einem Park spazieren gehen wollten.«
    »Ja. Genau. Wir sind dort hingefahren.«
    »Sie beide?«
    »Ja.«
    »Wie erklären Sie sich, dass die Polizei am Tatort Ihr Motorrad gefunden hat?«
    »Ich bin damit zum Prater gefahren. René hat seinen eigenen Wagen dabeigehabt. Ich habe das Motorrad stehen gelassen, als ich René nach Hause gefahren habe.«
    »Nachdem ihm ein Unsichtbarer ein Messer in den Oberkörper gerammt hat?« Silvia klang jetzt entnervt. Dominik hätte ihr am liebsten die Hand auf die Schulter gelegt und das Verhör abgebrochen. 
    »Ich habe nicht gesagt, dass er unsichtbar war. Ich habe nur gesagt, dass ich ihn nicht richtig sehen konnte.«
    »Weil es zu dunkel war?«
    »Auch.« Oliver nickte. »Außerdem war ein Gebüsch zwischen uns.« Seine Stimme drohte zu brechen.
    »Was haben Sie hinter einem Gebüsch zu suchen gehabt?« Silvia drehte sich zu Dominik herum und sah ihn stirnrunzelnd an. Dominik nickte ihr aufmunternd zu und deutete mit dem Kopf auf den Jungen. Es war nicht ratsam, den Blick von einem Verdächtigen abzuwenden. 
    »Nichts. Ich … wir sind nicht nebeneinander gegangen. Ich sollte … hinter ihm gehen.« Anscheinend war dem Jungen die Absurdität seiner Worte selbst bewusst, denn er schüttelte den Kopf und presste die Lippen trotzig aufeinander.
    »Warum haben Sie nicht die Polizei gerufen?«
    »Das haben Sie doch eben schon gefragt.«
    »Ich weiß und Sie haben nicht geantwortet.«
    »Richtig.«
    »Also?« Silvia wurde immer ungeduldiger. 
    »Ich werde wieder nicht antworten.«
     

63.
    Es war später Nachmittag, als Lucy die Tochter des toten Goldschmieds endlich von der Polizeidirektion am Schottenring abholen konnte. 
    Während sie gewartet hatte, hatte Madeleine ein Gästebett in ihrem Arbeitszimmer hergerichtet und sich gefragt, wie sie nun am besten mit dem traumatisierten Mädchen umgehen sollte. Sie war zuversichtlich gewesen, dass sie ihr zumindest eine Stütze würde sein können. 
    Nun saß Marie Kardos verloren auf einem der Fernsehsessel, die Arme um die dünnen Beine geschlungen, die jetzt nicht mehr in Pyjamahosen, sondern in Blue Jeans steckten. Ihre Hände verschwanden in den Ärmeln eines riesigen schwarzen Pullovers, von dem Madeleine vermutete, dass er entweder ihrem toten Vater oder Oliver gehörte, über den sie immer noch nichts wusste. Madeleine saß auf dem anderen Sessel, in den Händen eine halbe Tasse lauwarmen Tee. Vorsichtig und leise betrat Lucy den Raum. 
    »Marie? Möchten Sie jetzt etwas trinken?« 
    Diese schüttelte kaum merklich den Kopf. Noch immer klebte das Blut ihres Vaters in ihren Haaren. Lucy sah Madeleine an, zuckte ratlos die Achseln und verließ den Raum so leise, wie sie gekommen war. Eine Zeit lang herrschte Schweigen, das nur von Maries Atem unterbrochen wurde. 
    Schließlich startete Madeleine einen neuen Versuch. 
    »Möchtest du etwas zu lesen haben? Oder ein bisschen fernsehen? Irgendetwas, um dich abzulenken?«
    »Mich ablenken?« Die Stimme des Mädchens klang schrill. »Mein Vater ist tot und mein Freund sitzt unschuldig im Gefängnis, davon kann ich mich nicht ablenken.«
    Madeleine blickte nachdenklich aus dem Fenster. Noch immer hatte sie keine Antworten, doch sie wollte auch nicht zu tief in die verzweifelte Marie dringen, indem sie sie mit Fragen bombardierte. 
    »Oliver hat meinen Vater gemocht.« Marie zog die Nase hoch. »Mein Vater war nicht immer nett zu ihm, aber Oliver hat ihn gemocht und bewundert. Er hätte ihm nie etwas tun können, er könnte niemandem etwas tun und …« Sie brach ab, schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte erneut laut. 
    »Wieso bist du dir da so sicher?«, fragte Madeleine vorsichtig. Keinesfalls wollte sie das Mädchen verletzen. 
    »Oliver kann keiner Fliege etwas zuleide tun. Er hat sich nie geprügelt, wir haben nie gestritten, er hat immer alles getan, damit es mir gut geht. Da ersticht er doch nicht meinen …« Das Wort »Vater« war ein einziges anklagendes Schluchzen. 
    Wieder kam Lucy ins Zimmer und stellte behutsam eine Schachtel mit Taschentüchern auf Maries Armlehne ab,

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