Die Mutanten kommen
entzündete ich mein Feuerzeug. Das spärliche Licht gewährte mir den Blick auf ein heilloses Durcheinander. Jemand hatte Stück für Stück die Einrichtung auseinandergenommen. Sesselbezüge waren aufgeschlitzt und Schubladen herausgezogen, der Schreibtisch umgeworfen worden. Selbst der Teppich lag in Fetzen.
Eine Eingebung sagte mir, daß ich etwas Interessantesfinden würde. Ich hatte recht. Im nächsten Zimmer entdeckte ich, was von Malcolm Lane übrig war.
Frank Broderick war ein schwergewichtiger Mann in den Sechzigern. Er hatte einen runden, fast kahlen Kopf, und sein feister Bauch schwappte über einem goldblitzenden Gürtel, der nicht ganz zu seinem dunkelblauen Anzug paßte. Er nahm die Brille ab und starrte mich an.
»Was soll das heißen, Sie konnten mich nicht finden?«
»Genau das«, meinte ich.
»Ich sitze hier, an diesem Schreibtisch, seit sage und schreibe vierzig Jahren.«
»Das glaube ich gern.«
»Was hat es mit Senator Fulton auf sich?«
»Wie ich schon erklärte, Mr. Broderick, repräsentiere ich die Mondbasis. Und Sie waren der letzte, der den Senator vor seinem Verschwinden gesehen hat.«
»War ich das?«
Der Dicke wirkte überrascht.
»Ja. Wir sind auf der Suche nach dem Senator und dachten, daß Sie uns vielleicht helfen könnten.«
Broderick sah mich an.
»Ich wüßte nicht, wie. «
»Worum ging es bei Ihrem Besuch?«
» Installationen en gros wollte ihn warnen.«
»Wovor?«
»Vor den Bäumen im York Park.«
»Aha.«
»Sie sterben, Mr. Morgan.«
»Und?«
»Man muß sie retten.«
»Wie?«
»Durch einen Fond.«
»Wie hat er das aufgenommen?«
»Er war sehr aufgeregt, wie Sie sich vorstellen können. Aber wer wäre das nicht?«
Ich saß wieder in Brian Litkeys Büro und sah aus dem Fenster. Irgendwie kam ich nicht von der Stelle. Alles ging schief.
»Spuck's aus«, sagte ich griesgrämig. »Hast du etwas herausbekommen?«
»Er ist dort. Im Hauptquartier des Sicherheitsdienstes«, erwiderte Litkey.
»Aber ist es wirklich Fulton?«
Litkey nickte.
»Wer sollte es sonst sein?« Er kramte in seiner Schublade nach einem Plan und wedelte damit herum. »Hier habe ich etwas, das das ganze Unternehmen zu einem Kinderspiel macht. Für läppische tausend Kredite gehört's dir.«
»Tausend!«
»Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.«
»Geschenkt?«
»Klar. Du weißt doch, daß es beim Sicherheitsdienst von Spionen nur so wimmelt?«
»Woher sollte ich das wohl wissen?«
»Nun, mein Freund. Mit diesem Plan kannst du die gefährlichen Stellen problemlos umgehen.«
»Umgehen?«
»Es ist ein Freischein. Es gibt dort einige Wachen, die du sicher ausschalten willst.«
»Ausschalten?«
»Genau. Und ich wette, du schaffst es, Jimmy. Aber dazu solltest du wissen, wann sie sich ablösen. Es steht alles auf diesem kleinen Stück Papier.«
»Guter Gott.«
»Hör mal, Freund. Ich habe dich nicht gebeten, dort einzusteigen. Aber ich will mich nicht lumpen lassen. Als Zugabe gibt's einen Schlüssel für den Raum, in dem Fulton sich aufhält. Mein Informant hat ein Duplikat angefertigt.«
»Unglaublich.«
»Du sagst es.«
»Wie wäre es zusätzlich noch mit einer Uniform?«
Litkey stand auf und ging zu einer Schrankwand. Er holte einen blauschwarzen Overall heraus, wie ihn die Leute vom Sicherheitsdienst trugen.
Ich sah ihn mit großen Augen an.
»Überrascht?«
Statt einer Antwort legte ich den Overall an. Er paßte wie angegossen.
»Wie sehe ich aus?«
»Prächtig.«
»Macht mich um zehn Jahre jünger, was?«
»Sagen wir, um fünf.«
Als ich in meiner Uniform die Straße betrat, brach mir der kalte Schweiß aus. Ich kam mir wie ein Clown vor. Zeit meines Lebens war ich ein entschiedener Gegner von Autoritätspersonen gewesen, und nun stellte ich selbst eine dar.
Ich winkte einem Autotax und ließ mich auf dem schnellsten Weg zum Hauptquartier des Sicherheitsdienstes fahren. Einen Häuserblock davon entfernt stieg ich aus und ging zu Fuß weiter. Ich spürte ein seltsames Gefühl im Magen.
Nach wenigen Metern bog ich um eine Ecke – und fand mich unter zahlreichen »Kollegen« wieder.
Zum Glück war ich geistesgegenwärtig genug, mich in die Brust zu werfen und den Bauch einzuziehen. Alles oder nichts, dachte ich und schritt durch die blauschwarze Woge direkt auf eine gewaltige Glaspforte zu, die sich summend vor mir teilte. Ich durchquerte die Vorhalle und marschierte schnurstracks auf den Notausgang zu.
Atemlos schloß ich die Tür. Puh. Ich zog den Plan heraus, den ich von Litkey
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