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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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es
wissen will, weil ich mich bereits in diesem glücklichen Zustand
befinde, den Sie anstreben – ich habe eine Familie, um die ich
mich kümmern muß.
    Ich möchte von Ihnen wissen, was los ist, und warum diese
Startanlage so wichtig ist.« Mit interessiertem Blick beugt
Hassan sich nach vorn. Klieg glaubt dem Mann aufs Wort. Es besteht
kein Zweifel daran, daß Hassan absolut aufrichtig ist, und
obwohl im Grunde alles nur gespielt sein könnte, würde
Klieg in diesem Fall dagegen wetten.
    Zum einen hat Hassan nämlich genau das, was Klieg will. Der
Mann ist auch nicht mehr hinter dem Geld her als Klieg. Und es
versteht sich auch, daß Hassan eine Direktverbindung zur Quelle
haben möchte, wenn auf seinem Territorium etwas Mysteriöses
vorgeht.
    Klieg nimmt einen Schluck Tee und geht dann ein kalkuliertes
Risiko ein. »Ich würde mich gern durch einen Anruf davon
überzeugen, daß die Verhandlungen sich
erwartungsgemäß entwickeln. Und wenn die Partnerschaft
sich dann auch in jeder anderen Hinsicht als zufriedenstellend
erweist, nun, dann ist die Sache perfekt, und ich erzähle Ihnen
alles.«
    Hassan nickt zustimmend, und ein Leibwächter erscheint mit
einem Telefon für Klieg. Er wählt durch, stellt einige
Fragen und erhält die gewünschten Antworten. Hassans Preis
ist zwar hoch, aber wenn es sich wirklich nur um eine einmalige
Zahlung handelt, wenn sie nicht jedesmal neue Bestechungssummen,
Genehmigungsgebühren und Zahlungen aushandeln müssen, dann
ist Hassan wirklich günstig, wobei noch nicht einmal die
eingesparte Zeit berücksichtigt ist, wenn die Arbeiten nicht
mehr von Polizei und Armee unterbrochen werden. »Gut, dann
schließen Sie ab, Jerry, scheint so, daß die Sache klar
geht«, sagt Klieg, legt auf und wendet sich wieder Hassan
zu.
    »Vor einigen Wochen wurde eine riesige Menge Methan
freigesetzt…«, eröffnet er, und nach einer halben
Stunde ist Hassan nicht nur über alles orientiert, sondern zeigt
ein warmherziges Lächeln, dessen Bedeutung Klieg sehr gut
versteht. Es geschieht nämlich nicht jeden Tag, daß ein
angehender globaler Monopolist hereinspaziert und ihn um Hilfe
bittet.
    Sie verabreden sich zum Abendessen und unterhalten sich dann noch
über viele andere Dinge; Klieg erhält
Hintergrundinformationen über die sibirische Regierung, wobei
ihn das auch nicht mehr anwidert als die Gepflogenheiten in
Washington oder bei den UN, stellt aber fest, daß hier doch
härter und brutaler taktiert wird und beschließt daher,
sich nicht in Schwierigkeiten zu begeben.
    Der restliche Vormittag wird dem Tee und Gesprächen über
alte Filme gewidmet; Hassan begeistert sich genauso dafür wie
Klieg. Es wäre jedoch auch vorstellbar, daß er sich
für das Treffen mit Klieg entsprechend präpariert hat und
die Nummer gut spielt. Mehr kann man im Grunde aber auch nicht
erwarten.
     
    »In Ordnung«, sagt Di Callare am Telefon zu Carla Tynan.
»Ich kann dir alle benötigten Daten beschaffen. Aber
dadurch wird es auch nicht einfacher.«
    »Louie glaubt auch, daß sie ihm auf der Spur
sind«, meint sie. »Und ohne ihn kommen wir nicht an die
authentischen Daten heran. Also, Di, was sagst du nun zum Wirbelsturm
›Clem‹? Über einen solchen Zeitraum und eine solche
Entfernung ist noch kein Sturm in der Geschichte des Pazifik
gewandert.«
    »Er greift auch weiter nach Norden aus«, ergänzt
Di. »Wir wissen nicht viel über das Verhalten von
Stürmen nördlich des dreißigsten Breitengrads. Dort
oben ist es zu kalt, um ihre Dynamik aufrechtzuerhalten, und neue
Energie wird ihnen schon gar nicht mehr zugeführt. Nach unserem
bisherigen Wissensstand verhält er sich für einen riesigen
Sturm über einem wannen Ozean völlig normal.«
    »Er ist der Coriolis-Kraft entgegengerichtet…«
    »Aber sein Kurs deckt sich mit der Strömung«,
erwidert Di nüchtern. »Und weil er sich jetzt so weit vom
Äquator entfernt hat, erhalten wir nicht die erforderlichen
Daten – die über dem Äquator stehenden Satelliten
erfassen ihn nicht, die Japaner rücken ihre Daten nicht heraus,
Sibirien und Alaska betreiben anscheinend überhaupt keine
Aufklärung, und wir versuchen noch immer, einen mobilen
Satelliten in den polaren Orbit zu schießen – die
Regierung scheut die Investition, und weil die gesamte kommerzielle
Nutzlast, die von Kingman Reef hochgeschickt werden sollte, nach
Aruba und Edwards zurückverlegt wurde, sind keine
Kapazitäten mehr frei, es sei denn, sie werden beschlagnahmt.
Wir haben also keine

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